Praxis Dr. Angenete

Welch ein Glücksfall, dass der Arzt Dr. med. Wilhelm Angenete (1890 – 1984) und seine Schwester Else dem Heimatverein die heute denkmalgeschützten Häuser in der Kökerstraße vermachten. Heute befindet sich darin das Stadtmuseum, das wir immer wieder gern aufsuchen und in dem wir stets Neues entdecken.

In der Schenkung an den Heimatverein war auch das gesamte Praxismaterial des langjährig praktizierenden Arztes Dr. Angenete enthalten, so dass wir uns heute besonders auch optisch erinnern dürfen an das Leben und Wirken in der alten Praxis. Deshalb ist es auch sehr viel einfacher, sich ein Bild zu machen aus der alten Zeit, denn man fühlt sich mittendrin in einer Sprechstunde. Man hat den Eindruck, als habe Dr. Angenete gerade erst seine Praxisräume verlassen. Sein Stethoskop liegt auf dem kleinen, als Arbeitstisch umfunktionierten Küchentisch.

Das Praxiswaschbecken mit einer besonderen Armatur für die Armbedienung stammt aus der Zeit um 1930. Schon damals war man darauf bedacht, Hygieneregeln einzuhalten und jeden Patienten mit keimfreien Händen zu betreuen. Aus der gleichen Zeit gibt es einen Arztkittel mit dem Namenszug von Dr. Angenete, ein Kleidungsstück als Zeitzeuge.

Aus dem ehemaligen Behandlungszimmer stammt unter anderem auch das Skelett. Heute werden anatomische Modelle aus Kunststoff hergestellt, deshalb ist das Skelett im Stadtmuseum etwas Besonderes, denn es besteht noch aus menschlichen Knochen. Wer mag wohl dieser Mensch gewesen sein, der seinen Körper in den Dienst der Wissenschaft gestellt hat, könnte man sich fragen.

Ein Bücherschrank voller Fachliteratur findet sich genauso in der Praxis, wie ein alter Küchenstuhl, der als Behandlungsstuhl diente und die Bescheidenheit des Arztes widerspiegelt, die ihm nachgesagt wird.

Beim weiteren Umsehen stoßen wir auf Erinnerungsstücke – medizinische Instrumente und Verbandsmaterial – aus seiner Zeit als Militärarzt in beiden Weltkriegen, u. a. mit Einsatzorten zwischen Finnland und der Ukraine.

Viele, jedoch längst nicht alle Exponate stammen aus dem Hause Angenete. Da gibt es z. B. im Wartezimmer – dieses stammt aus der Zeit von 1900 bis 1920 – den Wiegestuhl, eine Personenwaage aus den Anfängen des 20. Jh., die einst zum Inventar einer Arztpraxis in Leipzig gehörte.

Durch unseren Besuch haben wir wieder einen Einblick in die alte Zeit bekommen und können uns recht gut vorstellen, wie es damals gewesen sein könnte. Das Stadtmuseum ist immer einen Besuch wert, deshalb gehen auch wir vom CARL immer wieder gern hin.