Die Boogie Woogie Brothers

Wir sitzen im legendären Farmhouse Jazzclub in Harsewinkel und Dennis und Jan Koeckstadt werden ein wenig nostalgisch. Denn hier haben die als Boogie Brothers bekanntgewordenen Brüder nicht nur zahlreiche Konzerte gespielt, hier hatten sie ihr musikalisches Erweckungserlebnis. 

Dennis machte seine ersten Tastenschläge auf Keyboard und Orgel und wechselte später zum Klavier. Jan begann mit sieben Jahren Schlagzeug zu spielen und orientierte sich an Hard Rock Bands wie AC/DC. Beide vertieften ihre musikalischen Fertigkeiten durch den Besuch der »Schule für Musik« in Gütersloh.
Ihr Vater, Wolfgang Koeckstadt, erkannte das musikalische Talent und nahm seine Söhne 1993 mit zu einem Konzert der Boogie-Woogie Company im Farmhouse Jazzclub. Beide erinnern sich noch heute daran, wie sie staunend über die Balustrade schauten und der groovende Sound ihnen eine völlig neue Welt eröffnete. Und sie beschlossen: Diese Musik wollen wir spielen.  

Das Problem war nur, dass zu dieser Zeit kaum gedruckte Boogie-Woogie-Noten existierten – zumindest in Deutschland. Es gab keine Video-Tutorials und auch ihr Musiklehrer in der Musikschule an der Feldstraße war irgendwann überfragt. Boogie-Woogie lernt man wie das Kuchenbacken nach Omas Rezept – durch Abschauen und Nachspielen, wie Dennis sagt. Ihr Musiklehrer Andreas Gotthilf, dem sie sehr viel verdanken, empfahl, Unterricht bei Boogie-Woogie-Musikern zu nehmen.

Und so besuchten die Brüder Konzerte von Legenden wie Frank Muschalle, Axel Zwingenberger oder Vince Weber. Frank Muschalle war der erste Mentor und offen dafür, die Jungs zu unterrichten. Überhaupt reihen sich in diesem Gespräch die berühmten Namen der Boogie Woogie Szene wie selbstverständlich aneinander. Aber keine Spur von Starallüren, weder bei den Legenden noch bei den beiden Güterslohern.

Die gaben ihre ersten Schulkonzerte in der Aula des Städtischen Gymnasiums – übrigens zusammen mit Max Oestersötebier, heute Frontmann der Sazerac Swingers. Einer ihrer ersten Unterstützer war übrigens Dieter Strothenke, Inhaber des Gütersloher Weinhauses. Sie spielten gemeinsam mit der Stingray Blues Gang sowie mit Uli Twelker in der »G-Town Boogies« Formation, traten in fast allen Lokalitäten in Gütersloh und bei öffentlichen Veranstaltungen wie Weihnachts- oder Schinkenmarkt auf und professionalisierten ihr Spiel immer weiter. Als Boogie Brothers brachten die beiden den Boogie-Woogie ganz offiziell nach Gütersloh.

Nach dem Abitur entschloss sich Dennis, Tontechniker zu werden. Das Studium absolvierte er in Berlin, wo er in der »WG« von Europas anerkanntestem Blues-Pianisten Christian Rannenberg ein Zimmer bezog. Rannenberg wurde sein Mentor. In Berlin lernten Dennis und Jan den Chicagoer Bluesmusiker Aron Burton kennen, der schon mit den ganz großen Stars wie Ike und Tina Turner sowie Blues-Urgesteinen, wie B.B. King, Muddy Waters oder Freddie King zusammengearbeitet hatte. Jan hatte derweil in Gütersloh und Umgebung den Boogie- Woogie mit Dennis‘ Schüler Benjamin Bobe weiter fortgeführt und studierte Medieninformatik. Die Sticks hat er aber nie zur Seite gelegt. Der regelmäßige Besuch bei seinem Bruder in Berlin brachte auch ihn immer tiefer in die Bluesszene und prägte seinen Schlagzeug-Stil entscheidend. Mit 18 wurde er ein festes Mitglied der bekannten Gütersloher Bluesband Barfly mit Gerry Spooner, die bis heute regelmäßig auftritt. 


Nach der Berlin-Zeit zog Dennis nach Hildesheim. 2003 wurde er Mitglied der legendären Bluesband B.B. & The Blues Shacks, mit der er bis 2015 um die Welt (Los Angeles, Moskau, Dubai, Kapstadt und Melbourne) tourte. Gelegentlich begleitete Jan die Band auch. Neben seiner Band Karriere hatte Dennis auch noch Zeit, 2004 in Hildesheim die Boogie-Bar zu gründen, in der bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie alle zwei Wochen Konzerte mit vielen namhaften Künstlern stattfanden. Ohne Musik geht es natürlich auch heute nicht. Dennis und Jan spielen nach wie vor Konzerte auf unterschiedlichen Veranstaltungen, Festivals oder in Jazzclubs. Die musikalische Karriere hat die beiden auf die unterschiedlichsten Bühnen in ganz Europa geführt. Nicht nur in Clubs wurde gespielt, sondern auch auf Schiffen, in Zügen, auf Inseln, und sonstigen außergewöhnliche Örtlichkeiten.  

Aktuell sind Dennis und Jan in mehreren Formationen aktiv mit Künstlern wie Dieter Kropp, Mickey Meinert, Abi Wallenstein, Till Seidel und weiteren Größen der Szene und haben bisher geschätzt über 4000 Konzerte gespielt. Vor kurzem traten sie nicht nur als Boogie Brothers beim Release-Konzert des neuen Sazerac-Swingers Album in der Stadthalle auf, sondern sind auch feste Mitglieder der bekannten Gütersloher Jazzband. Und damit schließt sich ein Kreis: Wie am Anfang ihrer Musikerlebens und nach Ausflügen in die ganze Welt jamten Dennis, Jan und Max wieder zusammen in einer Band. Davon abgesehen spielen Dennis und Jan als Boogie Brothers gerne auch bei Geburtstagen, Jubiläen und anderen Feiern. Und das mit absoluter Gute-Laune-Garantie.