Der Handwebstuhl

Im Backsteinhaus des Stadtmuseums Gütersloh gibt es einen Bereich, der einem ehemals sehr wichtigen Gütersloher Industriezweig gewidmet ist: Der Weberei.

Ab dem 19. Jahrhundert gab es in Gütersloh zahlreiche Webereien. Vorher war die Produktion von Textilien traditionell organisiert. In Heimarbeit wurde gesponnen und Leinen gewebt. Der Flachs, der verarbeitet wurde, kam überwiegend aus dem Ravensberger Land. Der im Museum ausgestellte Handwebstuhl – soviel weiß man – stammt aus Jöllenbeck. Auch, dass er etwa auf das Jahr 1840 datiert werden kann und ursprünglich für die Herstellung von Leinenstoffen genutzt wurde. Aber auch Seidenstoffe für die Firma Delius (das Hauptwerk befand sich in Bielefeld) sollen damit gefertigt worden sein. Webmeister Siegfried Brose, den Ihr auf diesen Seiten seht, restaurierte den alten Handwebstuhl mithilfe eines Arbeitskollegen von der Firma Güth & Wolf. Bis auf das Gestell wurden alle anderen Teile in handwerklicher Gemeinschaftsarbeit originalgetreu restauriert.

Eine der aufwendigsten Arbeiten ist das Einziehen der Kettfäden durch die Litzen der Schäfte (»vorrichten«). An diesem Webstuhl sind es 742 Leinenfäden, die von Brose und einem Kollegen in mehrstündiger Arbeit eingerichtet wurden. Wo Kett- und Schussfäden sich kreuzen, entsteht ein Gewebe. Das Schiffchen mit Schussgarn wird mit sogenannten Treibern durch das Webfach »geschossen«. Die Treiber befinden sich an beiden Seiten des Webstuhls im Schützenkasten, verbunden mit einer Schnurvorrichtung. Der Weber bringt durch einen ruckartigen Zug an der Schnur den Treiber in Bewegung. Bis 2013 führte Siegfried Brose den BesucherInnen regelmäßig die Fertigkeit des Weberhandwerks vor.
Nach der Pandemie wird seine Nachfolgerin Helma Trunschke, Lehrbeauftragte für Textilgestaltung, wieder regelmäßige Webvorführungen veranstalten. Wir freuen uns darauf.