360° Virtuelle Ateliers

Für Künstler war es durch die Corona-Krise schwer, sich und ihre Arbeit zu präsentieren. Der Fachbereich Kultur der Stadt Gütersloh hat sich aus diesem Grund etwas Fantastisches einfallen lassen, was lokal ansässigen Künstlern Aufmerksamkeit und uns, den Betrachtenden, Freude schenkt: 360-Grad-Rundgänge durch Künstlerateliers. Die Resonanz auf die Ausschreibung war recht hoch. Letztlich wurden fünf Kunstschaffende aus ca. 20 Bewerbungen, ausgewogen im Profi- und Hobbybereich, durch eine externe Kuratorin, Birgit Laskowski, und den Fachbereich Kultur ausgewählt. Bei den Künstlern zeigen sich verschiedene Arbeitsweisen. Interessant ist auch die Unterschiedlichkeit der Ateliers. Der virtuelle Rundgang ermöglicht uns einen spannenden Blick hinter die Kulissen, zu dem jeder eingeladen ist. Hier stellen wir die verschiedenen Künstler kurz vor:

Jörn-Peter Lorenz
sucht und findet seine Materialien auf Schrottplätzen, Floh- und Trödelmärkten. Altmetalle und Alltagsgegenstände werden hier zu außergewöhnlichen Kunstobjekten. Der Künstler schöpft aus der Fülle an Resten unserer Überflussgesellschaft und komponiert seine Fundstücke zu fantasievollen Arrangements – Plastiken, mosaikartig zusammengesetzten Bildern und wiederbelebten Gebrauchs-Gegenständen. Nach und nach wandelt sich seine »Kunstwerkstatt Lorenz« in Gütersloh selbst in ein anwachsendes buntes »Gesamtkunstwerk«.

Bettina Kottmann
Die Bildhauerin Bettina Kottmann lässt sich von den Vorgaben ihrer Werkstoffe, Hölzer aller Art, leiten. Im Atelier in Rheda-Wiedenbrück entstehen ihre abstrakten Skulpturen. An den fertigen Objekten sieht und spürt man, dass hier eine genaue Beobachtung der Beschaffenheit und Maserung des Rohlings vorangegangen ist. Es scheint, als habe das Werkstück die Richtung vorgegeben. Perfekt ist die vielfältige Deutungsmöglichkeit aus verschiedenen Perspektiven. Bei all ihrer Perfektion strahlen die Skulpturen eine lebendige Wärme aus durch wechselnde Strukturen und Farben der Hölzer.

Heinz Schößler
»Kunst im Stall«: So betitelt Heinz Schößler sein Atelier, das in alten Ziegen- und Schweinestallungen in Harsewinkel eingerichtet ist. Schößler widmet sich der freien Malerei in verschiedenen Medien – in jüngerer Zeit ist es vorwiegend Acryl und Jaxonkreide, die er in experimentierfreudig miteinander zur Wirkung bringt. Im Wechsel von bildhafter Darstellung und Abstraktion wird der Raum von den Formen und Farben erobert. Die Kompositionen wirken einerseits abgeschlossen und andererseits weiter in einer Entwicklung befindlich und halten so eine große Spannung. Stundenlang kann man diese Kunstwerke betrachten.

Jörg Spätig 
Jörg Spätig arbeitet im Atelierhaus »DaunTown« in Borgholzhausen, das ihm auch großzügige Fläche auf dem Außengelände zur Verfügung stellt. Seine fantasievollen figurativen Werke bestehen aus den unterschiedlichsten Materialien – Metall, Holz, Epoxidharz und Ziermetallen. Die Figuren, mystische und märchenhafte Wesen, erzählen geheimnisvolle Geschichten, es bleibt viel Raum für eigene Gedanken. Der gestalterische Prozess bleibt in den Oberflächen der Werkstoffe sichtbar, die Entscheidungen des Künstlers zwischen Aufbau und Wegnahme, Umformung und Ergänzung wirken noch in der fertigen Gestalt nach. 

Franziska Jäger
Franziska Jäger malt in Acryl auf Leinwand, fertigt aber auch Druckgrafik. Ein Blick in ihr Atelier in Harsewinkel vermittelt uns einen Eindruck ihres kreativen Wirkens. Die ausdrucksvolle Malerei ist gegenständlich. Raffinierte Wechsel zwischen stärker ausgearbeiteten und freien Bildpartien lassen dem Betrachter Freiraum für eigene Interpretationen. Eine 100 Jahre alte Wäschemangel findet hier noch als Druckpresse Anwendung.