Das Weberhäuschen

Das sog. Weberhäuschen an der Münsterstraße ist das letzte Überbleibsel einer bis Anfang der 1960er Jahre fast geschlossenen Fachwerk- und Schieferhausbebauung. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Münsterstraße sehr idyllisch und dörflich. Der Charme der kleinen Straße fiel dem Modernisierungswahn, der Platz für Autos schaffen wollte, zum Opfer. Das Weberhäuschen und seine Besitzer haben dem zum Glück widerstanden und so zählt das kleine Fachwerkhaus zu den wenigen noch erhaltenen alten Gebäuden in Gütersloh.

Das Weberhäuschen wurde 1649, kurz nach dem 30jährigen Krieg, als Vierständehaus errichtet. Es ist das älteste Gütersloher Ackerbürgerhaus und steht seit 1984 in der Denkmalliste. Der Erbauer des Hauses ist nicht bekannt, im Laufe der Jahrhunderte wohnten hier die unterschiedlichsten Menschen – von Pfarrer Schlüter über Tischler Ruhenstroth bis hin zum Brennmeister Bollweg.

Das Nachbarhaus, in dem der Restaurator Christoph Winkler wohnt, ist zwar noch älter, aber es stand ursprünglich an einem anderen Platz und wurde »umgezogen«. Der bekannte Maler Woldemar Winkler und seine Frau Margret, die Eltern von Christoph Winkler, hatten das Haus 1953 gekauft. Sie setzten das 1944 bei einem Bombenangriff schwer beschädigte Dach wieder in Stand und eröffneten ein Geschäft, das im Laufe der Jahre zu einem beliebten Anlaufpunkt für Kunst- und Kunsthandwerkliebhaber wurde.

Margret Winkler webte Stoffe und Teppiche – daher auch der Name »Weberhäuschen«. Woldemar Winkler hatte hier eine Grafikwerkstatt. Später kam noch der Handel mit Antiquitäten dazu. In den 90er Jahren wurde das Geschäft aufgelöst. Woldemar und Margret Winkler setzten alles daran, das Weberhaus zu erhalten und immer die passenden Pächter mit einem Gefühl für das historische Haus zu finden.

So war hier von 1993 bis 2008 »Kräuter Fischer« ansässig. Der Kräuter- und Teehandel passte mit seinem Angebot gut in das niedliche Häuschen. Nach der Aufgabe des Geschäftes folgte eine gründliche Renovierung des 200 Quadratmeter großen Hauses. Dem Fachwerk wurde wieder mehr Ursprünglichkeit gegeben, Balken wurden ausgewechselt und die Giebelfront restauriert. 2016 wurden das Dach und der vordere Giebel erneuert – wie alle Renovierungsmaßnahmen in enger Abstimmung mit dem Denkmalbehörde. Heute befindet sich die Buchhandlung Markus in den kleinen verwinkelten Räumen. Und für Literatur ist das Weberhäuschen ein perfekter Rahmen.