Das erste Gütersloher Krankenhaus

Die Geschichte des ersten Gütersloher Krankenhauses, das dort stand, wo sich heute das Hermann-Geibel-Haus an der Berliner Straße befindet, beginnt mit der Barthschen Stiftung, dem Vermächtnis des Kaufmanns Heinrich Barth. Er vermachte der Stadt 28.000 Taler, mit denen ein Kranken- und Armenhaus für arme evangelische Einwohner der Stadt Gütersloh gebaut werden sollte (und sorgte mit seinem Erbe z.B. auch dafür, dass das sog. Alte Rathaus gebaut wurde).

Nach seinem Tod wurde im Oktober 1862 das Alte Evangelische Krankenhaus mit 13 Betten an der Berliner Straße in Betrieb genommen. Ein Großteil der Insassen waren jahrzehntelang altersschwache oder arbeitsunfähige Arme. Dem Haus standen zwei Diakonissen vor, die die Krankenpflege mit Unterstützung von Frauen aus der Stadt besorgten. Hausarzt war Sanitätsrat Dr. Stohlmann, der gleichzeitig Armenarzt war. Die Gesamtzahl der jährlich behandelten Kranken schwankte in den ersten drei Jahrzehnten zwischen 70 und 100 Personen. Behandelt wurden Typhus, Tuberkulose, Gicht, Nierenleiden, Schlaganfälle oder Krätze. Auch Unfälle wurden aufgenommen. Eine große Herausforderung war die Pocken-Epidemie in den Jahren 1872/73, die u.a. zur Errichtung einer Quarantäne-Station führte.

Da der Bedarf an Pflegeplätzen weiter stieg, entschloss sich der Verwaltungsrat im Januar 1900 zu einem Erweiterungsbau. So entstand Raum für 18 Betten, ein Operations- und Ärztezimmer, eine Leichenhalle und einen Betsaal. Die 1914 beschlossene Vergrößerung des Hauses wurde durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges verhindert. Nach dem Krieg genügte das Krankenhaus den Ansprüchen kaum noch und es wurde immer deutlicher, dass auf einem neuen Grundstück ein Neubau nötig war. Das entsprechende Grundstück an der Reckenberger Straße wurde 1920/21 erworben. Doch aufgrund der Inflation und der Abnahme des Stiftungsvermögens konnte das neue Haus erst 1931 erbaut und 1932 bezogen werden. Von nun an verfügte das Krankenhaus über zwei Gebäude, deren Trägerschaft die Stadt Gütersloh 1939 übernahm.

Der Krieg verschonte das neue Gebäude weitgehend, das alte Haus wurde bei einem Bombenangriff beschädigt. Die Engländer beschlagnahmten das neue Krankenhaus nach Kriegsende und gaben es nach etwa einem Jahr wieder frei. In dieser Zeit waren die Patienten im alten Haus untergebracht. Der Bettenbedarf stieg, so dass die Zahl von 269 Betten in beiden Häusern durch einen Erweiterungsbau 1953 auf 395 Betten erhöht wurde. 

In den 60er Jahren erfolgte am neuen Krankenhaus ein Erweiterungsbau, mit dem Personalwohnungen und weitere Pflege- und Behandlungsräume geschaffen wurden. Eine moderne Röntgenabteilung und eine Bibliothek gehörten seitdem zur Ausstattung. 1969 wurde durch den Neubau des Bettenhauses die Bettenzahl auf 430 erhöht. Das Stammhaus an der Berliner Straße war nach damaliger Ansicht nicht mehr sinnvoll zu nutzen, wurde 1969 abgerissen und durch ein modernes Altenheim ersetzt. 

Mit großen Investitionen ging es in den 80er Jahren weiter. 1983 erhielt der Operationstrakt fünf Operationssäle, zwei Intensivstationen und eine Aufwachstation. Zusätzlich werden die Radioonkologie  sowie die Apotheke und eine Zentralsterilisation angegliedert. 1987 wurde die Liegendanfahrt und die Notaufnahme fertiggestellt. 1988 entstand eine Kinderstation. Dazu kam eine Patientenbibliothek. In den 1980er Jahren wurde das Krankenhaus um wichtige Einrichtungen ergänzt. Ganze Stockwerke wurden umgebaut und modernisiert. Ende der 80er Jahre kamen die Kinderstation und eine Patientenbibliothek. Der Eingangsbereich wurde umgestaltet und ein Besucher-Restaurant errichtet.

Das Bettenhaus wurde modernisiert und mit Zweibett-Zimmern und Nasszellen ausgestattet. 2004 fiel der Startschuss für das neue Bettenhaus Süd, in dem seit Dezember 2007 126 Patienten der Allgemein-, Vizeral-, Gefäß- und Unfallchirurgie sowie der Urologie versorgt werden. 2005 fusionierte das Evangelische Krankenhaus im benachbarten Rheda mit dem Städtischen Klinikum Gütersloh und wurde bis zur Schließung im Jahr 2013 als Nebenstelle weitergeführt. 

Organisatorisch änderte sich erst 2009 etwas Grundlegendes. Das seit 1939 als städtischer Eigenbetrieb geführte Städtische Klinikum Gütersloh wurde durch Ratsbeschluss in eine gemeinnützige GmbH überführt. Dem folgte auch ein erneuter Namenswechsel in »Klinikum Gütersloh«. Das alte Personalwohnheim machte 2010 Platz für ein ambulantes Ärztehaus. 2013 wurde ein weiteres Ärztehaus inkl. Tiefgarage fertiggestellt. Der zweite Linksherzkathetermessplatz und die Strahlentherapie wurden eingeweiht.

In den 158 Jahren seines Bestehens hat sich das Klinikum Gütersloh von einem Krankenhaus zur Grundversorgung zu einem Magnetkrankenhaus entwickelt, das PatientInnen aus der ganzen Region betreut. Zertifizierte Kliniken, hervorragende MitarbeiterInnen und die modernste Ausstattung garantieren eine Behandlung auf höchstem Niveau, bei der immer die Patienten im Mittelpunkt stehen.