Telefonieren in guter Gesellschaft

Wir alle vermissen in dieser Zeit Kontakte und Treffen. Für Senioren ist es zum Teil noch schwerer, Freunde und Mitmenschen regelmäßig zu kontaktieren. Deshalb hat die Initiative »Zeitwerk – für das Leben im Alter«, in der Caritas und AWO seit 2006 zusammenarbeiten, die Telefonkette ins Leben gerufen.

Mechtild Reker (Caritas) und Doris Weißer (AWO) treiben die Projekte bei »Zeitwerk« voran. Doris Weißer: »Telefonketten gibt es bereits. Wir haben das Format aufgenommen und verändert.« Das Grundformat ist ein kurzer wichtiger Kontrollanruf, um zu hören, ob alles in Ordnung ist. Dieses wurde um den Faktor Zeit erweitert: Zeit zum Erzählen und Zuhören. 

Und das funktioniert ganz einfach: Eine Kette besteht aus vier bis sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich der Reihe nach immer zu zweit am Telefon unterhalten. Zu einem vorher verabredeten Zeitpunkt ruft Nummer 1 bei Nummer 2 an. Man plaudert 15 bis 20 Minuten, dann ruft Nummer 2 bei Nummer 3 an. Wieder wird ein Schwätzchen gehalten und die Kette setzt sich durch einen Anruf von Nummer 3 bei Nummer 4 fort – und so weiter. Das letzte Glied der Kette telefoniert zum Abschluss noch einmal mit Nummer 1. Damit haben schließlich alle Beteiligten zwei Gespräche geführt.

Die erste Telefonkette startete im April letzten Jahres und alle Teilnehmenden sind weiterhin begeistert dabei. Zwar mussten sich alle erst einmal in das Format einfinden, aber nach Überwindung der ersten kleinen Hemmschwelle wurde fleißig drauflos geplaudert. Mittlerweile findet die erste Telefonkette sogar zweimal die Woche statt. Und alle empfinden sie als Bereicherung. Auch Werner Schermeier ist begeistert. Er ist Mitglied der 2. Telefonkette, die im Laufe des letzten Jahres etabliert wurde, und schätzt die Erweiterung seines Bekanntenkreises sehr. Gerne unterhält er sich bei den Telefonaten über seine Leidenschaften Geschichte, Kunst und Musik. Die Telefonkette ist ein
wichtiger und geliebter Bestandteil seines Alltags geworden.

Mechtild Reker ist sich sicher, dass weitere Telefonketten zu den bestehenden hinzukommen. Interessierte sollten sich auf jeden Fall bei Ihr melden. »Das Einzige, was man tun muss: die Hemmschwelle überwinden und sich drauf einlassen.« Zudem gibt es Überlegungen, demnächst auch über Videokonferenzen Menschen zusammenzubringen. Damit wir auch in der Pandemie nicht den Kontakt zueinander verlieren.