Carl zu Besuch bei Bettina Pieck

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Singen glücklich macht. Bettina Pieck ist der beste Beweis dafür. Sie, ihr Mann Sigmund Bothmann und die beiden Söhne leben für und mit der Musik. Das merkt man schon beim Betreten ihres Hauses am Alten Kirchplatz. Direkt hinter dem Eingang geht es ins Musikzimmer. Bettina Pieck setzt sich entspannt an den Flügel und wir kommen in den Genuss ihrer warmen Stimme. Später nimmt sie noch die Gitarre zur Hand und singt ein paar Volkslieder. 

Ja, man kann wirklich sagen, dass Musik ihr Leben ist. Die gebürtige Plettenbergerin bekam schon früh Orgelunterricht und studierte Evangelische Kirchenmusik an der Hochschule für Musik in Detmold. Von 1996 bis 2002 war sie hauptamtliche Kantorin der Evangelischen Kirchengemeinde Schloß Holte-Stukenbrock. Parallel dazu studierte sie Gesang in Detmold. Sie sang auch in Operninszenierungen , zwei Spielzeiten lang verkörperte sie die Marzelline in der „Hochzeit des Figaro“ von Mozart. Aber richtig zu Hause fühlt sie sich eher im Lied und im Oratorium. 

Seit 2002 ist sie Mitglied des Rundfunk-Chors Berlin. Seitdem steigt sie jeden Morgen um 7 Uhr in den ICE nach Berlin-Spandau, probt im Haus des Rundfunks und dann geht es wieder zurück nach Gütersloh. Was viele vielleicht als Stress empfinden würden, ist für Bettina Pieck einfach ideal: Das Wechselspiel zwischen Arbeit in der Großstadt und Ruhe und Geborgenheit in Gütersloh macht sie einfach glücklich. 

Für Bettina Pieck ist Gütersloh ihr Lebensmittelpunkt. Hier lebt sie mit ihrer Familie. Und hier steht die Arbeit mit der Choralsingschule im Zentrum. In Gütersloh hätten das Singen und die Chöre einen sehr hohen Stellenwert. Das fände man an ganz wenigen Orten in Deutschland. 

Lachend sagt sie, dass der Kantorenhaushalt total ausgelebt werde. Denn sie unterstützt auch ihren Mann, der Kantor der Evangelischen Kirchengemeinde ist und den Bachchor Gütersloh und den Knabenchor Gütersloh leitet. Auch die beiden Söhne, Goldmund und Orpheus, machen Musik (als Chorsänger und Instrumentalisten) und natürlich musiziert die Familie regelmäßig zusammen. Als Gesangsdozentin hat Bettina Pieck u.a. Kieran Carrel unterrichtet, der mittlerweile sehr erfolgreich als Sänger ist. 

Der Rundfunkchor habe ihr einen Blick über den Tellerrand eröffnet. Sie war weltweit mit dem Chor unterwegs für Konzerte in Australien, China, Nord- und Südamerika und ganz Europa. Bei den Reisen wird zudem intensiv mit Laienchören zusammengearbeitet. All das sei unglaublich erfüllend und fehle ihr zurzeit. 

Auch Konzerterlebnisse wie etwa das »Human Requiem« vermisse sie sehr. Bei diesem Stück ist die Trennung zwischen Bühne und Zuschauerraum aufgehoben, das Publikum sitzt nicht frontal vor dem Klang, sondern steht mittendrin. Die SängerInnen bewegen sich um die Zuhörenden. Dieses Stück gehe wirklich unter die Haut. Bei allen Einschränkungen habe man aber auch in der Pandemie neue Wege gefunden. Und Bettina Pieck ist zuversichtlich, dass wir gestärkt aus der Krise finden. 

In ihrer wenigen Freizeit ist Bettina Pieck begeisterte Köchin, was man der großen gertenschlanken Frau wirklich nicht ansieht. Das läge daran, dass sie regelmäßig ins Fitnessstudio geht, sagt sie schmunzelnd. In diesem Jahr hat die gesamte Familie zudem das Segeln als Hobby entdeckt, Segelscheine gemacht und ist auf der Ostsee geschippert. Ein weiteres Hobby ist das Skifahren, das ebenfalls gerne im Familienverband ausgeübt wird. Wir sind sehr beeindruckt von dieser musikalischen Familie. Von Musik beseelt und fest entschlossen, demnächst selbst mehr zu musizieren, verlassen wir das Haus Am Alten Kirchplatz.