Die Puppenkünstlerin

Jedes Kind liebt sie: Puppen, die an Schnüren hängen und sich etwas ungeschickt aber sehr liebenswert bewegen. Marionetten sind mehr als eine nostalgische Kindheitserinnerung, stellen wir bei einem Besuch in der Werkstatt der Künstlerin Gabi Dellinger fest. Für die Wahl-Bielefelderin sind sie Beruf und Berufung zugleich. 

Die Puppenbauerin lädt uns freundlich in ihr Atelier ein und gewährt uns Einblicke in ihre handwerklich anspruchsvolle und kreative Arbeit. Beim Umschauen entdecken wir ganz unterschiedliche Marionetten, die uns mal verschmitzt, mal ernst, mal fröhlich entgegen blicken. Der Fantasie sind bei Gabi Dellinger wirklich keine Grenzen gesetzt. Mit Jahrzente langer Erfahrung kreiert sie immer wieder neue Puppen und lässt sich dabei auch von aktuellen Trends leiten. Klassische Figuren, die wir aus dem Kasperletheater kennen, sind natürlich dabei: der Polizist, der Zauberer, Hexen und der Clown. Daneben kecke Kindergesichter mit bunten Kleidern und üppigem Haar, Tiermarionetten wie Elefanten oder Hasen, Ärzte, Bauarbeiter, Feen und viele mehr. Wir staunen über den authentischen Ausdruck dieser kleinen Personen. Sie zeigen ganz eigene Charakteristika und viele wirken fast menschlich.

Die studierte Grafik-Designerin zeigt uns, welche Schritte nötig sind, um die beeindruckenden Figuren zu erschaffen. Los geht es mit dem Kopf. Das Gesicht drückt den Charakter der Puppe aus und wird mit viel Sorgfalt modelliert. Mit einem Holzstäbchen drückt sie in die Modelliermasse Augen, Nase und Mund, Grübchen und Falten hinein. 

Ist der Ausdruck so wie gewünscht, wird der Kopf immer wieder gedreht und von allen Seiten betrachtet, damit er symmetrisch ist. Aus demselben Material entstehen auch die Hände und die Füße. Gabi Dellinger zeigt uns ihre Regale, aus denen uns herrlich echt aussehende Gesichter anschauen. Daneben eine große Sammlung verschiedener Hände. Manche greifen nach einem Gegenstand, andere liegen brav nebeneinander in einer Reihe. Viele Accessoires hat die Marionettenbauerin über die Jahrzehnte gesammelt. Kleine Holzgewehre liegen neben bunten Bauarbeiterhelmen. 

Gevatter Tod wartet auf seine Sense im Miniaturformat und die Waldfee auf ein buntes Kleid aus der umfangreichen Stoffsammlung. Wenn der Kopf einer Marionette ausgehärtet und bemalt ist, geht es an die weiteren Details des Körpers. Der Rumpf, die Beine und die Arme werden aus Holz gefertigt und mit den Extremitäten verbunden. Anschließend kommt die Nähmaschine zum Einsatz. Jedes Kleidungsstück wird in liebevoller Handarbeit genäht und der Figur angepasst. Ist die Puppe angezogen, entscheidet sich Gabi Dellinger für eine passende Haarpracht. Sie hat alle möglichen Farben zu Auswahl und formt daraus Frisuren, Bärte und Augenbrauen. Zufrieden betrachtet sie das Ergebnis. Es ist genauso geworden, wie sie es sich vorgestellt hat. Jetzt ist der große Moment da: erst ganz zum Schluss werden die Fäden des Spielkreuzes mit der Puppe vernäht. Fertig ist eine neue Marionette, über die sich nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene freuen. Natürlich dürfen wir der Puppe auch einmal Leben einhauchen. Mit etwas Übung und Geschick werden auch wir zum Marionettenspieler. In jedem Fall haben wir uns in einige Exemplare bereits verliebt.