Sozial, Nachhaltig, ökologisch – preiswürdig! Die Harsewinkler Holzmanufaktur

In der Holzmanufaktur in der Städtischen Gesamtschule Harsewinkel herrscht Hochbetrieb. Einige Schüler schleifen Holzbretter, andere kleben Furnier auf vorbereitete Platten. Die Stimmung ist super. Alle sprudeln vor Kreativität. Doch in der Holzmanufaktur treffen sich nicht nur Schüler-AGs. Hier wird auch ausgebildet. Wir wollten unbedingt mehr wissen, über dieses coole Konzept, das schon einige Auszeichnungen bekommen hat.

Die Holzmanufaktur Harsewinkel e.V. ist ein kleiner gemeinnütziger Verein mit großer Wirkung. Der Verein bietet Jugendlichen, die normalerweise erhebliche Probleme am Arbeitsmarkt hätten, die Möglichkeit einer Ausbildung an. Wo sich regionale Unternehmen die Ausbildung von FörderschülerInnen nicht zutrauen, schaltet sich die Holzmanufaktur ein.

Die interessierten Absolventen von Förder- bzw. inklusiven Schulen absolvieren das erste Jahr der praktischen Ausbildung in der Holzmanufaktur, lernen die Routinen eines 8-Stunden-Tages kennen und erlernen die Grundlagen der Holzbe- und -verarbeitung. Dieses Basiswissen bereitet sie für die folgenden zwei Ausbildungsjahre in einem Partnerbetrieb vor, in dem sie dann die Ausbildung abschließen und im Idealfall übernommen werden. Träger ist die Fortbildungsakademie der Wirtschaft Gütersloh. 

Die kleine Holzmanufaktur kann vier Auszubildende pro Jahr aufnehmen. Außerdem können hier Berufseinstiegsqualifikationen oder Langzeitpraktika unterstützt werden. Zurzeit absolvieren zwei Auszubildende ihr erstes Ausbildungsjahr in der Holzmanufaktur. Ute Delbrügge, Tischlermeisterin und technische Leiterin, zeigt Dean (16), wie er ein Insektenhotel fertigt. Er bohrt konzentriert Löcher in dicke Holzblöcke. Im Rahmen seiner theoriereduzierten Reha-Ausbildung zum Fachpraktiker für Holzbearbeitung verbringt er sein erstes Lehrjahr an der Holzmanufaktur und ist total glücklich damit.
Im nächsten Jahr wird er dann in einen Partnerbetrieb wechseln. 

Thorsten Kinner, 1. Vorsitzender, Michael Burke, kaufmännischer Leiter, und Dr. Wolfgang Strothmann, pädagogischer Leiter – Vereinsgründer und ehrenamtlicher Vorstand in Personalunion -  sind sehr zufrieden mit der Entwicklung der Holzmanufaktur, die erst vor eineinhalb Jahren an den Start ging. Die professionell ausgestatteten Räume und der beeindruckende Maschinenpark stehen auch allen Grundschülern aus Harsewinkel und Umgebung offen. In eintägigen Workshops können pro Jahr mehr als 800 SchülerInnen der Klassen 2 bis 4 das Arbeiten mit Holz kennenlernen. Die dabei entstehenden kleinen Werkstücke können sich sehen lassen und erfüllen die kleinen Handwerker mit Stolz. In diesem Schuljahr sind bereits alle Workshop-Tage ausgebucht. Die Teilnahme ist kostenlos. Jeder Teilnehmer kann aber freiwillig einen Baumeuro spenden. Von den gesammelten. Baum-Euros werden wiederum Baumanpflanzungen finanziert. Außerdem können SchülerInnen der Sekundarstufe I kostenlose Möbelbau- und CNC-Kurse besuchen und Kenntnisse in der Holztechnik erwerben.

Das Ganze ist ein rundum gelungenes, durchdachtes Konzept, bei dem Nachhaltigkeit oberstes Gebot ist. Die Holzwerkstatt arbeitet ökologisch (Wiederverwertung von Wertstoffen), ökonomisch (Eigenbau von Werkstatteinrichtungen), sozial (Inklusionskonzept) und regional (Einbeziehen von Partnerbetrieben und -schulen und kurze Transportwege). Klasse! Kein Wunder, dass die Holzwerkstatt bereits einige Anerkennungen für dieses Konzept bekommen hat: Den Nachhaltigkeitspreis der Umweltstiftung der Ostwestfälischen Wirtschaft, die Förderung durch VITAL.NRW LAG GT8, die Unterstützung durch Firmenpartner und die begeisterten Rückmeldungen der Grundschulen! Nachahmung andernorts auf jeden Fall empfohlen.