Der Gütersloher Bahnhof

Am 15. Oktober 1847 um 15.30 Uhr fuhr der erste Zug auf der frisch eröffneten Strecke von Köln nach Minden durch  Gütersloh. Die ganze Bevölkerung war auf den Beinen und feierte das historische Ereignis. Gütersloh hatte damit Anschluss an eine der wichtigsten Verkehrsstrecken Europas: Das war der Start für den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt.
Seitdem sind gekrönte Häupter und Staatsmänner vorbeigefahren oder haben hier Station gemacht, darunter der preußische König Friedrich Wilhelm IV., die Zarin von Russland oder Friedrich Ebert. 1965 konnten die Honoratioren der Stadt Königin Elisabeth II. von England in Gütersloh begrüßen. 

Gütersloh hielt dabei mit seinem Bahnhof immer den Anschluss an die Moderne: So erfolgte 1913 der viergleisige Ausbau. Ab 1967 fuhren die Bahnen elektrisch. Verändert hat auch der Gütersloher Bahnhof sein Gesicht. Da die komplette Geschichte der Gütersloher Eisenbahn sehr umfassend ist, beschränken wir uns in diesem Bericht auf das Bahnhofsgebäude. Die erste Station im klassizistischen Stil wurde 1849 etwa in Höhe des heutigen Stohlmannplatzes gebaut.

Dafür wurde ein kleiner Wald zwischen Köker- und Kirchstraße abgeholzt. 1876 erhielt das Gebäude an beiden Seiten zwei Wartesäle. Da das alte Stationsgebäude irgendwann zu klein wurde und man Platz für neue Gleise benötigte, wurde das alte Stationsgebäude abgerissen. Mit den Arbeiten für ein neues Bahnhofsgebäude wurde schon 1923 begonnen. Aufgrund der Inflation verzögerte sich der Bau, so dass der neue Bahnhof erst im August 1925 in Betrieb genommen wurde. Dann überzeugte er aber sofort nicht nur mit schickem Äußeren, sondern auch mit dem schönen neuen Vorplatz, der einen Blick auf das Gebäude gewährte. Einziger Nachteil: Die Bahnsteige waren noch nicht fertig und so mussten die alten Bahnsteige genutzt werden. Erst 1927 gab es neue und die waren dann besser als in Bielefeld, wie es in einem Zeitungsbericht hieß.

Aus der NS-Zeit ab 1933 gibt es nur wenige Informationen und Bilder. Ein Keller der Güterabfertigung diente als Luftschutzraum. Es gab 40 Bombenangriffe, dabei waren oft die Bahnanlagen das Ziel. Anfang April 1945 sprengten US-Truppen die Empfangshalle des Bahnhofs und bauten aus dem Schutt in Avenwedde eine Rollbahn für einen Feldflugplatz. Damit der Betrieb trotzdem reibungslos funktionierte, wurde eine Holzbaracke aufgebaut, in der in der Fahrkartenausgabe, Gepäckabfertigung, Auskunft

und Bushaltestelle untergebracht waren. Die Baracke wurde erst nach mehr als sechs Jahren beseitigt. Auf den Grundmauern des ehemaligen Gebäudes entstand ein neuer Südflügel. Zusammen mit der Empfangshalle zeigte sich das Ensemble in der typisch schlichten schmucklosen Form der 50er Jahre.

1997 wurden vor und im Empfangsgebäude des Bahnhofs Umbaumaßnahmen vorgenommen. Boden und Wände wurden neu gefliest. Es gab neue Plätze für Fahrkartenaustomaten, Schließfächer und Telefonzellen. Das Reisezentrum erhielt eine neue Einrichtung. Buchhandlung und Schenke wurden umstrukturiert und erneuert. Der Bahnhofsvorplatz wurde jetzt auch gastronomisch genutzt. 2010 wurden Bahnsteige und Empfangshalle weiter saniert, inklusive des Einbaus der Fahrstühle. Im Rahmen dieser Baumaßnahmen wurden nach 64 Jahren die letzten Kriegsschäden beseitigt. Im Sommer 2017 wurde in der Bahnhofshalle wieder umgebaut und die Fa. Ditsch verkaufte hier jetzt Brezeln.

2019 überraschte die Nachricht, dass der Gütersloher Bahnhof größer werden soll. U.a. sollen zwei zusätzliche Bahnsteige gebaut werden. Der Baubeginn ist für Frühjahr 2026 vorgesehen, die Inbetriebnahme für Dezember 2028. Es bleibt spannend.