Das Gütersloher Rathaus

Mit seiner Neugestaltung war der Konrad-Adenauer-Platz vor ein paar Jahren einmal mehr Gegenstand von Diskussionen über das Gütersloher Stadtbild. Letztendlich kam die Umgestaltung aber gut an. Kaum etwas erinnert an den ehemaligen großen Parkplatz. Und es ist ganz und gar unvorstellbar, dass dieser Platz vor nicht einmal 70 Jahren noch gar nicht existierte. Denn hier verlief die Wallstraße – ein dorftypisches Sträßchen mit kleinen Fachwerkhäusern.

Hier hatten sich u.a. Bäcker, eine Samenhandlung, Handwerker und Bauern, eine Gärtnerei, Barbiere, Schuhmacher oder Fuhrleute angesiedelt. Fast ein kleines Dorf für sich, das man sich ähnlich wie den Kirchplatz vorstellen kann. Doch da das alte Rathaus schon lange »aus allen Nähten platzte« und die Verwaltungsangestellten in acht unterschiedlichen über die Innenstadt verteilten Gebäuden untergebracht waren, musste für die aufstrebende Stadt ein modernes Rathaus her. Dieses sollte an einem Platz stehen, der Erweiterungsspielraum bot und auch verkehrstechnisch gut zu erreichen war.

Die Wahl fiel auf das Gebiet zwischen Berliner Straße, Strengerstraße und Eickhoffstraße. Von Anfang an waren drei Bautrakte geplant. Der erste (heute Rathaus II) wurde als siebenstöckiges Gebäude 1958 errichtet. 92 Büroräume boten Platz für 140 Angestellte. Die Wallstraße und ihre kleinen Häuschen verschwanden weiter Stück für Stück. An ihrer Stelle wurde ein großer Parkplatz errichtet. 

Die Planung des Haupttraktes wurde neun Jahre später begonnen. Mit elf Geschossen und der eher nüchternen Fassade und zusammen mit dem geplanten Sparkassen-Neubau sollte das Ensemble städtebauliche Akzente setzen und den Rathausplatz zum Zentrum der City machen. 320 Mitarbeiter starteten hier den Dienstbetrieb am 27. September 1971. Und 6.000 GütersloherInnen nutzten den »Tag der offenen Tür« im Oktober, um ihr Rathaus kennenzulernen. Dabei sahen sie zum Beispiel, dass der Architekt fast alle Decken stockwerkweise in anderen Farben hatte streichen lassen. Der Sitzungssaal im neunten und zehnten Stockwerk war mit einem fortschrittlichen Belüftungssystem ausgestattet. (Das Interieur hat sich übrigens seitdem nicht verändert und weckt mit seinen Nussbaumvertäfelungen viele Erinnerungen an den Stil der 70er Jahre.)

Erst in den letzten Jahren hat sich wieder einiges im und um das Rathaus getan. So mussten 2006 die Natursteinplatten aus Muschelkalk restauriert oder ausgetauscht werden. Ein Umbau erfolgte zwei Jahre später. Die Brücke zwischen Haus I und Haus II musste einem gemeinsamen Eingangsgebäude für beide Häuser und der Einrichtung eines Bürgerbüros im Erdgeschoss weichen. Im Zuge des Umbaus wurde das
Rathaus II über alle sieben Geschosse erweitert. Damit wurde zahlreichen Provisorien ein Ende bereitet und
dem Rathaus ein wirklich repräsentativer und moderner Eingangsbereich beschert.

2018 wurde der Konrad-Adenauer-Platz umgebaut. Aus dem eher funktionellen Parkplatz wurde ein Platz mit Bänken, Rasenflächen und einem Fontänenfeld. Nach anfänglichem Widerstand wird der Platz heute gut angenommen und rundet das Rathaus-Ensemble perfekt ab.