Wasserturm - Stadt Wahrzeichen rostet nicht

Er ist schon ganz dekorativ – wie er da so steht zwischen Theater und Stadthalle: der Wasserturm. Er ist eines der wenigen Wahrzeichen unserer Stadt und wir haben im Stadtarchiv recherchiert und Interessantes über seine Geschichte herausgefunden.

Ende des 19. Jahrhunderts wurden – aufgrund der wachsenden Kenntnisse rund um die Zusammenhänge zwischen verunreinigtem Wasser und Krankheiten – überall Wasserleitungen gebaut. Gütersloh erhielt für eine Stadt der damaligen Größe (5.000 Einwohner) 1887 schon sehr früh eine kommunale Wasserversorgung, in deren zweitem Bauabschnitt der Turm 1887/88 an der Friedrichstraße entstand.

Der Entschluss zum Bau des Wasserleitungsnetzes erfolgte schnell, denn bei einer Untersuchung der Hausbrunnen wurde festgestellt, dass bei über der Hälfte der damals 526 Brunnen die Wasserqualität nicht in Ordnung war. Die Stadtväter wurden zügig aktiv, die Stadt stürzte sich in Schulden und baute ein Wasserwerk am Langen Weg. Der Wasserturm wurde gebaut, um im »flachen« Gütersloh den nötigen Wasserdruck zu erzeugen. In Betrieb genommen wurden Wasserwerk und -turm im Jahr 1888.

Der Wasserturm Gütersloh wurde nach Entwürfen des Architekten Adolf Schlüpmann errichtet. Er ist auf einem kreisförmigen Grundriss erbaut mit einem Durchmesser von 13,5 Metern und zeigt unterschiedliche Stockwerkgestaltungen. Über dem doppelgeschossigen Sockel befinden sich drei durch Sandsteinprofile horizontal gegliederte Geschosse. Die beiden oberen Geschosse mit Bullaugen bzw. rechteckigen Fenstern sind mit dunklen Platten verkleidet, ein Zeltdach schließt die Konstruktion ab. In der Wand über dem Eingang ist ein Wappen der Stadt Gütersloh mit dem Datum der Erbauung eingelassen. Der Wasserbehälter fasst 310 Kubikmeter. Es dauerte 60 Jahre, bis die Kapazitäten von Wasserwerk und -turm nicht mehr ausreichten, um Gütersloh mit Trinkwasser zu versorgen. In Spexard wurde daher ab 1946 Pumpwerk installiert, dem 1950 eine Rohrdruckleitung folgte, was eine Druckregulierung durch den Turm überflüssig machte.

Die Bauweise ist zweckdienlich und nüchtern – im Gegensatz etwa zu vergleichbaren Wassertürmen, z.B. in Münster. So wurde immer mal wieder über einen Abriss nachgedacht. Zum Beispiel Ende der 70er Jahre: Die Stadthalle wurde gebaut und neue Nutzungsmöglichkeiten in Erwägung gezogen. Ein Angebot von Pächtern, ein Café im Obergeschoss einzurichten, wurde von der Stadt aus »bautechnischen Gründen« abgelehnt. Auch eine Nutzung als Museum zur Geschichte der städtischen Wasser-, Gas- und Elektrizitätsgewinnung wurde verworfen. 1984 schaffte er es dann mit der Denkmalnummer A 044 in die Liste der Baudenkmäler Güterslohs.

1998 stellten die Stadtwerke die originale Außenfassade des Turmes wieder her. Im Inneren des Turms wurde ein Jugendcafé eröffnet, für das der Mark-Wössner-Jugendfonds 300.000 DM zur Verfügung stellte. 2007 erhielt der Turm einen neuen Anstrich und wandelte sich vom Jugendcafé zum Kompetenzzentrum für Jugendkultur. Das Projekt »Create.Music.OWL« sollte Rock- und Popmusik verstärkt in die Region tragen. Seit 2015 ist hat die Bürgerstiftung Gütersloh den Wasserturm gepachtet. Für gemeinsame Projektarbeit nutzt die Musikschule für den Kreis Gütersloh die Räume für Proben und kleine Konzerte. Was für eine sinnvolle Belebung dieses historischen Gebäudes.