Carl zu Besuch – Was macht eigentlich Ellen Haase

Ellen Haase ist – wie sie selbst sagt – in Gütersloh bekannt wie ein bunter Hund. Kein Wunder, denn sie war fast 40 Jahre bei der Polizei Gütersloh tätig. Seit 2017 ist sie im Ruhestand und wir wollten wissen, wie es dieser engagierten Frau jetzt geht.

In ihrem gemütlichen Haus in Bielefeld finden sich zahlreiche Auszeichnungen und Zeitungsartikel, die Ellen über die Jahre gesammelt hat. Dazwischen immer wieder Fahrradhelme – sie weisen auf ihr Lebensthema hin: Den unermüdlichen Einsatz für das Tragen von Fahrradhelmen. Denn in ihrer Laufbahn hatte sie unzählige Opfer von Fahrradunfällen gesehen, die noch hätten leben können, wenn sie einen Helm getragen hätten.

Zur Polizei kam sie eher zufällig. Ein Mitschüler am Stadtgymnasium Detmold erzählte ihr, dass man bei der Polizei relativ schnell beruflich aufsteigen könne. Am nächsten Tag bewarb sich Ellen und überzeugte im Auswahlverfahren durch ihre geradlinige und ehrliche Art. Ihre dreijährige Ausbildung absolvierte sie beim Polizeipräsidium Bielefeld. Danach ging es für ein Jahr nach Münster und 1981 wurde Ellen zur Kreispolizeibehörde Gütersloh versetzt. Hier hat sie in vielen Bereichen als Pionierin Maßstäbe gesetzt.

Sie war als Kriminalkommissarin (als erste Frau in der Abteilung Todesermittlung), Pressesprecherin und im Kommissariat Vorbeugung tätig. Nach der Geburt ihres ersten Kindes stieg sie als Teilzeitkraft wieder ein – auch das eine Premiere in der Behörde. Als Teilzeitkraft arbeitete sie auch nach der Geburt ihres zweiten Kindes weiter. Ab Februar 2002 war sie in der Direktion Verkehr, Verkehrsunfallprävention und Opferschutz eingesetzt und erarbeitete sich einen Ruf als bundesweit anerkannte Radhelm-Expertin.

Wieder einmal war sie die Erste, initiierte unzählige Kampagnen, um die Verkehrssicherheit für die Radler zu erhöhen. Sie schrieb Artikel für Fachzeitschriften und startete die Aktion »Fahrradhelm macht Schule«. Sie machte Werbung für den Fahrradhelm in den unterschiedlichsten Medien – von der »Sendung mit der Maus« bis zur »Bravo«, diskutierte mit Dieter-Thomas Heck oder erklärte einem Staats-
sekretär, wie man einen Fahrradhelm korrekt aufsetzt.

Neben den bekannten knackigen Backwaren, könnt Ihr hier frisch zubereitete Pizza oder auch köstliches Eis genießen. Für Mit ihrer selbst entworfenen und geschneiderten »Kontra-Kälte-Kollektion« - Mützen und Schals, die perfekt unter Fahrradhelme passen – und reflektierenden Bänder und Schlüsselanhängern sorgt sie seit Jahren dafür, dass das Fahrradfahren auch zur ungemütlichen Jahreszeit komfortabel und sicher ist. Davon können wir uns selbst überzeugen. Bei sommerlichen Temperaturen testen wir Mütze und Schal, die Ellen aus alten Pullovern schneidert. Perfekt! Doch zu Ellens Leidwesen hat sich die Helmpflicht nicht durchgesetzt. Und noch immer gibt es in jedem Jahr 400 tote Radfahrer – Tendenz steigend.

Für ihr unermüdliches Engagement erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, wie den »Roten Ritter 2010« oder 2015 den ZNS-Preis der Hannelore-Kohl- Stiftung »Für eine besondere Frau«. (Aktuell war sie übrigens für den Bielefelder Frauenpreis nominiert.) Doch die emotional aufreibende Tätigkeit hinterließ seelische und körperliche Spuren. Kein Wunder, nach 40 Dienstjahren ohne Supervision. So ging sie Ende Oktober 2017 in den Ruhestand. Der natürlich keiner ist. Sie engagiert sich weiterhin leidenschaftlich – führt Pedelec-Fahrsicherheitstrainings für Senioren bei der Verkehrswacht Bielefeld durch, unterstützt den Club Soroptimist oder ist als Familienpatin beim Kinderschutzbund aktiv. Fit hält sie sich mit Radfahren auf ihrem Klapp-Pedelec und Schwimmen. Und jetzt freut sie sich sehr darauf, nach der Corona-Pandemie in Kürze ihren kleinen Enkel wiederzusehen.