Mansergh Quartier Innovative Stadtentstehung

C arl blickt für Euch in die Zukunft von Gütersloh – und wir sehen: ein tolles neues Stadtquartier. Etwa im Jahr 2030 wird im Bereich der heutigen Mansergh Barracks ein neuer bunter Stadtteil entstehen mit unterschiedlichen Häusern, flexiblen Wohnmöglichkeiten, Co-Working-Bereichen, jeder Menge Start-ups und einem Bildungscampus. Einige Zukunftsvisionen in Sachen Verkehrswende – wie Carsharing, Quartiersgaragen oder autonomes Fahren – werden hier umgesetzt. Die ersten planerischen Schritte sind gemacht.

Das ehemalige Kasernengelände an der Verler Straße war den Güterslohern bisher verschlossen. 2019 wurde die militärische Nutzung des Geländes aufgegeben. Das 38 Hektar umfassende Gelände hat ein riesiges Potenzial, das erkennt man auf den ersten Blick. Eine Stadt im Kleinen – mit blockartigen Kasernenbauten (Wohngebäude, Lager, Werkstätten etc.). Der östliche Kasernenblock beherbergt schulische Einrichtungen (Kindergarten, Grundschule, weiterführende Schule, Internat). Dazu kommen ein Kino sowie das Offizierscasino und Sportanlagen entlang der Dalke. Im Westen ist der Standort an die Verler Straße angebunden.

Das ehemalige Kasernengelände bietet sich also für die Entwicklung eines innovativen Stadt-
quartiers geradezu an. Bürgermeister Henning Schulz unterstreicht, dass das Mansergh Quartier eine einmalige Chance eröffnet: als neues Stadtquartier, das Wohnen, Arbeiten, Bildung und Wirtschaft verbindet, aber auch Bebauung und Landschaft in ganz neue Beziehungen setzt. Doch in Gütersloh wurde bisher noch nie ein Stadtquartier in dieser Größe entwickelt. Bei der Planung sollten die sich ständig weiter- entwickelnden Ansprüche an Mobilität und Nachhaltigkeit berücksichtigt werden. Aber auch die Wünsche und Anregungen der Gütersloher Bürgerinnen und Bürger sollten mit in die Planung aufgenommen werden. Also wurde im November 2019 eine städtebauliche Entwurfswerkstatt ins Leben gerufen, mit der die Planungsphase für die Zukunft der Mansergh Barracks begann. Vor Ort sammelten vier Teams aus Stadtplanern und Landschaftsarchitekten Ideen und entwickelten Visionen für das neue Quartier.

Mit dabei waren viele Gütersloherinnen und Gütersloher, die sich aktiv beim mehrtägigen Planungsprozess im ehemaligen Offizierskasino einbrachten, Vorschläge machten, diskutierten und den Planern über die Schulter schauen konnten.Nach der intensiven Werkstattwoche machten zwei Entwürfe das Rennen: die Pläne vom Team coido architects, Hamburg, mit döll architecten, Rotterdam, und Karres en Brands Landscape Architecture and Urbanism, Hilversum sowie vom Team Studio Wessendorf, Berlin, mit Studio RW Landschaftsarchitekten, Berlin. Beide Teams spielten mit bestehenden und neuen städtebaulichen Strukturen sowie der Öffnung des Areals zur Umgebung. Beiden Entwürfen gemeinsam ist die Empfehlung, einen Mix aus allen Funktionen zu schaffen. Angedacht sind flexible Wohnmöglichkeiten. Sie lassen Gemeinschaftsmodelle, Mehrgenerationen-Wohnen und eine Infrastruktur zu, die gemeinsam und multifunktional genutzt werden kann. Das gilt auch für die Mensa einer zukünftigen Bildungseinrichtung oder die Räume der Bibliothek – »Co-Working« und »Co-Living« sollen hier gelebt werden. In einer weiteren Bearbeitungsphase und zwei weiteren Foren wurden die beiden Entwürfe noch einmal diskutiert und geschärft. Am 12. März 2020 fand das abschließende Forum der Entwurfswerkstatt zur Entwicklung des Mansergh Quartiers im Ratssaal der Stadt Gütersloh statt. Die Veranstaltung musste zur Vorsorge gegen die Verbreitung des Coronavirus leider unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt werden.

Die beiden Teams Coido/Döll/Karres en Brands und Studio Wessendorf/Studio RW stellten dem Preisgericht ihre abschließenden Entwürfe vor, die sie in einer vierwöchigen Überarbeitungsphase aufgrund der Hinweise der Öffentlichkeit und des Preisgerichts aus dem bisherigen Verfahren grundlegend überprüft hatten. Im Anschluss an die Präsentationen mit Rückfragerunde tagte das Preisgericht, um letztendlich den Sieger des gesamten Werkstattverfahrens zu benennen.

Und das Siegerteam ist: das Studio Wessendorf, Berlin, mit Studio RW Landschaftsarchitekten, Berlin. Ihr Entwurf liefere Antworten, die man so in Gütersloh noch nicht gesehen habe, lobte Bürgermeister Henning Schulz als Mitglied der Jury. Die Überarbeitungsphase zur Entwurfswerkstatt habe deutlich zu einer nochmaligen Verbesserung der beiden sehr unterschiedlichen Konzepte und ihrer hohen Qualität geführt. Die Ideen der Berliner Stadtplaner und Landschaftsarchitekten vereinten die Aspekte eines gemischten Quartiers aus Wohnen und Arbeiten, den Einbezug der Dalke-Aue sowie moderne Mobilitätsaspekte. Die Jury lobte besonders die Umsetzung und Einarbeitung der Anregungen aus der Öffentlichkeit im erneuten Überarbeitungsprozess. Das Team Studio Wessendorf, Berlin, mit Studio RW Landschaftsarchitekten, Berlin, reduzierte den Gebäudeanteil in Richtung Dalke-Auen zugunsten von mehr Landschaftsraum und schraubte die Höhe der Gebäude auf maximal sieben Geschosse zurück. Herzstück des Entwurfs bleibt der mittlere Quartiersplatz, an dem Geschäfte, eine Kindertagesstätte und Wohnen in vielfältigen Facetten zusammenkommen sollen. Bewusst wurden auch den Fußgängern und Radfahrern Bereiche überlassen und die Öffnung hin zu den umliegenden Siedlungen mitgedacht. Der Wettbewerb profitierte enorm von der erfolgreichen und sehr engagierten Beteiligung der Gütersloher Bevölkerung, die bei den öffentlichen
Veranstaltungen ihre Impulse einbrachte. So lobte auch der Jury-Vorsitzende, Prof. Johannes Ringel, »die Offenheit zwischen Verwaltung, Politik und Bevölkerung, die den Prozess so erfolgreich gemacht hat«.

Der Siegerentwurf ist nun die Basis für alle weiteren Planungen. Ein nächster Schritt sind die Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Mitausloberin der Entwurfswerkstatt) zum Erwerb der Kaserne. Deren Vertreter hatte bereits deutlich gemacht, dass man den Prozess zur Umwandlung in ein neues Stadtquartier befürworte und unterstütze. Wir sind gespannt und werden Euch weiter informieren.