Carl zu Besuch bei Sven Georg Adenauer

Es heißt ja immer, dass die Ostwestfalen stur und sehr schwer zugänglich sind. Da müsste es ein Rheinländer doch wirklich schwer haben, hier heimisch zu werden, oder? Landrat Sven-Georg Adenauer, geborener Bonner und seit 1999 in Gütersloh, verneint das vehement. Er fühlt sich in Gütersloh mit seinen wunderbaren Menschen einfach »sauwohl«. Ein bisschen Rheinland hat er sich allerdings auch nach 20 Jahren in Ostwestfalen bewahrt: den leichten rheinischen Zungenschlag, die Liebe zum 1. FC Köln, die Vorliebe für ein gutes Kölsch und rheinischen Sauerbraten sowie die Karnevalsleidenschaft, der Adenauer auch in einigen ostwestfälischen Hochburgen frönen kann. An seinen Großvater Konrad Adenauer hat er wenige (Konrad Adenauer starb, als Sven-Georg 7 Jahre alt war), aber sehr positive Erinnerungen. Adenauer hat zusammen mit seinen zwei jüngeren Brüdern einen Teil seiner Kindheit in Rhöndorf bei Bonn verbracht. Das Haus seiner Eltern – sein Vater war der jüngste Sohn von Konrad Adenauer – lag nur 500 Meter Luftlinie vom Haus des Großvaters entfernt. Jeden Sonntag wurde dort zu Mittag gegessen. Der »alte Adenauer« sei seinen Kindern zwar ein sehr strenger Vater gewesen, aber er war auch ein liebevoller Opa, der gerne mit seinen Enkeln spielte. Legendär waren die Familientreffen am 2. Weihnachtsfeiertag. Die große Familie versammelte sich, man trug Musikstücke und Gedichte vor. Diese Tradition hat die Familie Adenauer übrigens beibehalten und trifft sich noch heute mit etwa 80 Cousinen und Vettern in Rhöndorf.

Sven-Georgs Familie zog nach Schleiden in die Eifel, als er 10 Jahre alt war. Hier spielte er in unterschiedlichen Fußball- und auch Handballvereinen. Seine Sportleidenschaft wurde hier schon geweckt. Bereits in der Schule übernahm er ein »politisches« Amt. Er war lange Zeit Schülersprecher und außerdem Mitbegründer der Schülerzeitung. Nach der Schule ging es dann – wie in den 80er Jahren üblich – zur Bundeswehr. Adenauer war in Gerolstein und Rheinbach stationiert und finanzierte sich später mit Wehrübungen sein Jurastudium. Gegen eine Laufbahn als Berufssoldat entschied sich der heutige Oberstleutnant der Reserve aus familiären Gründen. Er wollte seiner Frau und den kleinen Kindern die ständigen Umzüge, die mit einer Offizierskarriere verbunden sind, nicht zumuten. 

Das auf die Bundeswehr folgende Jurastudium in Bonn hat er in guter Erinnerung und er liebt die hübsche Stadt am Rhein, in der auch zwei seiner erwachsenen Kinder aus 1. Ehe leben, noch heute sehr. Nach dem 2. Juristischen Staatsexamen im Jahr 1991 wurde Adenauer zum Regierungsrat ernannt und übernahm bei der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern, die gerade in Bonn aufgebaut wurde, das Referat für Justiz, Inneres und Verteidigung. Darüber hinaus war er persönlicher Referent des jeweiligen Bevollmächtigten des Landes.

In dieser Zeit wurde Adenauer zum Oberregierungsrat und später zum Regierungsdirektor befördert. Auch wenn viele nach der Wiedervereinigung in die neue Bundeshauptstadt wollten, zog es Sven-Georg Adenauer nie nach Berlin. Da kam der Hinweis von Otfried Hennig, dem damaligen Generalsekretär der Konrad-Adenauer-Stiftung, dass die CDU in Gütersloh einen Kandidaten für das Landratsamt suchte. Sven-Georg war interessiert und Hennig brachte ihn mit Hubert Deittert zusammen, damals Bundestagsabgeordneter für den Kreis Gütersloh. 

Das war der erste Schritt in Richtung Ostwestfalen. Seinen Wahlkampf führte Adenauer so erfolgreich, dass er im Oktober 1999 als Landrat des Kreises Gütersloh direkt gewählt wurde. Seitdem hat er dieses Amt ohne Unterbrechungen inne. Neben seiner politischen Arbeit engagiert sich Adenauer übrigens auch sozial. Er ist u.a. Schirmherr der deutschlandweiten Tibetinitiative. Einen Wermutstropfen hat diese berufliche Erfolgsgeschichte jedoch. Sven-Georg Adenauers damalige Frau blieb der Kinder wegen in Bonn. Leider führten die Entfernung und der stressige Arbeitsalltag zur Trennung. Doch zu seinen drei mittlerweile erwachsenen Kindern hat Adenauer eine großartige Beziehung und er ist sehr stolz auf sie. Sein Sohn aus zweiter Ehe ist 15 Jahre, ein großer Fußballfan und ein toller Kerl, wie sein Vater sagt. Zum Ausgleich gegen den täglichen Stress treibt Adenauer auch heute noch Sport. Nach wie vor spielt er Tennis, kickt beim Fußball gerne gegen den Ball, und er läuft. Seine Laufschuhe zieht er, wenn es zeitlich nicht anders geht, auch schon mal mitten in der Nacht an und joggt los. Entspannung findet er auch beim Kochen. Sein Paraderezept ist schwedischer Drömskinka (dt. Traumschinken). Essen ist eine weitere Leidenschaft: Er liebt Steaks in jeder Form.

Der Kreis Gütersloh wird weiter sein Lebensmittelpunkt bleiben – auch wenn Adenauer sich vorstellen kann, mal ein Haus an einem einsamen schwedischen See zu besitzen. In das skandinavische Land zieht es ihn immer wieder, seit seine Familie die Sommerferien bei seinen Großeltern mütterlicherseits verbrachte. Seiner schwedischen Mutter verdankt Adenauer übrigens auch die perfekten Schwedisch-Kenntnisse. Aber Schweden ist erst einmal noch weit weg: Sven-Georg Adenauer ist eindeutig in Gütersloh angekommen – und das nicht nur als Politiker, sondern auch privat.