Von Hammelmarkt zum Platz des Lächelns

 

Er ist eine Kulturinstitution, ein Treffpunkt für Vergnügungssüchtige und Musikliebhaber, ein Platz zum einfach mal dasitzen und ein Eis genießen: Der Dreiecksplatz. Und wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn unbedingt erfinden. Denn er ist ein ganz großer Gütersloher Schatz, dieser grüne Fleck im Zentrum.

Dreieckig war er wohl immer schon. Und praktisch wie die Gütersloher nun mal sind, wurde er als Dreiecksplatz bezeichnet. Da weiß, man was man hat und es gibt kein Vertun. Zum ersten Mal wird der Platz 1875 erwähnt und zwar als »Hammelmarkt«. Damals soll hier mit Schafen und anderen Tieren gehandelt worden sein. Daneben soll es auch einen Krammarkt gegeben haben.

Die Bezeichnung Dreiecksplatz findet sich schon im ersten gedruckten Gütersloher Stadtplan von 1893. Der von Friedrich-, Feld- und Königstraße umgrenzte Platz entwickelte sich sehr schnell zum Repräsentationsareal. Stolze Lindenbäume wurden gepflanzt, Aufmärsche und Feste fanden statt. Der Platz wurde vom sog. Gütersloher »Verschönerungsverein« in Schuss gehalten. Am 12. Mai 1896 wurde das neue Kriegerdenkmal mit zwei bronzenen Soldaten errichtet. Es sollte an die Gefallenen des Krieges Österreich und Preußen gegen Dänemark 1865/65 und des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 sowie des deutschen Krieges zwischen Österreich und Preußen erinnern. Die gesamte Bevölkerung nahm an der feierlichen Einweihung teil. 1938 wurde der Dreiecksplatz in Horst-Wessel-Platz umgetauft. Das 4,30 Meter hohe Denkmal mit den beiden Soldaten soll 1942 demontiert worden sein, um in Kriegsmunition umgeschmolzen zu werden. Das passierte aber nicht. Das Denkmal lagerte nach dem Krieg eine Zeitlang in der Garderobe des Theaters und war dann auf einmal verschwunden.

Rund um den Platz entstanden zahlreiche Geschäfte, der Platz blieb dreieckig. Doch in den 80er Jahren war es damit vorbei. Eine 50 Zentimeter hohe Natursteinmauer wurde rund um den Platz gezogen. Eine leicht abfallende Rasenfläche bildete den Mittelpunkt. An die Spitze des Platzes wurde ein Rondell gemauert. Ein Hügel voller Rhododendronbüsche wandelte den Platz nahezu in eine Parklandschaft. Am Rande wurden Ruhebänke installiert sowie eine rote Telefonzelle aus Broxtowe (die 2005 entfernt wurde). Mit dieser Umgestaltung verlor er nicht nur seine Form, sondern auch seine Anziehungskraft.

 

 

 

Das fand auch die Interessengemeinschaft der Einzelhändler rund um den Platz. Der Rhododendron-Hügel zerstöre den Platzcharakter. Die Gemeinschaft wollte den Platz wieder nutzbar machen – und zwar nicht nur mit gewerblichen, sondern vor allem mit kulturellen Aktivitäten. So wird im Jahr 2000 der Hügel beseitigt und eine ebene Rasenfläche angelegt.

Im selben Jahr gründet sich die Kulturgemeinschaft Dreiecksplatz und nutzt von nun an die Freifläche für kulturelle Veranstaltungen, die »Woche der kleinen Künste« ist, neben Maibaumfesten oder Kunstinstallationen, nur eine davon. Da der Platz aufgrund der »Woche der kleinen Künste« wieder vestärkt ins Bewusstsein der BürgerInnen gerückt ist, entschließt sich die Stadt Geld in die Hand zu nehmen, um den Platz attraktiver zu machen. Doch leider bereiten die alten Linden Kummer. Sie sind krank und müssen gefällt werden.

Im Januar 2008 bekommt der Platz die Gestalt, die er heute noch hat. Das Dreieck tritt wieder deutlich hervor und ist umsäumt von 29 Kaiserlinden, die aus einer Hamburger Baumschule angeliefert und von der Kulturgemeinschaft Dreiecksplatz und Sponsoren finanziert wurden. Im Zuge der Erneuerung wurden auch das Sammelsurium von alten Papierkörben, Pflanzkübeln und Pollern rund um den Platz beseitigt und durch neue, ansehnlichere ersetzt. In der Mitte des Platzes steht ein Sockel, der auf den Standort des Kriegerdenkmals verweist. Im Mai 2008 wird der neugestaltete Platz eröffnet.

Die Kulturgemeinschaft lässt sich immer wieder etwas Neues einfallen. So können sich lokale Künstler von Anfang Mai bis Ende September bei »Freitag 19« präsentieren. Mit dieser Veranstaltung läuten viele Gütersloher ihr Wochenende ein. Im letzten Jahr konnte die »Woche der kleinen Künste« bereits das 20. Jubiläum feiern und tat das angemessen mit vielen Stars.

Und so ist der Dreiecksplatz nach wie vor ein attraktiver Anlaufpunkt. Dafür sorgen auch die Anwohner, die Aktionen planen, den Platz mit Liegestühlen bestücken oder zur Weihnachtszeit Animationen in den Fenstern zeigen. Und damit ist er, wie es im Jubiläumsmagazin des Kulturgemeinschaft Dreiecksplatz hieß, wirklich ein »Platz des Lächelns«.