Für den Notfall perfekt vorbereitet

Wenn ein Unfallpatient eingeliefert wird, ist Schnelligkeit und gute Organisation in der Notaufnahme im Klinikum Gütersloh angesagt. Wie perfekt das funktioniert, durften wir von CARL bei einer Notfallübung, einem sogenannten Schockraumtraining, hautnah miterleben. Wir sind sehr davon beeindruckt, wie reibungslos hier im Notfall agiert wird.

Die Notaufnahme ist alarmiert. Der Rettungsdienst hat angekündigt, dass gleich ein 73jähriger Radfahrer eingeliefert wird, der von einem Auto angefahren wurde. Innerhalb weniger Minuten sind Ärzte der Unfallchirurgie, der Viszeralchirurgie, der Anästhesie und Radiologie sowie speziell geschultes Pflegepersonal im so genannten »Schockraum«. Auch das OP-Team steht bereit. Kaum ist der Rettungswagen angekommen, wird der Patient vom Notarzt übernommen, stabilisiert und nach den ATLS-Kriterien (Advanced Trauma Life Support) untersucht und behandelt. Die Abläufe sind dabei immer gleich und genau festgelegt. Bei der Erstuntersuchung wird die Ansprechbarkeit des Patienten überprüft, die Atmung und die Atemwege beurteilt, Puls, Blutdruck und Blutzucker gemessen sowie der ganze Körper auf weitere Verletzungen untersucht. Beim eingelieferten Patienten wird festgestellt, dass sein rechtes Bein stark beeinträchtigt ist und nur unter Schmerzen bewegt werden kann. Er wird direkt zum Röntgen geschickt und in die Hände der Chirurgie übergeben.

Glücklicherweise handelte es sich in diesem Fall nur um ein Training und beim Patienten um eine Puppe. Denn um für den Ernstfall zu üben, finden im Klinikum Gütersloh einmal im Monat Schockraumtrainings statt, um alltägliche Fälle unter möglichst realen Bedingungen durchzuspielen. Die Trainings, die in Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst stattfinden, sollen für mehr Sicherheit im Ernstfall sorgen und eine bessere Zusammenarbeit im Alltag fördern.

Im Klinikum Gütersloh steht in Notfällen rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr ein hochspezialisiertes Team aus Ärzten und Pflegekräften unterschiedlicher Fachbereiche und modernste medizintechnische Ausstattung bereit. Diesen hohen Standard honorierte jetzt die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU): Das Klinikum Gütersloh wurde zum Regionalen Traumazentrum heraufgestuft.

Das Klinikum Gütersloh ist jederzeit auf die sofortige Versorgung von Schwerstverletzten vorbereitet. Die Fachabteilungen gewährleisten eine umfassende Versorgung von Notfallpatienten, insbesondere bei Verletzungen der Wirbelsäule, des Beckens, des Bauchraumes und der großen Blutgefäße. Dr. Philipp Bula, Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Orthopädie, Plastische-, Ästhetische- und Handchirurgie, erklärt, dass man mit einem 24-Stunden-Replantationsdienst darüber hinaus auch für die Versorgung von Amputationen von Glied-

maßen und schwerste Handverletzungen bereitsteht.

Die Zertifizierung als Regionales Traumazentrum ist der vorläufige Abschluss einer Reihe an Neuerungen, die in den letzten Monaten rund um die Betreuung von Notfallpatienten im Klinikum Gütersloh umgesetzt wurden. Damit wird dem hohen Patientenaufkommen in der Zentralen Notaufnahme (ZNA) Rechnung getragen. 2018 kamen rund 30.000 Patienten in die ZNA. Mit der Reorganisation und der Zertifizierung sollen Wartezeiten reduziert und die Zusammenarbeit mit Schnittstellen wie Einweisern, Notärzten und dem Rettungsdienst optimiert werden. In diesem Zusammenhang wurde unter anderem eine Aufnahmestation mit sechs Betten direkt in der Zentralen Notaufnahme eingerichtet. Hier können Notfallpatienten aufgenommen werden, deren Behandlungsweg medizinisch und organisatorisch geklärt werden muss. Darüber hinaus wurde mit Dr. Veena Mohan eine neue Stelle als Ärztliche Leitung der ZNA besetzt.

Auch die Einführung des Manchester-Triage-Systems ist ein weiterer Meilenstein der Restrukturierung. Mit diesem international anerkannten System wird nach einer Eingangsuntersuchung die Behandlungsdringlichkeit aller Patienten, die die Notaufnahme aufsuchen, festgelegt. So wird sichergestellt, dass die Reihenfolge der Behandlung sicher und nachvollziehbar nach Erkrankungsschwere erfolgt. Außerdem wurden – dank einer Spende der Bürgerstiftung – alle Rettungsfahrzeuge im Kreis mit speziellen Tablets ausgestattet, mit denen wichtige Patientendaten digital in die Kliniken übermittelt werden können, noch bevor der Patient dort eintrifft. Damit können beispielsweise EKGs sowie Fotos von einer Verletzung oder vom Unfallort gesendet werden und die Ärzte- und Pflegerteams noch besser vorbereitet werden.