Carl zu Besuch bei Maria Unger

Wenn Carl zu Besuch kommt, öffnet uns eine Persönlichkeit aus unserer Region ihre privaten Türen und lässt uns einen Blick in ihr Leben werfen. Heute haben wir es mit einer ganz besonders bekannten Person zu tun. Vorhang auf für Maria Unger, ihres Zeichens ehemalige Bürgermeisterin der Stadt Gütersloh. Wir vom Carl sind neugierig zu erfahren, wie es der bekannten Vorgängerin von Henning Schulz heute geht. Wir treffen Maria Unger im Gütersloher Theater, das wie kein anderes Projekt ihrer 21 Jahre dauernden Amtszeit offenbart, was sie ausmacht: Offenheit, Durchhaltevermögen und Menschenfreundlichkeit. 

In diesem Moment sind die Ränge im Theater leer, und doch stehen diese Stühle für die Menschen in der Stadt, mit denen Maria Unger bis heute eine enge Verbindung pflegt. Wenn sie auf ihre Amtszeit zurück blicke, seien es immer die Begegnungen mit Menschen bei öffentlichen Terminen gewesen, die ihr Kraft gegeben haben, erzählt uns die in Trier geborene und in der Südeifel aufgewachsene Frau. Dann dieses in sich ruhende, sehr warme Lächeln. Maria Unger ist der Stadt Gütersloh, dem regen Vereinsleben, ehrenamtlichen Engagement und der Politik weiterhin treu geblieben. Sie kann nicht anders. Wir spüren ihr ab, dass sie alles mit Leidenschaft und aus tiefster innerer Überzeugung tut. Maria Unger ist in 25 verschiedenen Vereinen Mitglied, darunter natürlich der Sportverein Spexard, aber auch, und das ist etwas untypisch für die Gütersloher, im Karnevalsverein. »In meiner Kindheit bin ich mit der närrischen Jahreszeit groß geworden, da wurde immer kräftig gefeiert« begründet sie ihr Faible für die 5. Jahreszeit.

Inzwischen sind wir durch die Reihen gegangen und setzen uns auf einige der fünf Theatersitze, die auf glänzenden Schildern mit den Namen ihrer Familie versehen sind, nachdem sie diese Stuhlspenden privat getätigt hat. Hier kommen wir weiter ins Plaudern und erfahren, dass Maria Unger, auf Anregung von Maud Beste, mit weiteren engagierten Personen im Dezember 2016 einen Förderverein für das Klinikum Gütersloh gegründet hat. Aus der Zeit als Bürgermeisterin, in der sie dort im Aufsichtsrat saß, fühlt sie sich dem Gütersloher Krankenhaus im Stadtpark sehr verbunden und möchte mit ihrem Engagement etwas an die Mitarbeiter und Patienten zurück geben. Inzwischen zählt der Verein 85 Mitglieder und ermöglicht viele Angebote, die über das normale Klinikangebot hinaus gehen. Ein weiteres großes Herzensprojekt ist ihre Schirmherrschaft bei den »Charmützen«, einer Gruppe von Frauen, die Strickwaren aus Wolle herstellt, um den Verkaufserlös für das Projekt »Jede Oma zählt« des Vereins »HelpAge Deutschland e.V.« zu spenden. Und dann ist sie noch stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende der Universitätsgesellschaft Bielefeld und im Kuratorium der Bürgerstiftung Gütersloh, Beisitzerin im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft sozial-demokratischen Frauen, Mitglied bei »Inner Wheel«, und und und. Die Liste ist lang.

 

 

Wir sind in Maria Ungers privates Domizil umgezogen und führen unser Gespräch bei Tee und Gebäck weiter. Inzwischen ist uns eines klar geworden: der ehemaligen Bürgermeisterin ist in ihrem Ruhestand nicht langweilig geworden. Maria Unger lacht: »Ich fühle mich sehr wohl in meiner jetzigen Lebenssituation. Meine Zeit nutze ich für die Stadtgesellschaft, meine Familie, mein Patenkind mit seiner Familie, den Sport, die Nachbarschaft und meine Freunde«. Mehr Zeit für die Familie, für ihren Ehemann Manfred, die beiden erwachsenen Kinder Carsten und Anke und deren Familien, zu denen insgesamt drei Enkelkinder gehören, hat sich die dunkelhaarige Frau besonders gewünscht. In dem Haus im Stadtteil Spexard ist häufig Leben in der Bude, wenn die jüngsten Familienmitglieder Anna, Anton und Justus zu Besuch sind. Platz genug zum Austoben bietet das Haus mit dem liebevoll angelegten Garten allemal, und Spielzeug ist reichlich vorhanden. »Wir fahren mit ihnen auch sehr gerne zum Reiten, ins Theater, ins Kino und wenn sie größer sind zur Parcour-Anlage in den Gütersloher Norden.« erzählt Maria Unger. Letztere hatte sie als Bürgermeisterin noch als Projekt begleitet, wie sie uns auf Fotos an der Wand gerne zeigt. Gemeinsame Urlaube erlauben es, auch mit der weiter entfernt in Stuttgart lebenden Familie ihres Sohnes Carsten, der als Filmregisseur arbeitet, Zeit zu verbringen. Mit ihrem Ehemann Manfred erkundet sie die Gegend am liebsten auf zwei Rädern. Während Ihr Gatte sich schon vor einiger Zeit ein E-Bike zugelegt hat, ist Maria Unger bei ihrem rein muskelbetriebenen Drahtesel geblieben. So ist sie: die Herausforderung reizt sie und der Sport macht weiterhin einen wichtigen Teil ihres Lebens aus, auch wenn ein Joggingunfall sie in ihren sportlichen Ambitionen zeitweise etwas zurück geworfen hatte. Zu ihren insgesamt 27 Sportabzeichen sollen bald weitere dazu kommen und natürlich läuft die 67-jährige weiterhin ihre Runden durch die Dalkestadt. Im Zumbakurs schwitzt sie sich tanzend in Form. 

Der Garten ist für Maria Unger ein Ort des Rückzugs und der Erholung. Bei der Gartenarbeit kommt sie zur Ruhe und erfreut sich gemeinsam mit ihrer Familie an dem Ergebnis. Ihre liebevoll gehegten Hortensien zeugen von einem ausgeprägten Grünen Daumen. Und schon schwingt sie die Harke und beseitigt einige Blätter, die auf den Rasen gefallen waren. Wieder im Haus entdecken wir im Wintergarten Erinnerungen an die 21 Jahre Rathauszeit. Hält sich noch den Kontakt zu den ehemaligen Kolleginnen und Mitarbeitern? »Natürlich treffe ich mich auch gerne mit meinen ehemaligen Kollegen und Kolleginnen aus dem Rathaus auf einen Kaffeeplausch in der Stadt« antwortet Maria Unger. Ansonsten hat sie unter ihre Bürgermeisterinnenjahre einen bewussten Strich gezogen. Die Katholikin lebt nach dem Motto »Alles hat seine Zeit«. Die Menschen in Gütersloh sind es, die ihr weiterhin wichtig sind. Wer mit offenen Augen durch die Dalkestadt geht und an der einen oder anderen Stelle mit anpackt, wird ihr sicher über den Weg laufen. Dann darf Maria Unger gerne angesprochen werden, sie mag diese Begegnungen mitten im Alltag, das Interesse an ihrer Person. »Ich lebe in dieser Stadt und möchte den Bezug zu den Menschen behalten« sagt die engagierte Frau. Das glauben wir ihr gerne.