Schon 20 Jahre

Der Kolbeplatz hat Jubiläum

Der Kolbeplatz wird 20 Jahre! Und wenn man ihn heute so erlebt, ist es ist kaum vorstellbar, dass hier vor genau 100 Jahren noch Tennis gespielt wurde. Die Tennisplätze gehörten zum Hotel Barkey, das seinen Gästen damit echten Luxus bot und die gleichzeitig auch Austragungsstätte vieler Tennis-Matches für den TTC Gütersloh waren. Daneben lag ein paradiesisch großer Garten der Familie Kolbe – eine wirkliche Oase in der Innenstadt. CARL hat für Euch ein wenig in den Archiven gekramt und mit einer Zeitzeugin gesprochen.

Inge Faßbender, geborene Kolbe, deren Eltern der Garten gehörte, ist hier aufgewachsen. 400 Rosen und über 60 Obstbäume standen auf dem über 2.000 Quadratmeter großen Grundstück. Inge Faßbenders Großvater baute Tabak an und Gemüse wurde gezogen. Sie selbst schwärmt noch heute davon, wie herrlich sich hier spielen ließ. Nach dem Krieg wandelte sich die Stadt, im Zentrum entstanden die so sehr benötigten Parkplätze. Und so kam es nicht von ungefähr, dass 1975 der »Kolbe Garten« für 200 weitere Parkplätze weichen mussten. Fortan hieß der Platz im Volksmund »Kolbeplatz«. 22 Jahre später erhielt er dies auch als offizielle Bezeichnung.

Erstaunt waren wir von CARL übrigens, dass bereits in den späten 60er Jahren der Bebauungsplan für das Gebiet zwischen Berliner Straße, Strengerstraße, Kaiserstraße und Kökerstraße die Errichtung eines Parkhauses, eines 13 geschossigen Bertelsmann-Hochhauses, eines Fußgängertunnels sowie zwei Plätze und verschiedene Wohn- und Geschäftshäuser vorsah. Letztendlich wurde der Bereich aber erst einmal ausschließlich als zentraler Parkplatz und Weg in die Innenstadt genutzt.

Vom Bahnhof aus lief man Richtung Innenstadt am »Stadttheater« vorbei, dass wohl bekannteste Kino, in dem viele Gütersloher ihr erstes Kinoerlebnis hatten. Ein großer Balkon, der auch als Raucherloge genutzt werden konnte, bot Wohnzimmeratmosphäre. Nach dem Kinobesuch ging es dann meistens direkt zu Hallmann, einer wirklich rustikalen Pommesbude, teils mit Spanplatten beschlagen, in der man von »Erna« die beste Bratwurst der Stadt oder den berühmten »halben Hahn« bekam oder sich bei ihr gleich die traditionelle Mantaplatte bestellte. Wer Erna noch kannte, weiß das sie wortkarg war, deshalb bestand die Kundeansprache stets nur aus einem Wort: »Nächste«.

Mitte der 80er Jahre wurde eine Neugestaltung des Platzes beschlossen, um die »Hinterhofatmosphäre« zu beseitigen. Die Bauabnahme für das erste Gebäude, das von der Spielhalle, die heute dort noch ansässig ist, gemietet wurde, war 1987. Ursprünglich war auf dem Dach ein Swimmingpool geplant, was allerdings aufgrund der Statik nicht umsetzbar war. 1989 wurde dann das Textilhaus Klingenthal (mit eigener Tiefgarage) angesiedelt und 1990 eröffnete die Schenke-Filiale am Kolbeplatz. Hier wurden anfänglich nur Delikatessen angeboten. Darüber hinaus war ebenfalls die Entstehung weiterer Geschäfts- und Wohnhäuser, die Erweiterung der »Museumsinsel« und die Anpflanzung von Bäumen vorgesehen.

1994 gewann der Wiener Architekt Professor Rob Riener den von der Stadt ausgeschriebenen Wettbewerb für die Bebauung von Kolbe- und Rathausplatz. 1998 musste dann der so beliebte Parkplatz dem Bau der Tiefgaragenerweiterung mit 232 Stellplätzen weichen und damit die endgültige Bebauung des Platzes, die durch private Investoren finanziert wurde.

Der Kolbeplatz entwickelte sich danach mit zahlreichen Geschäften und kleinen Cafés zu einem weiteren attraktiven Anlaufpunkt in der Gütersloher Innenstadt. Auch ein kleines historisches Highlight ist dabei: Das Museumscafé hinter dem Stadtmuseum. Die beiden kleinen Fachwerkhäuschen, in denen sich das Café befindet, standen bis zum Jahr 2000 noch in der Mauerstraße. Sie wurden umgesetzt, eines davon zog sogar komplett auf einem Tieflader um. Ganz in der Nähe befindet sich die Statue von Güths Mariechen, einer bodenständigen Gütersloher Marktfrau, die von 1875 bis 1952 lebte. Kleine Anekdoten halten die Geschichte der stadtbekannten Marktfrau bis heute lebendig. Und es gibt sogar eine ganze Stadtführung rund um ihre Person.

Der Kolbeplatz war und ist Kulisse für zahlreiche Veranstaltungen. Zunächst ganz klein: In einer Holzbude bot Delikatessen Schenke – übrigens unter der Regie von Matthias Kirchhoff, damals Marktleiter der Filiale am Kolbeplatz und heute Herausgeber des CARL - Zwiebelkuchen und Federweißer an und veranstaltete als Schenkeverantwortlicher einen Geranienmarkt.

Später wurden die Veranstaltungen immer größer. So fand hier lange Jahre zu Pfingsten der Weinmarkt statt. Winzer aus ganz Deutschland, boten bei Livemusik ihre edlenTropfen an und Gütersloher Gastronomen, wie Delikatessen Schenke, das Brauhaus und das Parkhotel, sorgten für kulinarische Genüsse. In der Innenstadt herrschte jedes Mal Hochstimmung und fast südländische Atmosphäre.

Einige Jahre konnte man in der Winterzeit auf dem Kolbeplatz sogar Schlittschuhlaufen und Eishockeyspielen – das absolute Highlight zur Weihnachtszeit. Den exakten Gegensatz gab es 2014. Da sorgte die so genannte Kolbeplatz-Oase für Strandgefühle und begeisterte die Gütersloher. Das Projekt wurde von Ehrenamtlichen und Sponsoren getragen. Mit Europaletten wurde ein Großteil des Platzes eingefasst, um dann mit 27 Tonnen feinstem Sand befüllt zu werden. Olivenbäume, Palmen, Strandstühle hinein – fertig war der Beach in the City.

Einmal in der Woche gibt es Gelegenheit, auf dem Wochenmarkt frisches Obst und Gemüse einzukaufen. Und auch sonst ist der Kolbeplatz mit seiner abwechslungsreichen Gastronomie gut frequentiert und damit zum zweiten zentralen Platz der Stadt geworden. Dafür sorgen nicht zuletzt erfolgreiche Konzepte, wie »Bank und Genuss« im Bankery, die mediterrane »Bar Celona«, das »Miner’s Coffee«, das Bistro »Maries« oder die Bäckerei Glasenapp. Dazu kommen zahlreiche Arztpraxen sowie die Optikerei Dodt, die zu einer der ersten am Platz gehört, und ebenfalls 20jähriges Jubiläum feiert, und die wir Euch auf den folgenden Seiten vorstellen.