Jubiläum im Klinikum Gütersloh

Zwei Jahre Nachtcafe

Tag-Nacht-Rhythmus- oder Schlafstörungen sind bei Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind, keine Seltenheit: Wenn die Sonne langsam untergeht und der Abend anbricht, werden Betroffene besonders unruhig und ängstlich. Im Klinikum Gütersloh stehen in dieser Situation die BetreuerInnen des »Nachtcafés« stationären Patienten mit der Nebendiagnose Demenz oder einem Delir in den Abendstunden professionell und liebevoll zur Seite. Das Nachtcafé wurde im Juli 2017 mit Unter­stützung der ­Bürgerstiftung Gütersloh und der Erich und Katha­rina Zinkann- Stiftung ins Leben gerufen. Mehr als 2.600 Gäste konnten in den letzten zwei Jahren vom Angebot des Nachtcafés profitieren.

»Bei einer Demenzerkrankung kann nicht nur die räumliche Orientierung verloren gehen, sondern auch das Zeitgefühl: Einige Betroffene können Tag und Nacht nicht mehr richtig voneinander unterscheiden, so dass sie tagsüber immer wieder einschlafen, nachts jedoch keine Ruhe finden«, erklärt Katja Plock, die das Nachtcafé im Klinikum Gütersloh leitet. »Für Patienten mit der Nebendiagnose Demenz ist dies besonders im Krankenhaus schwierig, da ihnen hier die vertraute Umgebung und bekannte Menschen fehlen. Das verstärkt Angst und Sorgen und kann dazu führen, dass die Patienten im Zimmer oder auf den Fluren umherirren, den Schlaf anderer Patienten stören und vielleicht sogar stürzen.«

Um den Tag-Nacht-Rhythmus wieder zu stabilisieren und die Patienten in den Abendstunden zu betreuen, können die Betroffenen 

im Klinikum Gütersloh das Nachtcafé besuchen. Zwischen 18 und 22.30 Uhr kümmert sich dort jeden Tag eine geschulte Betreuungskraft um die Patienten. Das Repertoire der Beschäftigungsangebote ist groß: »Es werden zum Beispiel Spiele gespielt, Geschichten erzählt oder vorgelesen, Lieder gesungen und natürlich – wie es sich in einem Café gehört – auch Getränke wie Tee oder Apfelschorle gereicht«, erzählt Katja Plock. Sehen, hören, tasten, riechen, schmecken – alle Sinne der Patienten sollen angesprochen und aktiviert werden. Um die Besucher am Ende auf die Nacht vorzubereiten, kommen auch Handmassagen mit speziellen Ölen zum Einsatz. Anschließend werden die Patienten auf die Station zurückgebracht.

Das Nachtcafé bringe Vorteile auf mehreren Ebenen, so die stell­vertretende Pflegedirektorin Sarah Mund: »Erfüllte Tage führen zu ruhigeren Nächten: Durch die Betreuung und Aktivierung schlafen die Patienten nicht zu früh ein und sind anschließend so müde, dass sie nachts besser zur Ruhe kommen. Dies und auch die Zeit, die die Patienten im Nachtcafé verbringen, entlastet zudem das Pflege­personal auf den Stationen. Wir bekommen viele positive Rück­meldungen von unseren Mitarbeitern und von Angehörigen.«

Die Bürgerstiftung Gütersloh und die Erich und Katharina Zinkann-Stiftung fördern die Personalkosten und die Ausstattung des Nachtcafés mit 126.500 Euro über insgesamt drei Jahre. Das Projekt wird während der Laufzeit wissenschaftlich begleitet. Das Nachtcafé ist eines von drei Projekten zum Thema Demenz im Klinikum ­Gütersloh, die von der ­Bürgerstiftung gefördert wurden.