Bad des Jahres kommt aus Gütersloh

Saskia Kraft, im echten Leben Assistentin bei einem Zahnarzt und darüber hinaus leidenschaftliche Fotografin, hat im Frühling auf der Africa Mercy, dem größten Hospital- und Hilfsschiff der Welt gearbeitet. Das Schif f lag für ein Dreivierteljahr vor Guinea. Saskia war hier zusammen mit 450 Ärzten und anderen Freiwilligen drei Wochen im Einsatz, um den Menschen dort, die sonst keine ärztliche Versorgung haben, zu helfen.

Bereits am Tag nach ihrer Ankunft klingelte der Wecker um 6.30 Uhr, dann ging es zum Zähneputzen, ab in die Klamotten und dann zum Frühstück. Bereits um 7 Uhr startete der Jeep, der Saskia und die anderen Helfer zur am anderen Ende der Stadt liegenden Zahnarztstation, die von Mercy Ships errichtet wurde, brachte. Hier gibt es pro Stuhl immer ein Dental-Team und ein einheimisches Team, das »angelernt« wird. So will Mercy Ships dafür sorgen, dass die Zahnklinik weiter bestehen bleibt, wenn sie nächstes Jahr im Senegal ankert.

Nach der Einweisung am Vormittag ging es am Nachmittag sofort an die Arbeit. In den Dentalteams arbeiten Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern. Saskia arbeitete meistens mit Dan, einem 55-jährigen Kanadier, zusammen. 

An manchen Tagen zogen Saskia und »ihr« Arzt bis zu 78 Zähne. Wenn der Strom ausfiel – und das passierte bis zu vier Mal am Tag – wurde weitergearbeitet, dann funktionierte halt kein Bohrer oder Sauger. Die Arbeit musste fortgesetzt werden, denn draußen warteten Hunderte von Patienten. Für die war es auch nicht sicher, ob sie eine Behandlung bekommen. Denn die Patienten werden jeden Montag und Donnerstag gescannt. Die die Glück haben, erhalten ein Armband mit dem Behandlungsdatum. Die anderen werden fortgeschickt.  Saskia kann bis heute nicht sagen, nach welchen Kriterien die Patienten ausgewählt werden. 

 

 

Unter den PatientInnen waren wirklich schwere Fälle: Tumore, Entzündungen, verfaulte Zähne. Doch nie hörten die behandelnden Teams Klagen – auch nicht nach Reihenextraktionen von zehn bis 15 Zähnen. Ausnahmslos alle PatientInnen waren dankbar, schüttelten den Teams die Hände und vergossen Freudentränen, weil die Schmerzen aufhörten. Für uns unvorstellbar: Aber es gibt dort keine Krankenkasse und einen Arztbesuch kann sich kaum jemand leisten. Viel zu viel ist für uns selbstverständlich, meint Saskia. Sauberes Wasser, ein heiles Dach über dem Kopf, Essen, Elektrizität oder eben eine funktionierende medizinische Versorgung. Und trotzdem habe sie selten so viel Herzlichkeit erlebt.  

Sowohl von Seiten der Bevölkerung als auch innerhalb der medizinischen Teams. Jeder respektierte jeden und alle wollten das Gleiche. Alle wollten helfen und haben gemeinsam dafür gekämpft und ihr Bestes gegeben – und das habe total zusammengeschweißt. Diese drei Wochen auf der Africa Mercy möchte Saskia nicht missen und gibt zu bedenken, dass uns  allen ein bisschen Gelassenheit und vor allem Dankbarkeit und Wertschätzung für die für uns so selbstverständlichen Dinge mal ganz gut tun würde.