Es ist eine eingeschworene Truppe, die sich jeden Freitag je nach Wetterlage entweder im Mohns Park oder in einer Turnhalle trifft. Ein Haufen begeisterter Jugendlicher, ein Ball, ein Korb und echter Teamspirit – das alles ergibt eine trendige Variante des Basketballspiels. Sie nennt sich »Streetball« und wird von der Mobilen Jugendarbeit der Stadt Gütersloh angeboten. Wir haben uns in die Welt des Streetballs begeben, der viel mehr ist als nur eine weitere Sportart.

An diesem noch recht kühlen Tag im April haben sich nur wenige junge Sportbegeisterte in den Mohns Park zur Basketballanlage begeben, dafür ist die Halle der Grundschule Neißeweg umso besser besucht. Egal wie das Wetter ist, gespielt wird immer, und das mit Begeisterung! Uns fällt auf, dass die Stimmung unter den jungen Sportlern her-vorragend ist. Sie spielen technisch versiert, aber immer fair und mit Spaß. Dies sei nicht selbstverständlich, wie der pädagogische Leiter Alexander Reger betont, der von anderen Freizeitangeboten in verschiedenen Brennpunkten der Stadt auch härtere Umgangsformen kennt. Beim Streetball hat das Team die Regeln des Fairplay selber entwickelt und es so zu einem ganz individuellen und eigenen Spiel gemacht, mit dem sich jeder Sportler identifiziert. Diese fördern einen respektvollen Umgang mit sich selbst und mit den anderen Teilnehmern.

Das Streetball Spiel, der Name ist eine Wortneuschöpfung aus den englischen Wörtern »street« und »basketball«, stammt ursprünglich aus US-amerikanischen Großstädten. Seit den 1990er Jahren ist diese kultige Ballsportvariante auch in Europa sehr beliebt. Es gewinnt, wer die meisten Punkte erzielt. Durch möglichst raffinierte Tricks mit dem Ball soll aber auch die eigene Überlegenheit demonstriert werden. Je akrobatischer, schneller, flüssiger und unvorhersehbarer die Tricks sind, desto besser. Beim »Backbreaker« wird der Ball zum Beispiel in gebeugter Haltung quer hinter dem Rücken durch die eigenen Beine gedribbelt, der »Boomerang« ist ein angetäuschter Pass über dem Kopf des Gegners. Anders als beim Basketball wird auf nur einen Korb gespielt, auf einen Schiedsrichter verzichten die Spieler in der Regel.

 

 

Doch wie ist dieser Sport von den Straßen New Yorks in die ostwestfälische Provinz gekommen? Als Alexander Reger eines Nachmittags auf einen Jugendlichen am Rande des Mohns Park traf, der alleine mit einem Basketball spielte, sprach er ihn darauf an, ob er Interesse hätte, Streetball zu spielen. Wie es der Zufall wollte, saßen noch andere junge Leute im Park zusammen und sprachen darüber, dass Gütersloh für Basketball-Fans ein schwieriges Pflaster sei, da es an entsprechenden Strukturen fehle. Schließlich startete die Mobile Jugendarbeit ein Pilotprojekt Streetball im Winter des vergangenen Jahres. Die sportliche und spielerische Leitung des seitdem wöchentlich immer freitags stattfindenden Sportangebotes liegt bei Sam Nassery, einem begeisterten Hobby-Basketballer. 

Die große Resonanz mit regelmäßig bis zu 25 Teilnehmern und einer regen Community gibt den Initiatoren Recht und hat den Streetball in Gütersloh etabliert. Es sind überwiegend Jungen im Alter zwischen 12 und 26 Jahren, die schwungvoll ihre Körbe werfen, vereinzelt kommen Jugendliche aus dem Kreis Gütersloh hinzu und nehmen an dem Angebot teil oder besuchen ihre Freunde. Noch in diesem Jahr ist ein Ausflug zu einem Basketball-Bundesliga-Spiel geplant. Finanziert wird das Projekt aus Geldern der Miele-Stiftung.

In einer Spielpause wollen wir von einigen Jugendlichen wissen, was ihnen der Streetball bedeute. Die Augen leuchten vor Begeisterung. »Ich freue mich schon die ganze Woche auf das Training am Freitag« versichert einer der jungen Sportler. Hier sind bereits neue Freundschaften entstanden, die auch außerhalb des Platzes gepflegt werden, was ein anderer Spieler zu schätzen weiß. Mit dem Ball in der Hand zeigen Jugendliche ihr Können, außerhalb von schulischen Zwängen oder familiären Rollenzuschreibungen. Das baut Selbstbewusstsein auf und Barrieren im Kopf ab. »Jeder kann mitmachen«, betont Alexander Reger, unter dem Korb ist jeder gleich. Sicher ist das einer der Gründe, warum Streetball einen ganz eigenen Zauber entfaltet.