Wenn Carl zu Besuch kommt, dann öf fnet eine bekannte Gütersloher Persönlichkeit ihre Türen und gewährt uns einen Blick in ihr Leben. Dieses Mal haben wir mit Maud Beste, der Geschäftsführerin des Klinikums Gütersloh gesprochen. Da das Klinikum ihr zweites Zuhause ist, an dem sie mindestens sechs Tage in der Woche anzutref fen ist, haben wir sie an ihrem Arbeitsplatz besucht. Außerdem waren wir neugierig darauf, was es für Entwicklungen im Klinikum gibt.
Maud Beste heißt uns in ihrem hellen, freundlichen Büro im Verwaltungstrakt willkommen. Ihren ungewöhnlichen Vornamen hat sie der Vorliebe ihrer Eltern für alles Nordische zu verdanken. Ihr Name bedeutet »die Kämpferin« – und sie findet, dass ihre Eltern damit eine gute Wahl getroffen haben. Seit knapp zehn Jahren ist die geborene Hannoveranerin in Gütersloh. Und sie ist sehr glücklich hier. An Gütersloh schätzt sie die Menschen und die Überschaubarkeit. Das liegt vielleicht auch daran, dass sie – obwohl in Hannover geboren – zwar stadtnah, aber recht ländlich aufgewachsen ist. Die Familie lebte in der Nähe der alten Pferderennbahn. Das Gelände mit Gräben, Bäumen und Wiesen war ein großer Abenteuerspielplatz, auf dem sich Maud Beste, ihr Bruder und die Cousins und Cousinen frei bewegen konnten. Auch im Nachhinein betrachtet Maud Beste ein derart freies Aufwachsen als großes Glück.
Die Nähe zu den Reitställen war sicherlich kein Zufall, denn die ganze Familie bestand und besteht aus passionierten Reitern. Auch Maud Beste ritt regelmäßig mit ihrer Tante zusammen aus. Doch da sie das Pech hatte auf einem asthmatischen Pferd reiten zu müssen, das regelmäßig in Atemnot mit darauffolgender Panik geriet und dann durchging, entschloss sie sich nach etlichen Jahren, das Reiten aufzugeben. Die Liebe zu den Pferden und zur Natur hat sich Beste allerdings bewahrt. Sie liebt Aktivurlaube, in denen sie u.a. wandert und Mountainbike fährt. Skifahren ist eine weitere Leidenschaft, der sie mit ihrem Lebensgefährten zweimal im Jahr nachgeht. Dabei stehen nicht nur der Sport, sondern auch intensive Naturerlebnisse im Zentrum. Begeistert erzählt sie vom Besuch einer beeindruckenden Gletscherhöhle. In ihrem eigenen liebevoll gestalteten Garten findet sie Ruhe und Ausgleich. Neueste Errungenschaft ist eine große Statue von Aeskulap, dem Gott der Heilkunst.
Nach der Schule und einer Ausbildung zur Hotelkauffrau reiste Maud Beste viel, um dann nach Hannover zurückzukehren, wo sie mit dem Studium der Wirtschaftswissenschaften begann. Besonders genossen hat sie ein Auslandssemester in Trento in Südtirol. Hier kamen innerhalb des Erasmusprogramms Studenten aus ganz Europa zusammen und so hat man Europa wirklich live erleben können. An das Studium schlossen sich Berufsstationen in Fulda und Olpe an.
Anschließend arbeitete sie in Wesel als Verwaltungsleitung und Prokuristin des dortigen Evangelischen Krankenhauses. In dieser Zeit am Niederrhein wurde sie auch zum Karnevals-Fan. Noch heute fährt sie jedes Jahr zu Weiberfastnacht nach Düsseldorf. Und wenn man sie so erlebt, lebendig, offen, humorvoll – dann könnte man sie glatt für eine Rheinländerin halten.
Nach zehn Jahren in Wesel wuchs die Sehnsucht nach ihrer Familie in Hannover. Sie bewarb sich u.a. in Osnabrück und Gütersloh, wo sie 2010 als Geschäftsführerin des Klinikums eingestellt wurde. Seitdem entwickelt sie u.a. Strategien für das Haus, kümmert sich um die Finanzen, die Personalentwicklung oder um Bauvorhaben. Dabei legt sie großen Wert auf die Teamarbeit zwischen Verwaltung, Ärzten und Pflegepersonal. Ihr Rezept: eine transparente Informationspolitik, so dass alle einschätzen können, was sie erwartet. Und das hat Erfolg, denn mittlerweile geht der Ruf des Krankenhauses in Sachen medizinischer und pflegerischer Qualität weit über die Region hinaus. Speziell in den Bereichen Onkologie, Kardiologie und Elektrophysiologie und Gefäßchirurgie habe man Schwerpunkte setzen können. Aber ganz besonders freut sich Maud Beste über die Auszeichnung des Klinikums als babyfreundliches Krankenhaus. Der Kreißsaal und die Geburtsabteilung hätten eine Empfehlungsrate von rekordverdächtigen 90 Prozent. Das nächste Ziel ist u.a. der weitere Ausbau der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie. Damit habe man in Zukunft ein weiteres Alleinstellungsmerkmal.
Stolz berichtet Maud Beste, dass das Haus für seine Größe ein enorm breites medizinisches Spektrum biete. Allerdings mache es die Politik den Krankenhäusern schwer. Kliniken müssten heute unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten agieren. Leistungen müssen gesteigert werden, Geld gespart, die Arbeit auf immer weniger Schultern verteilt werden. Das Krankenhaus-System sei mittlerweile völlig krank und führe zu einer Überforderung von Mitarbeitern auf allen Ebenen, so die Geschäftsführerin.
Trotz der hohen Belastung liebt Maud Beste ihren anspruchsvollen Berufsalltag. Ihr macht vor allen Dingen der Umgang mit den unterschiedlichsten Berufsgruppen – vom Mediziner bis hin zum Architekten – Spaß. Die Einarbeitung in immer neue Themen betrachtet sie als willkommene Herausforderung. Auch bietet ihr die Tätigkeit als Geschäftsführerin trotz aller Restriktionen nach wie vor vielseitige Gestaltungsmöglichkeiten. Ausgleich findet sie in ihrer sehr glücklichen Partnerschaft. Ein probates Mittel, dem Stress zu begegnen, ist die tägliche Fahrt zur Arbeit – und zwar mit dem Fahrrad. Das Radeln (natürlich ohne »Hilfsmotor«) auf dem 20 Kilometer langen Hin- und Rückweg empfindet sie als ideal zum Abschalten. Aber jetzt steht schon der nächste Termin an. Maud Beste verabschiedet uns herzlich und wir verlassen das Klinikum Gütersloh mit dem Gefühl, dass man sich hier sicher und gut aufgehoben fühlen kann.