Es geht ganz schön zur Sache auf dem Rugby-Feld an der Wiedenbrücker Burg. Trotz starkem Wind und kühlen Temperaturen gehen die Spielerinnen des Frauenrugby-Teams des Wiedenbrücker TV mit Begeisterung in den Nahkampf. Rennen, passen, tacklen – alles dreht sich nur um eins: den Rugbyball (oder besser das Rugby-Ei). Beim sogenannten »Scrum« bilden die Spielerinnen zwei Reihen und drücken mit aller Kraft gegeneinander. Der Rugbyball, der zwischen die beiden Formationen geworfen wird, muss mit den Füßen nach hinten rausgehakelt werden und ein neuer Angriff kann beginnen. Doch bei aller Robustheit überzeugt der faire Umgang miteinander und zwar sowohl im Training als auch im Spiel.

Ja, bei diesem sehr körperlichen Spiel geht es vor allem um das Rugby-Ei. Ziel ist es, mit diesem »Ei« unterm Arm ins gegnerische Malfeld zu gelangen und es dort abzulegen. Das versuchen die Gegnerinnen natürlich zu verhindern. Die Ballträgerin wird aufgehalten oder zu Boden gebracht, so dass sie den Ball loslassen muss. Dabei entstehen sogenannte »Rucks«, in denen um den Ball gekämpft wird. Wenn sich die Spielerinnen verschiedener Teams gegenseitig tacklen, an den Trikots ziehen oder sich festhalten, dann wirkt das für die Zuschauer ganz schön ruppig. Trotzdem gilt Rugby als sehr fair und es gibt sehr viel weniger Verletzungen als etwa beim Fuß- oder Handball. Denn die Spielerinnen gehen fair miteinander um, Fouls gibt es kaum. Kein Wunder, denn Teamgeist und Fairness sind ein wichtiger Teil des Trainings, ebenso wie Fitness, Taktik, das Verhalten in Kontakt- und Standardsituationen und das Handling des Balles. Der faire Umgang miteinander begeistert alle Wiedenbrücker Spielerinnen, dazu kommen jede Menge Spaß und das regelmäßige Auspowern. Und: Es gibt keine Zickereien.

Das bunt gemischte Team um Kapitänin Leonie Vogelsang ist über die Jahre eng zusammengewachsen. Die meisten Spielerinnen sind durch Freundinnen oder die Familie mit der Rugby-Begeisterung infiziert worden und sie sind sich einig, dass man von diesem Sport – wenn man ihn mal richtig erlebt hat – nicht mehr loskommt.

 

 

 

Mit Trainerin Pia Jakobtorweihen (übrigens eine ehemalige Nationalspielerin) und Trainer Tony Piper wird zweimal in der Woche trainiert. Eine Superathletin muss man übrigens nicht sein. Bei diesem Spiel findet jede ihren Talenten und körperlichen Fähigkeiten entsprechende Aufgabe: egal ob Schnelligkeit, Sicherheit im Ballhandling oder Stärke im Kampf um den Ball.

Auch bei Regen und Kälte stehen die Spielerinnen auf dem Platz und sind sich nicht zu schade, dreckig zu werden. Oft macht grade das Spielen auf dem matschigen Platz am meisten Spaß. Nach den Spielen lassen die Damen- und die Herrenmannschaft den Abend auch gerne mal zusammen ausklingen. Ab Sommer wird dann gemeinsam im Vereinsheim gefeiert, das zur Zeit auf dem Gelände der Burg gebaut wird.

In Wiedenbrück hat Frauenrugby eine lange Tradition. Bereits seit 1977 gibt es hier eine Damenmannschaft. Da ist es kein Wunder, dass beim ersten Länderspiel der Frauen 1989 Nationalspielerinnen aus Wiedenbrück dabei waren. Auch aktuell gibt es drei Nationalspielerinnen: Maja Berken (U16), Mara Neugebauer (U18) und Franzi Frerich (Damen). Im normalen Turnierbetrieb spielt die Mannschaft des WTV im 7er-Team in der Regionalliga Nord-West. Pro Saison (von September bis Juni) werden fünf Ligaturniere gespielt, in denen man sich für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren kann. Doch egal, auf welchem Tabellenplatz ein Team am Ende steht, es gibt für alle ein Abschlussturnier, bei dem die Spielerinnen die Saison ausklingen lassen können.

Wer jetzt Lust bekommen hat, Rugby auszuprobieren, ist herzlich willkommen. Mädels ab 15 Jahren können beim Training der Damenmannschaft mitmachen, jüngere Mädchen trainieren in gemischten Kinder-Jugendmannschaften. Aber auch ältere Jahrgänge können mittrainieren und -spielen. Der Einstieg ist ganz einfach, denn für den Anfang wird keine spezielle Ausrüstung benötigt. Einfach in Sportkleidung vorbeikommen und lostackeln.