Der Krimi-Boom ist ungebrochen. Die Beliebtheit der spannenden Erzählungen ist kaum zu toppen – egal ob in Film- oder Buchform. Doch kann ein Polizist Krimis ernst nehmen? Das interessierte uns, so haben wir bei Jan Bobe, der seit 41 Jahren Polizist ist, und vor kurzem seinen ersten eigenen Krimi herausgebracht hat, nachgefragt.

Und nein, der Polizeihauptkommissar kann die meisten Krimis nicht ernst nehmen. Aber nicht nur deshalb hat er seinen Gütersloh-Krimi »Nur ein Schubs« geschrieben. Zum einen will er mit vielen Klischees über die Polizeiarbeit aufräumen und die Arbeit seiner Kollegen aus dem Streifendienst würdigen. Denn die seien als erste am Tatort, fänden Zeugen oder nehmen Verdächtige fest. Zum anderen entstand der Krimi sozusagen aus der Not heraus. Bobe gingen vor einigen Jahren im Urlaub die Bücher aus und aus lauter Verlegenheit schuf er sich seinen Lesestoff selbst. Und so saß er dann mit Collegeblock und Stift am Strand und schrieb.

Zunächst probierte er sich an einem Abenteuerroman, doch schnell war ihm klar, dass hierzu gründliche Recherche nötig ist. Doch dafür war neben dem Job keine Zeit. Da lag die Idee nahe, seine eigenen Erfahrungen bei der Arbeit in Buchform zu packen. Denn die Dinge, die er im Polizeidienst erlebte und die Anekdoten, die im Kollegenkreis erzählt wurden, durften seiner Ansicht nach nicht unerzählt verschwinden. Als logische Folge entstand ein Lokalkrimi mit komödiantischem Einschlag, der Erlebnisse aus seiner bewegten Dienstzeit mit einer fiktionalen Geschichte um mysteriöse Todesfälle rund um Weberei und Martin-Luther-Kirche verbindet.

Die schrulligen, komischen Anklänge sind Bobe wichtig. Tatsächlich sei es so, dass man manche Dinge, die passiert seien, kaum glauben könne. Folgerichtig ist er selber auch eher Fan von skurrilen Krimis wie den Eberhofer-Büchern von Rita Falk. Im TV zählt »Wilsberg« zu seinen Favoriten, aber auch dem Eifel-Krimi »Mord mit Aussicht« kann er viel Gutes abgewinnen. Die Fälle seien zwar unrealistisch, aber die dargestellten Figuren seien einfach gut. Besonderes Lob hat er für Erik Ode, der als »Kommissar« vor genau 50 Jahren zum ersten Mal auf den Fernsehschirmen ermittelte. 

Die Entstehung von »Nur ein Schubs« dauerte fast zehn Jahre. Bekannte und Freunde waren vom Manuskript begeistert, doch zahlreiche Verlage lehnten es ab. Bis es Matthias Borner, dem bekannten Gütersloher Heimatspezialisten, in die Hände fiel. Er las die in der Gütersloher Trinkerszene spielende Story und war so begeistert, dass er sich dazu entschloss, das Buch herauszubringen. Die erste Auflage, die im Oktober herauskam, war nach drei Wochen ausverkauft. Die zweite Auflage neigt sich ebenfalls dem Ende zu. Jetzt steht man kurz vor dem Start der dritten Auflage.

Bobe ist Polizist mit Leib und Seele. Und tatsächlich scheint der Beruf in der Familie zu liegen. Denn bereits sein Vater und seine Onkel waren Polizisten und Jan Bobes Sohn Benni ist ebenfalls im Polizeidienst tätig. Seit 1982 ist Bobe im Kreis Gütersloh tätig. Leicht ist die Arbeit nicht immer, doch die Liebe zum Beruf und die positiven Erlebnisse überwiegen die belastenden Situationen. Auch gefährliche Situationen gäbe es immer wieder und Bobe ist dankbar und glücklich, dass er diese immer gut überstanden hat. Wenn es ihm doch mal zuviel wird, dann redet er mit der Familie. Überhaupt ist Jan Bobe ein absoluter Familienmensch. Seine Tochter wohnte bis vor kurzem in einer eigenen Wohnung im selben Haus, sein Sohn lebt mit Familie direkt nebenan. Darüber freuen sich Bobe und seine Frau sehr, denn so können sie die Enkeltochter und demnächst auch das zweite Enkelkind ganz bewusst und nah erleben.

Und es wird weitere Bücher geben. Seine Texte verfasst Bobe nach wie vor mit der Hand. Mit Stift und Collegeblock sitzt er dann am Schreibtisch mit Blick auf den großen Garten. In seinem Arbeitszimmer probt er auch für die Auftritte mit der Band »High Germany«. Er spielt die Tin Whistle, eine für die irische Folkmusik typische Flöte, in der sechsköpfigen Band. »High Germany» widmet sich irischem und schottischem Liedgut, spielt aber auch polnische, russische oder plattdeutsche Volkslieder und ist damit deutschlandweit unterwegs. An der Wand hängen einige Gitarren und Mandolinen, die Bobe nicht nur spielt, sondern zum Teil auch restauriert oder selbst gebaut hat. Sohn Benni spielt einmal im Monat bei den „Barfly“ Blues Sessions. Sein Engagement hat den Vater überzeugt, selbst musikalisch mit einer Band aktiv zu werden. Außerdem ist Jan Bobe selbst auch bei den »Barfly« Sessions dabei.

Der schreibende Polizist ist auch ein leidenschaftlicher Koch, was man der gut ausgestatteten, gemütlichen Küche ansieht. Seine Frau und er kochen jeden Tag zusammen, u. a. weil er so verfressen ist - wie er selbst von sich sagt. »Außerdem ist das Kochen pure Entspannung.« Vor dem Haus haben wir ein Wohnmobil entdeckt. Es ist das aktuelle in einer Reihe von Campingbussen, die Bobe ganz zu Anfang auch selbst baute, inklusive Bücherschrank. Mit dem Wohnmobil wurde fast ganz Europa bereist. Als nächstes Ziel stehen die baltischen Staaten auf dem Programm. Auch in Kanada will sich das Ehepaar ein Wohnmobil zulegen, denn ihre Tochter ist vor kurzem der Liebe wegen über den großen Teich gezogen.

Zum Schluss des Gespräches müssen wir doch nochmal nachfragen, wie kriminell Gütersloh denn eigentlich ist. Jan Bobe lacht und meint, dass Gütersloh von der Kriminalstatistik her gut aufgestellt sei. Sein Fazit: »In Gütersloh kann man sehr gut und sicher leben.«