Ben und Jerry

Ein Hoch auf den Poetry-Slam: Er hat die Kunst des Schreibens bereits vor einigen Jahren auch bei jungen Menschen wieder in den Fokus gerückt. Und sie schreiben nicht nur für sich, sondern tragen ihre Werke auf Bühnen bundesweit vor. Für viele brachten die freundschaftlichen Wettkämpfe die Möglichkeit, sich erfolgreich bei Verlagen vorzustellen, andere haben so den Bühnenweg verfolgt und stehen heute als erfolgreiche Comedians genau dort, wo sie mit ihren Texten hin wollten. Heute genießen wir an vielen Stellen die Früchte einer Bewegung, die Youtube-Stars und Mega-Slams in Hörsälen hervorgebracht hat. Einer Bewegung, die auch den Nachwuchs jederzeit auf die Bühne bittet.

Einer von ihnen und noch dazu einer der momentan aktivsten der Szene ist Sven Hensel: 20 Jahre alt, Wahlbochumer und seit Januar 2014 Slam-Poet. Ein später, dafür umso ambitionierterer Einstieg. Bereits im September 2014 stand er als Finalist im NRW Slam-Finale, vor gut einem Jahr sicherte er sich den Titel als U20 NRW Slam-Champion und wenig später den Halbfinaleinzug beim SLAM2015 in Würzburg.

In zwei Jahren entwickelte er sich zum wahren »Slam-Nerd« – und  das nicht nur aufgrund der hohen Frequenz seiner Auftritte in ganz Deutschland, sondern auch, weil er beständig und genau mitgezählt hat, wie oft er mittlerweile auf der Bühne stand: stolze 300 Mal. Da könnte man meinen, dass das Germanistik-Studium eher Beiwerk ist ….

Mit der Kamera haben wir Sven bei seinem Auftritt im Salon Haartolle besucht. Bevor es dort losging, hat er uns seinen »Ben&Jerrys-Test« vorgestellt. 

Hier ein Ausschnitt aus dem Text

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Eine Geschichte über die fertigen Bilder, die uns täglich in den Kopf gesetzt werden.

Bald ist unsere Nacht vorbei, du schnarchst neben mir und die Wolken werden langsam wieder Zuckerwattepink. Vorhin, als unsere Nacht noch im Gange war (du verstehst, knick knack), kam ich schon ordentlich ins Schwitzen. Nicht nur der Sommer, die Nähe zu dir oder einfach nur du machen mich »dabei« (hihi) ziemlich kurzatmig, sondern auch meine Speckröllchen.

Gelöffelt haben wir danach nicht, wir beide wären sonst sicherlich erstickt; Denn nicht nur ich, die Nähe zu mir oder der Sommer machen dir zu schaffen – Du hast auch zugenommen.

Ich stehe leise auf, damit du weiter schnarchen kannst und passe nicht mehr in meine Lieblingshose. Ich setze mich zurück zu dir auf das quietschende Bett, wodurch du aufwachst, und wir machen dasselbe wie jeden Tag: Wir schauen zusammen in die Glotze.

»Sollen die doch mal Miley Cyrus in Ruhe lassen«, fauchst du die MorgenmagazinBITCH von Sat1 an. Ich nicke. »Ich mochte Hannah Montana«, sage ich, »aber stell dir mal vor, du hättest auch deine gesamte Kindheit damit verbracht, zwei Masken zu tragen – einmal die private und einmal die öffentliche – und das auch gleich zwei Mal, einmal in der Fiktion und einmal in der Realität, du würdest sicher auch irgendwann quadroschizophren werden oder zumindest auf die Erwartungen der Öffentlichkeit scheißen« …