Selbstbewusst und modern präsentierte die Wirtschaftsförderung der Stadt Gütersloh ihren neuen Imagefilm auf der Immobilienmesse EXPO Real in München. Schnelllebig, nah dran und irgendwie innovativ wirkt das. Die Glitzervariante eines verschlafenen Dorfes am entfernten Rande des Teutoburger Waldes? Wohl kaum! Vielmehr die Realität: So haben sämtliche Airbus-Modellreihen ein bedeutendes Stück Gütersloh an sich. Die oberen Etagen des zweithöchsten Gebäudes der Welt wären ohne Hochtechnologie aus der Sundernstraße gar nicht erreichbar. Der Hochwasserschutz von Fluss- und Meeresanrainern kann durch Technik aus der Dalkestadt nennenswert verbessert werden und an der Herzebrocker Straße werden Olympiaträume geboren.
Gemeinsam mit dem Wirtschaftsförderer der Stadt, Rainer Venhaus, haben wir einen Blick hinter die Kulissen der Gütersloher Unternehmen geworfen und erfahren, was sich hinter einzelnen Szenen des vielbeachteten Films verbirgt und worauf wir neben den bekannten Größen Miele und Bertelsmann besonders stolz sein können. Und eines wurde schnell klar: Zeigen kann man in beiden Bereichen nur einen Ausschnitt der unglaublichen Vielfalt aus rund 5000 mittelständischen Unternehmen, die - als lokale Besonderheit meist familiengeführt – ihre ganz eigenen Nischen gefunden haben und diese mit viel Erfinder- und Unternehmergeist zum Erfolg führen. Ein paar Fakten zur Stadt der Fleißigen…
∙ Zum Weltmarktführer in der Marktnische lang haltbarer Volkornbrote und urwestfälischem Pumpernickel hat es die Firma Mestemacher gebracht, deren Produktion direkt zu Beginn des Filmes zu sehen ist. Ganze 80 Länder beliefert das Unternehmen mit den heimischen Spezialitäten, darunter auch die USA, China und Australien.
∙ Als absoluter Spezialist gilt das Unternehmen BSA Luftfahrt- und Sicherheitstechnik GmbH & Co. Erst 1998 gegründet ist es eine der jüngeren Erfolgsgeschichten in der Stadt. Gefertigt werden unter anderem Schallisolationsscheiben auf dem neuesten Stand der Technik, die die strengen Anforderungen der Luftfahrt-Industrie erfüllen – und in allen Airbus-Modellreihen eingebaut werden.
∙ Ein traditionsreiches Familienunternehmen mit Gründungsjahr 1887 ist die Gustav Wolf Seil- und Drahtwerke GmbH & Co. KG mit Hauptsitz an der Sundernstraße. Mit Spezialisierung unter anderem auf Drahtseile für Personen- und Lastenaufzüge finden die Gütersloher Produkte ihren Absatz weltweit dort, wo der Bau von Hochhäusern boomt. So hängen die Fahrstühle des zweithöchsten Gebäudes der Welt, dem Makkah Royal Clock Tower Hotel in Mekka, an Gustav Wolf-Seilen. Damit nicht genug ist das Material auch im schon heute legendären Sky Park in Singapur, dem Kingdom Center Riad, den Highlight Towers München und dem Kulturpalast in Warschau verbaut. Rund 30 Kilometer Aufzugseil sind im größten Kreuzfahrtschiff der Welt, der Oasis oft the Seas, in insgesamt 41 Fahrstühlen untergebracht. Als weitere Referenz wird der Peking Airport genannt. Das mit 1,3 Millionen m2 flächenmäßig größte Gebäude der Welt wurde zu den Olympischen Spielen 2008 eröffnet.
Beinahe gewöhnlich wirkt da doch ein weiteres Produkt-Segment: Draht Wolf fertig auch Federkerne für Matratzen.
∙ Gleiches Gründungsjahr, fast gleicher Name: Die Band- und Gurtweberei Güth & Wolf ist zudem ebenso erfolgreich auf dem Weltmarkt. An den beiden Gütersloher Werken an der Herzebrocker Straße und Unter den Ulmen, sowie im Zweigbetrieb in Friesoythe/Oldenburg werden Tag für Tag über eintausend Kilometer unelastische Bänder und Gurte aus unterschiedlichsten Materialien gefertigt. Die Produktpalette reicht von der Hundeleine in zahlreichen unterschiedlichen Designs für den Weltmarkt bis hin zu Gurten für die Ladungssicherung, die Bekleidungsindustrie, Sport- und Freizeitbedarf, die Möbelindustrie, Heimtextilien und viele mehr. Nicht zu verachten: An jedem gängigen Ski-Stock von Hobby- und Wettbewerbs-Sportlern befindet sich eine Schlaufe aus Gütersloh. Somit hat jeder Weltmeister und Olympiasieger ein Stück unserer Stadt auf der Piste dabei.
∙ Als Technologieführer darf sich die Hermann Sewerin GmbH betiteln. In vierter Generation hat sich die Schlosserwerkstatt von 1908 zum Spezialisten für Gas- und Wasserleck-Suche entwickelt. Inspiriert von den damals zahlreichen Grubenunglücken im Bergbau entstand die Idee, einen „Gasanzeiger zum Anzeigen von Grubengasen“ zu entwickeln. Mit dieser Erfindung ist der Grundstein für die heutige Bedeutung des Unternehmens gelegt. Am Standort Gütersloh werden die innovativen Geräte über die Entwicklung, Konstruktion, Erprobung und Produktion zur Marktreife gebracht. Schwerpunkte werden dabei besonders auf hohe Qualität und Funktionalität gelegt. Deutschland als Produktionsstätte ist hierbei ein wichtiger Erfolgsfaktor.
∙ Ebenso als Vorbeugung von Unglücken, aber auch als Hilfe im konkreten Notfall, kann das Produkt einer der jüngsten Erfolgsgeschichten der heimischen Unternehmen gesehen werden. Die Topocare GmbH hat eine innovative Lösung für sichere Deiche und Hochwasserschutz entwickelt: Mit der weltweit einzigartigen geotextilen Wickeltechnik des Start-ups lassen sich erstmals geotextile Endlosschläuche herstellen. Diese dienen zum Beispiel mit Sand befüllt der schnellen Errichtung von Schutzdeichen bei sehr geringem Personalaufwand, was gerade in Notfällen wie Hochwassern und Überschwemmungen von Vorteil ist. Die geotextile Wickeltechnik ist inzwischen eine durch weltweite Patenterteilung anerkannte und geschützte Innovation.
∙ Zum Schluss darf dann aber die Erwähnung eines sichtbar Großen mit einem Blick in die Zukunft doch nicht fehlen: Ab 2015 wir das auflagenstärkste Printmedium des Landes, der SPIEGEL, zur Hälfte in Gütersloh gedruckt. Bei Mohn-Media geht man davon aus, dass die wöchentlich circa 500.000 Hefte innerhalb eines Tages gedruckt werden können. Die Druckerei an der Carl-Bertelsmann-Straße wurde in den vergangenen Jahren zu einem der modernsten Offsetdruck-Standorte der Welt ausgebaut. Weitere Publikumsstarke Magazine, die hier auf’s Papier gebracht werden, sind die „Landlust“ und das „Manager-Magazin“.