Ein guter Ausgleich

James Ocean und Tarranado. Diese beiden Namen gehören unweigerlich zusammen. Mit beachtlichen 12 Jahren Bühnenerfahrung, kann James Ocean bereits jetzt auf eine lange Karriere zurückblicken. Das Gesicht bringen Freunde des gepflegten Alternative-Rock sicherlich in erster Linie mit der Band Tarranado in Verbindung. Als Frontmann, ehemaliger Bassist und nunmehr Gitarrist, ist James Ocean mehr als geübt im Umgang mit Worten und Akkorden. 

Doch alle Songs eignen sich nach eigener Aussage nicht für eine, sagen wir »laute« Besetzung, inklusive verzerrten Gitarren, drückender Bass-Drum und treibendem Bass. Was also macht man mit dieser Fülle an Songs?

Ihre Bestimmung fanden diese Songs im Soloprojekt »James Ocean«. Was nach Resteverwertung klingt, ist weitaus mehr. Eine ganz neue Musik geprägt von Texten dem Herzen nach geschrieben und mit viel Melancholie.

Melancholie an sich ist ein Begriff, der eigentlich keiner genauen Erklärung mehr bedarf. Dennoch ist eine genaue Definition essentiell für das Verständnis dieses Textes, aber vor allen Dingen für das Verständnis seiner Musik. Melancholie ist nämlich nicht nur Trauer und Depression. Melancholie birgt Hoffnung, Wehmut und Nachdenklichkeit. Ähnlich den Motiven, die der ein oder andere kunstinteressierte Leser vielleicht aus den frühromantischen Gemälden von Caspar David Friedrich kennt. 

Auch in den Texten von James Ocean verstecken sich viele Gedanken über das Leben. Man hört eine gewisse Trauer und Nachdenklichkeit heraus. Später erfahren wir, dass während der Produktion seines Debütalbums »Paint Your Perfect Day«, der Vater von James Ocean verstarb. Das Album nahm eine Wendung und fast schon logisch ist die Verarbeitung dieses Ereignisses in dem besagten Album. 

Uns präsentierte James Ocean die Songs »Tell me why» und »Come Down«. Beide entstammen seinem Debütalbum. »Tell me why« behandelt eine verflossene Liebe, es geht »um Jemanden ganz besonderen«. »Come down« hingegen behandelt den Verlust des eigenen Vaters. Das jedoch war nicht immer so. Den Song gibt es schon lange, erzählt uns James Ocean. Seinem Vater gefiel dieser Song so gut, dass er ihn rauf und runter hörte und James Ocean ihn irgendwann schon fast nicht mehr hören konnte. Als sein Vater dann verstarb war klar, dieser Song muss auf die Platte. Kurzerhand wurde dieser umgeschrieben und so entstand »Come down« in seiner heutigen Form.

Anders als bei Tarranado macht James Ocean hier alles selber. Von der Gitarre, der Textarbeit, bis hin zu leicht perkussiven und elektronischen Elementen, ist alles aus eigener Hand. Alle Achtung. Ein echtes Multitalent eben. 

James Ocean ist für alle, die sich beim Musikhören gerne zurücklehnen, gerne zuhören und die es wichtig finden, was einen Künstler bewegt. Das Album ist neben vielen anderen Orten auch in der Musikgalerie und bei Timezone-Records zu erwerben. 

 


Text: Daniel Krestovsky
Foto: Sven Grochholski