Text: Ben Hensdiek
Fotos: Matthias Kirchhoff
Als wir an diesem Dienstagmorgen losfahren, wissen wir noch gar nicht so recht, was auf uns zukommt. Wir nicht und derjenige, zu dem wir uns auf den Weg gemacht haben, auch nicht. Es ist der erste richtige Herbsttag in diesem Jahr, der Regen hat gerade für ein paar Minuten ausgesetzt. Auf den Straßen der Innenstadt liegt das Laub zwischen wild geparkten Autos und anliefernden LKW, der tägliche Wahnsinn einer eigentlich beschaulichen Stadt beginnt.
Unser Ziel ist ein Haus in Pavenstädt, soviel weiß ich. Und wen wir besuchen weiß ich auch: Matthias Trepper. Er ist Mitarbeiter im Vorstandsstab der Sparkasse Gütersloh, seit 2004 im Rat der Stadt und seit 2009 stellvertretender Bürgermeister. Das aber soll nebensächlich sein. Uns geht es heute um den Menschen hinter dem auch ehrenamtlich stark engagierten Politiker. Um all das, was das eigentlich private ist. Seine Lebensgefährtin, sein Haus, seine Tiere, Hobbys und was wir sonst an Gesprächsthemen finden. Wir werden Fotos machen und filmen, reden und Kaffee trinken. Matthias Trepper weiß das natürlich und ist vermutlich wie auch wir ein wenig aufgeregt. Fast ohne Grund, wie
sich bis zum Nachmittag zeigen wird.
Die Fahrt geht ab vom Ring, die Straßen werden schnell schmaler. Das Ziel scheint noch einige Kurven entfernt, irgendwo auf dem platten Pavenstädter Land. Früher flogen hier noch Flugzeuge tief über den Köpfen der Anwohner, starteten und landeten fast nebenan auf dem Flugplatz der Princess Royal Baracks. Heute wirkt dieser schöne Fleck Erde herrlich entschleunigt und frei – nur wenige Minuten vom Stadtzentrum entfernt.
Wir bleiben vor einem auffälligen Fachwerkhaus stehen. Weiß gestrichene Fensterrahmen, eine grüne Giebelverkleidung, ein rotes Ziegeldach obenauf. Umgeben von alten, hochgewachsenen Bäumen und reichlich Land sind wir angekommen. Ein paar Baustellen im Außengelände offenbaren sich auf den ersten Blick und werden sich schnell erklären. Wir genießen ein paar Atemzüge frischer Landluft und treten ein, fühlen uns willkommen und lernen einen unserer Begleiter durch den Tag kennen: Toto ist allgegenwärtig. Der Hund ist wichtiger Lebensinhalt im Hause Matthias Trepper und Ann Katrin Brambrink. Tiere haben ihn sein Leben lang begleitet. Und wir sind schnell im Gespräch.
Das Haus, auf dessen Tenne wir es uns bequem gemacht haben, ist seit den 70er Jahren im Besitz
der Familie. Um 1650 erbaut, wurde es vor etwa 100 Jahren an seinen jetzigen Ort umgesetzt. Nach
dem Kauf des Anwesens diente es über Jahrzehnte als Quartier für bis zu acht Pferde, einige HühnerRassen, Enten und Gänse. Dafür gab es in der Stadtwohnung keinen Platz. »Das Haus war immer unsere kleine Farm«, erinnert sich Trepper gerne an diese Jahre.
Erst 2006 wurde damit begonnen, das Haus als Wohnhaus zu gestalten. In viel Eigenarbeit wurde ein neues Fundament gesetzt, wurden die Balken neu ausgefacht und der Innenausbau in Angriff genommen. Unter stetiger Beobachtung von Passanten, die hier auf dem Land gerade bei gutem Wetter zahlreich die Natur genießen. »Da hier lange nichts passiert war, interessierten sich die Leute dafür, wie sich das damals recht verfallenen Haus entwickelte.«
Noch heute baut und pflegt Matthias Trepper am liebsten selber. Aus zeitlichen Gründen geht das nicht immer so schnell voran, aber als bewusster Ausgleich zum sonstigen Alltag sind Handwerks- und Gartenarbeit sehr willkommen. Er ist eben ein Macher-Typ. All das teilt er seit 2011 mit seiner Lebensgefährtin Ann Katrin Brambrink, die mit einer heute 20-jährigen Tochter in die Beziehung
kam und für die bis dahin ein Leben »außerhalb des Rings« in Gütersloh kaum denkbar war. Heute hat sie sich eingelebt, die Tochter studiert mittlerweile in Regensburg und wohnt dort in der Altstadt.
Und wie gestaltet sich ein gemeinsamer Tag auf dem Land?
Wenn es geht, spielt sich viel draußen ab. Mit dem Hund geht es zu den Dalkeauen oder in den Rhedaer Forst, auch der Garten bietet neben viel Arbeit tolle Ecken zur Erholung. Und wenn das Wetter nicht mitspielt und der Nachmittag auf dem Sofa vor dem warmen Ofen endet, schaut durchaus mal ein Reh durch das verglaste Deelen-Tor ins Wohnzimmer.
Etwas mehr Aktion hat dieser verregnete Tag aber doch verdient. Passend zum Mittagessen geht es in die Küche. Auf der Speisekarte steht eine frisch gekochte Kürbissuppe, bei deren Entstehung wir die Kamera mal ganz nah draufhalten und schauen, wie sich Matthias Trepper zu Hause in der Küche schlägt. Das Video-Special gibt es bei uns auf www.carl.media zu sehen. Und eines vorweg: Es sah toll aus und geschmeckt hat es auch – Kompliment an den Koch!
Für weitere Fotos geht es dann noch einmal nach draußen. Toto und die beiden Katzen kommen mit und spielen mal mehr, mal weniger mit. Die Stimmung ist gelöst und wir erleben unseren Protagonisten als offenen und entspannten Menschen, der uns noch eine Leidenschaft verrät: Die Musik. Gerne vom Band, wie die umfangreiche CD-Sammlung verrät. BAP, die er damals mehrfach in Gütersloh live erleben durfte, sind dabei. Auch TOTO, namensgebend für den Hund, bekommen einigen Platz. Die Vielfalt reicht bis hin zu einer großen Auswahl von Alben der »Ärzte«. Auch die hat Matthias Trepper in früheren Zeiten live gesehen. Heute ist ihm das Publikum bei den Konzerten der Band zu jung. Die Musik mag er nach wie vor.
Wenn es die Zeit erlaubt, greift er auch selbst zu einer seiner sieben Gitarren. Früher stand mit seiner Band die Beat-Musik im Vordergrund, später wurden vor allem alte Rockhits gecovert. Auf der Bühne war das selten zu hören, dennoch gab es einzelne Konzerte zum Beispiel in der Weberei. Ein Grund mehr, auch den Musiker Trepper einmal im bewegten Bild zu zeigen. Exklusiv für Carl entstand so ein Video mit dem live eingespielten McCartney-Song »Blackbird «. Ein wunderbarer Abschluss unseres Besuches im gemütlichen Fachwerkhaus in Pavenstädt. Vielen Dank an die Gastgeber für einen schönen Tag auf dem Land, entschleunigt und voller neuer Eindrücke über einen Menschen,
den wir sonst vor allem als Politiker erleben.
Auch in den kommenden Ausgaben werden wir regelmäßig Politiker zu Hause besuchen und ganz private Geschichten erzählen. Nach diesem wunderbaren Herbst-Erlebnis freuen wir uns schon drauf!