Neues Archiv: Bertelsmann-Geschichte im Bild

22.07.2015 Autor: Bertelsmann // LoCarl

Das erste Wohn-und Geschäftshaus von Carl Bertelsmann Am alten Kirchplatz 3 in Gütersloh. // Bild: Bertelsmann

Zwar machte die Fotografie zu seinen Lebzeiten ganz entscheidende Fortschritte und die älteste erhaltene Fotografie der Welt stammt aus dem Jahr 1826 – doch von Bertelsmann-Gründer Carl Bertelsmann gibt es kein einziges Foto. Schon mit seinem Sohn sollte sich das ändern, und wenig später in einer Flut von Bildern münden, die so viele Momente der Geschichte von Bertelsmann für alle Zeiten eingefangen haben. Zehntausende sind es, um genau zu sein. Und eben diesen fotografischen und historischen Schatz hat das Team des Bertelsmann-Unternehmensarchivs um dessen Leiterin Helen Müller in den vergangenen Jahren liebevoll gehoben und sorgfältig ins digitale Zeitalter überführt.

Neben den Beständen der Druckerei und der Verlage ist die wichtigste Quelle für die fotografische Überlieferung der Bertelsmann-Geschichte die Arbeit des früheren Bertelsmann Fotostudios. Das Fotostudio wurde in der damaligen Hauptverwaltung Mitte der 1950er Jahre eingerichtet. Die hauptberuflichen Fotografen waren in erster Linie für die Bebilderung der Lesering-Illustrierten und des späteren Club-Katalogs verantwortlich. Das heißt, sie fotografierten Buchtitel um Buchtitel für die wohl wichtigste Publikation des früheren Bertelsmann. Immer wieder wurden die Haus-Fotografen aber auch bei Feierlichkeiten, Betriebsjubiläen, Prominenten-Besuchen und anderen aktuellen Anlässen hinzugezogen. Das heißt, sie hielten Betriebsfeste und königlichen Besuch genauso im Bild fest wie die Einweihung neuer Druckmaschinen oder die Eröffnung neuer Unternehmen.

 

 „Aufgrund der lückenlosen Dokumentierung ist dieses Archiv von unschätzbarem Wert für die Darstellung der Bertelsmann-Geschichte im Zeitraum 1950er bis Ende der 1970er Jahre“, erklärt Helen Müller, „seine Erschließung stellte allerdings eine archivische Kärrnerarbeit dar.“ Das heißt konkret: 58.000 Negative im Klein- und Mittelformat galt es zu bewerten und sachgerecht zu archivieren. Der Abgleich mit dem Printarchiv war unerlässlich, Dopplungen mussten entsorgt, aus Fotoserien mussten die Bilder mit der jeweils besten Qualität herausgesucht werden.

 

In der ersten Projektphase (September 2013 bis Mai 2015) wurden ca. 6000 Negative von einem professionellen Dienstleister gescannt und vom Team des Unternehmensarchivs unter der Federführung von Sylke Kroczek verzeichnet. Das Projekt ist insgesamt auf fünf Jahre angelegt. Bis 2018 sollen 15.000 Bilder archivarisch erschlossen werden.

 „Nachdem die ersten digitalisierten Bilder ihren Weg zurück ins Archiv gefunden hatten, wurde schnell deutlich, dass es sich hier um Fotos von hervorragender Qualität handelt“, sagt Sylke Kroczek. „Fotografen wie Karlheinz Klubescheidt, Lothar Bünermann und Hartmut Blume, die so mancher Mitarbeiter vermutlich noch persönlich kennt, haben ganze Arbeit geleistet“. Die Aufnahmen bilden nahezu die gesamte Arbeitswelt von Bertelsmann in der sogenannten Wirtschaftswunder-Zeit ab: neben Aufnahmen von Mitarbeitern und Arbeitssituationen sind Jubiläen, Feierlichkeiten, Auszeichnungen, Tage der offenen Tür dokumentiert. Gebäudefotos, etwa der Bau von Mohndruck und Sonopress, finden sich ebenso wieder wie klassische Produktfotografien, die für die damals noch so wichtigen Leseringzeitschriften und die Bertelsmann-Ratgeber erstellt wurden.

 

Warum macht sich ein Archiv diese Arbeit – neben der Bewahrung der Archivalien? Dazu Helen Müller: „Die heutige Bertelsmann-Welt, die sich in über 50 Ländern abspielt, kann nur noch schwer mit der Goldgräber-Stimmung in Zusammenhang gebracht werden, die das Unternehmen nach der Gründung des Leserings in den 1950er Jahren erfasste. Es ist jedoch unmöglich zu verstehen, was Bertelsmann heute ist, wenn man seine Geschichte nicht kennt. Die Fotos sind nur ein Ausschnitt davon, doch zumindest von diesem können wir uns nun ein Bild machen.“

http://chronik.bertelsmann.de/