Gütersloher haben mehr Freude am Lesen
05.09.2012 Autor: Bertelsmann // Bertelsmann Kanal
Gütersloh, 5. September 2012. Lesespaß in Gütersloh zeigt nach zwei Jahren eine positive Veränderung der Lesekultur in der Stadt: Durch die Initiative konnten Kinder aller Altersstufen sowie viele Eltern, Lehrkräfte und Erzieher für das Lesen begeistert werden. Dies ist das Ergebnis einer Evaluation des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen, welche die Initiatoren Bertelsmann, Stiftung Lesen und Goethe-Institut heute in der Gütersloher Stadtbibliothek vorstellten. Gleichzeitig konkretisierten die drei Partner die Fortführung von Lesespaß in Gütersloh. Im nächsten Schritt sollen auch andere Kommunen zur Nachahmung animiert werden.
Im Jahr 2010 hatte Bertelsmann der Stadt Gütersloh zum 175. Firmenjubiläum Lesespaß geschenkt. Gemeinsam mit den Partnern Stiftung Lesen und dem Goethe-Institut wurden in den vergangenen zwei Jahren insgesamt rund 25 Leseförderungs-Projekte für unterschiedliche Zielgruppen umgesetzt. Dazu gehörten kreative (Vor-)Lese-Events, die Schulung jugendlicher Lesescouts sowie Informationen und Workshops für Eltern, Lehrkräfte und Erzieher. Allen Projekten ist gemeinsam: Sie wollen Freude am Lesen vermitteln.
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Mit Erfolg: Die im Frühsommer durchgeführte Evaluation zeigt, dass die Gütersloher insgesamt mehr Freude am Lesen haben. Mehr als 60 Prozent sind der Meinung: Lesen macht Spaß und Lesen ist unterhaltsam, eine klare Steigerung zum Vorjahr. 69 Prozent der befragten Eltern sagten, dass die Veranstaltungen und Aktivitäten von Lesespaß ihre Kinder zum Lesen bringen. Dies ist im Vergleich zum vergangenen Jahr ein Zuwachs von zehn Prozent. Insbesondere bei Eltern aus eher lesefernen Schichten oder mit Migrationshintergrund sowie bei Vätern konnte die Leselust gesteigert werden Zielgruppen, die durch Lesespaß besonders angesprochen werden.
Lesespaß ist eine Initiative in der Stadt, für die Stadt und vor allem mit der Stadt, so Maria Unger, Bürgermeisterin der Stadt Gütersloh und Schirmherrin von Lesespaß. Durch die Einbindung engagierter Akteure vor Ort und bereits bestehender lokaler Projekte ist sichergestellt, dass Lesespaß genau auf die Bedürfnisse in Gütersloh zugeschnitten ist und nachhaltig wirkt. Dadurch ist die Initiative ein echter Gewinn.
Barbara Kutscher, Projektleiterin von Lesespaß bei Bertelsmann, betont: Mit Lesespaß wollten wir möglichst viele Kinder und Jugendliche in der Stadt erreichen und ihnen neue Zugänge zum Lesen vermitteln. Die Evaluation zeigt uns: Lesespaß kommt an. Aufgrund der hohen Akzeptanz sollen bis Ende 2013 zehn erfolgreiche und bereits etablierte Projekte weitergeführt und mindestens vier neue Projekte umgesetzt werden. Dazu gehören die beliebte Reihe Familie und Kino sowie als neue Projekte ein Hörspielwettbewerb und ein Hip-Hop-Projekt in Jugendtreffs.
Außerdem soll die Initiative auch Modell- und Vorbildcharakter für andere Städte und Gemeinden in Deutschland haben. Ziel ist es, den orchestrierten, Netzwerk-orientierten Leseförderungs-Ansatz auch in andere Kommunen und Städte zu tragen und diese zur Nachahmung zu motivieren. Thomas Kleinebrink, für Lesespaß bei der Stiftung Lesen zuständig, erläutert: Das Modell Lesespaß in Gütersloh hat gezeigt, wie erfolgreich und nachhaltig Leseförderung wirkt, wenn ein gut verzahntes Netzwerk gemeinsam verschiedene aufeinander abgestimmte Projektbausteine umsetzt. Dieses Modell fortzuführen und auszubauen ist ein wichtiger Schritt, um mehr Menschen für das Lesen zu begeistern und so Lesekompetenz zu stärken.
Dass Leseförderung oft mit Integration einhergeht, zeigen die Erfahrungen des Goethe-Instituts mit Lesespaß in Gütersloh. Der Weg zum gegenseitigen Verstehen führt über Sprache, das gemeinsame Lesen und Vorlesen, betont Rolf Peter, Abteilung Sprache des Goethe-Instituts. Durch die kreative Auseinandersetzung mit dem Thema Sprache und Lesen können wir auch Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen erreichen und ihnen so den Zugang zu wichtigen Schlüsselkompetenzen erleichtern.
Fakten
Hintergrund: Zahlen zur Lesekultur in Deutschland
Wer nicht lesen kann, hat schlechte Chancen in der Gesellschaft: denn Lesen ist ein wichtiger Schlüssel für persönliche Entwicklung, Erfolg in Schule und Beruf sowie gesellschaftliche Teilhabe.
Trotzdem fehlen vielen Menschen in Deutschland Zugänge zum Lesen:
7,5 Millionen Menschen mehr als 14 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung sind funktionale Analphabeten (Level One (LEO) 2011).
Die Lesekompetenz der Schüler bleibt durchschnittlich: Im internationalen Vergleich landet Deutschland lediglich im Mittelfeld (PISA-Studie 2009).
Obwohl Studien die positiven Auswirkungen des Vorlesens auf die Entwicklung von Kindern belegen, lesen 42 Prozent der Eltern mit Kindern im Alter bis zehn Jahre nicht regelmäßig vor (Vorlesestudie von Stiftung Lesen, Deutsche Bahn und Die Zeit 2009).
Das Ziel und der Ansatz von Lesespaß in Gütersloh
Lesespaß wurde ins Leben gerufen, um Kinder und Jugendliche in Gütersloh für das Lesen zu begeistern und dadurch ihre Lesekompetenz langfristig zu stärken.
Ein besonderer Fokus liegt auf Kindern aus lesefernen Familien und auf Familien mit Migrationshintergrund.
Der Ansatz ist modular: Lesespaß ist kein Einzelprojekt, sondern die Orchestrierung von mehr als 25 aufeinander abgestimmten Leseförderungsprojekten. Die Initiative lebt von der Mischung aus innovativen und bewährten Angeboten.
Die Initiatoren und Akteure von Lesespaß in Gütersloh
Das Unternehmen Bertelsmann hat der Stadt Gütersloh zum 175. Firmenjubiläum Lesespaß geschenkt. Gemeinsam mit der Stiftung Lesen und dem Goethe-Institut als kompetente Partner wurde die Initiative im Jahr 2010 ins Leben gerufen und umgesetzt.
Lesespaß lebt von der Einbeziehung starker regionaler Partner und dem großen Netzwerk, das sich während der letzten Jahre gebildet hat: von der Stadt Gütersloh mit Bürgermeisterin Maria Unger als Schirmherrin über den Fachbereich Jugend und Bildung, die Stadtbibliothek, hin zu Kindertagesstätten, Schulen und vielen mehr.
Die Module von Lesespaß in Gütersloh eine Auswahl
Vorleseschlange: Zu vorgelesenen Geschichten malten über 1.000 Kinder Bilder. Diese wurden an langen Schlangen in den Kitas aufgereiht.
Mein Papa liest vor: Unternehmen erhalten wöchentlich kostenlose Vorlesegeschichten für das Intranet, die ihre Mitarbeiter ausdrucken oder herunterladen und ihren Kindern zu Hause vorlesen können.
Kreativwerkstätten: In Schreib-, Musik- und Theaterwerkstätten wird spielerisch und ohne Leistungsdruck das Interesse am Lesen, Sprechen und Schreiben geweckt.
Lesescouts: Jugendliche Lesescouts organisieren für ihre Freunde und Mitschüler kreative Aktionen rund ums Lesen und stecken sie so mit ihrer Lesebegeisterung an. Denn sie wissen meist selbst am besten, was ihren Mitschülern gefällt und wie sie andere Kinder für das Lesen begeistern können.
Bücher für alle: Ein einfacher Zugang zu passendem Lesestoff vor allem für Kinder aus zweisprachigen oder eher lesefernen Familien. Gemeinnützige Institutionen erhalten Buchspenden, so dass auch Kinder aus bildungsfernen
Familien Zugang zu Literatur erhalten.
Die Wirksamkeit von Lesespaß in Gütersloh
In den zwei Jahren Lesespaß in Gütersloh wurden viele Menschen erreicht, die bislang weniger gelesen haben.
Eine aktuelle Befragung von Eltern in Gütersloh hat ergeben, dass das Lesen und Vorlesen 64 Prozent der Befragten Spaß macht. Dies ist ein deutlicher Zuwachs gegenüber 2011. Vor allem Väter konnten mehr zum Lesen und auch zum Vorlesen motiviert werden.
Über 90 Prozent der Befragten bewerten Lesespaß in Gütersloh positiv.
Ausblick: So geht es weiter mit Lesespaß in Gütersloh
Aufgrund des großen Erfolges wird Lesespaß in Gütersloh ursprünglich auf zwei Jahre angelegt auch nach dem Sommer 2012 für ein weiteres, drittes Jahr fortgesetzt.
Zehn besonders erfolgreiche und etablierte Projekte werden in den nächsten zwölf Monaten fortgeführt, zum Beispiel Familie und Kino, das Elterncafé Die besten Medien für Ihr Kind, Mein Papa liest vor!, Leseclubs und Lesescouts.
Außerdem werden vier neue Projekte umgesetzt: der Hörspielwettbewerb Lesen hören, ein Hip-Hop Projekt in Zusammenarbeit mit lokalen Jugendtreffs, eine Spieletester AG sowie das Elterninformationsmaterial Komm mit.
Darüber hinaus soll Lesespaß Modellcharakter für andere Städte und Gemeinden in Deutschland haben: Die Initiatoren haben dazu eine Blaupause entwickelt und sprechen gezielt Kommunen an, um sie zur Nachahmung des Erfolgsmodells zu bewegen.