Jugendmigrationsdienst (JMD) leistet mit „Case Management" wichtigen Beitrag zur Integration
Gütersloh, 01. März 2023. „Ich habe mit dem Team gesprochen. Alle sagen: Dilveen ist mutig, sehr kommunikativ und immer gut drauf!" Anne Seithel, Controllerin in einem Bekleidungsgeschäft an der Eickhoffstraße, wirkt hochzufrieden mit ihrer Verkäuferin. Die strahlt übers ganze Gesicht. Nicht ein Kunde würde Dilveen AI-Mousa anmerken, wie steinig ihr Weg bis hierher war: Die Jesidin floh 2010 mit ihrer Mutter und sechs kleinen Geschwistern aus dem Irak. Inzwischen ist die 20-Jährige nicht nur privat und beruflich in der neuen Heimatstadt Gütersloh angekommen, sondern auch ehrenamtlich aktiv. Sie sagt: „Ohne meine Mama und den Jugendmigrationsdienst der Diakonie Gütersloh wäre ich niemals so erfolgreich geworden, wie ich jetzt bin."
„Immer wieder melden sich bei uns junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die Beratung und Begleitung benötigen", erläutert Nadja Rogalski vom Jugendmigrationsdienst (JMD). Besonders für junge jesidischirakische Kurdinnen und Kurden im Raum Gütersloh ist der JMD seit Jahren die zentrale Anlaufstelle. Sie machten im vergangenen Jahr 38 Prozent aller Klient:innen aus, gefolgt von Syrer:innen (23 Prozent) und Menschen anderer Nationen.
2022 beriet der JMD insgesamt 359 Klientinnen und Klienten im Alter von zwölf bis 27 Jahren. Jede:r Fünfte von ihnen war jünger als 18 Jahre.
„Junge Menschen werden zu Säulen in den Flüchtlingsfamilien"
„Hilfe zur Selbsthilfe"– so lässt sich das „Case Management" beziehungsweise die Einzelfallbetreuung beschreiben, von der auch Dilveen AI-Mousa profitierte. JMD-Mitarbeiterin Fatma Aydin-Cangülec fasst den Ansatz so zusammen: „Junge Menschen werden zu Säulen in den Flüchtlingsfamilien. Sie lernen schnell Deutsch und können die Eltern unterstützen. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem wir vom JMD sagen: Jetzt stehst du im Mittelpunkt. Wir helfen dir, damit du deine Ausbildung schaffst und deinen Weg gehst ...“
Schülersprecherin, Mitglied der freiwilligen Feuerwehr und „Stimme der Jugend"
Als Dilveen fließend Deutsch sprach und die fünfte Klasse der Hauptschule Ost besuchte, startete sie durch. Erst als Klassensprecherin, dann als Schülersprecherin. Seit der 7. Klasse engagiert sie sich bei der Freiwilligen Feuerwehr Gütersloh. Dann kam das Jugendparlament hinzu und schließlich – nachdem sie 18 wurde und sich daher aus dem Gremium verabschieden musste – ein Platz als „Stimme der Jugend" im Jugendhilfeausschuss der Stadt. Warum so viel Ehrenamt? „Ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben", sagt sie.
Auch heute noch besucht Dilveen „die Damen vom JMD. Sie sind mir eine sehr wertvolle Hilfe.“ Und die jüngeren Geschwister? „Die gehen ja noch zur Schule“, sagt sie lachend. „Aber wir wissen jetzt alle, wie wir weiterkommen."
JMD arbeitet mit anderen Beratungen zusammen
Grundsätzlich arbeitet der JMD Hand in Hand mit weiteren Beratungsstellen der Diakonie Gütersloh an der Kirchstraße: von der Flüchtlingsberatung über die FamiIienberatung, die Wohnungslosenberatung, die Schwangerschaftskonflikt- und die Schuldnerberatung. Nadja Rogalski: „Die kurzen Wege und der persönliche Austausch haben sich als sehr wertvoll erwiesen für die jungen Menschen mit Migrationshintergrund."
Weiter Infos zum JMD gibt es hier:
www.diakonieguetersloh.de/leistungen/beratung/jugendfamiIie/jugendmigrati onsdienst/
Bild: Controllerin Anne Seithel (r.) ist hochzufrieden mit ihrer jesidischen Mitarbeiterin Dilveen AIMousa. Beide arbeiten in einem Bekleidungsgeschäft an der Gütersloher Eickhoffstraße. (Foto: AD HOC - Gesellschaft für Public Relations mbH)