Eine reizvolle Gegenüberstellung von Alten Meistern und moderner Kunst, Blumenstillleben, Portrait- und Genremalerei vereint die Dialogausstellung „Blühendes Leben“, die bedeutende Exponate aus der SØR Rusche Sammlung Oelde/Berlin zeigt. Als aktuelle Sommerausstellung des Heimatvereins Herzebrock e.V. ist die Schau mit 20 Werken am gestrigen Sonntag (5. Juni 2016) vor vollem Haus eröffnet worden. Bis Anfang Juli 2016 sind die kontrastreich präsentierten Sammlungsstücke aus verschiedenen Epochen im Zumbusch-Museum in Herzebrock zu sehen.
Die SØR Rusche Sammlung mit Standorten in Oelde und Berlin zählt mit über 4.000 Werken zu den größten privaten Kunstsammlungen in Deutschland. Schwerpunktmäßig zunächst der Malerei gewidmet, umfasst sie heute auch Grafiken, Skulpturen, Fotografien, Installationen und Videos. Die Familie Rusche, die vor vier Generationen im Münsterland mit dem Handeln von Textilien begann, legte Ende des 19. Jahrhunderts den Grundstein für die Sammlung – zunächst mit Westfälischer Kunst und antiquaren Schätzen. Mitte der 1950er Jahre übernahm Egon Rusche in dritter Generationen den Textilhandel in Oelde, gründete die SØR Rusche GmbH und spezialisierte sich sammlungsbezogen auf die Niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts.
Der heutige Besitzer, der Textilunternehmer, Wirtschaftsethiker und Kunstsammler Dr. Dr. Thomas Rusche, ließ sich schon in seiner Kindheit von der Kunstleidenschaft seines Vaters mitreißen. Im Laufe der Jahrzehnte erweiterte er die Sammlung neben Alten Meistern des 17. und 18. Jahrhunderts auch um Kunstpositionen aus dem 20. und 21. Jahrhundert. Seit 2004 sammelt er zeitgenössische Kunst aller Medien – darunter Arbeiten von Norbert Bisky, Marlene Dumas, Jonathan Meese, Neo Rauch, Daniel Richter oder David Schnell. Mehr als 2.000 Kunstwerke aus der SØR Rusche Sammlung sind in den vergangenen Jahren an über 100 Museen und Kulturinstitutionen weltweit verliehen und in Ausstellungen gezeigt worden.
Dem Heimatverein Herzebrock und dem Zumbusch-Museum stellt der Kaufmann und Philosoph Thomas Rusche einen konzentrierten Querschnitt von Blumenstillleben, Portrait- und Genremalerei, historische und zeitgenössische Kunst zur Verfügung. „Kunst lässt Leben erblühen“, begründet Rusche sein Engagement. In seiner Begrüßung sprach Hans-Hermann Strickmann, erster Vorsitzender des Heimatvereins, im Namen des Vorstands seinen Dank für die Ermöglichung „dieser wunderbaren Dialogausstellung zwischen Tradition und Moderne“ aus.
Thematisch drehe sich „Blühendes Leben“ um existentielle Fragen, mit denen sich Künstlerinnen und Künstler jeder Epoche beschäftigt hätten: um das Rätsel und die Schönheit des Lebens, um Vergehen und Tod, so die Kunsthistorikerin Christiane Hoffmann in ihrer Einführung. „Die hier gezeigten alten Meister und die jungen Positionen illustrieren die Facetten und Bedeutungsebenen der uralten Redewendung des blühenden Lebens“, erläuterte die Ausstellungskuratorin und Galeristin aus Rheda-Wiedenbrück. Bei einer Führung wies sie auf Besonderheiten in historischen wie neuen Kunstwerken hin. In niederländischen Stillleben des 17. Jahrhunderts hätten Künstler Blumen als reine Schaustücke arrangiert und ins rechte Licht gesetzt. „Die modernen Blumenstillleben nehmen die hohe Ästhetik wieder auf und brechen die traditionellen Bildformen durch die Verwendung ungewöhnlicher Malmaterialien, Gegenstände und Formate“, so Hoffmann.
Unterstützt wird die Ausstellung von der Paul Craemer GmbH, deren Gründer das Zumbusch-Haus 1912 erworben und als Büro- und Wohngebäude genutzt hatte. Bis 1980 diente es als Verwaltungssitz des Unternehmens. Das um 1700 errichtete Fachwerkhaus hat eine wechselvolle Geschichte. Fast 130 Jahre lang Posthalterei, war es im Dezember 1791 Zwischenstation für Johann Wolfgang von Goethe. 1830 erblickte hier Caspar Zumbusch das Licht der Welt. Seit 1931 ehrt eine Gedenktafel am Geburtshaus den späteren Bildhauer, Monumentalplastiker und Professor der Wiener Akademie der bildenden Künste, Caspar Ritter von Zumbusch.
Anfang der 1980er Jahre unter Denkmalschutz gestellt, ließ das Unternehmen Craemer das Gebäude umfassend restaurieren und übergab es 2010 der Gemeinde Herzebrock-Clarholz zur öffentlichen Nutzung. 2011 eröffnete das Caspar Ritter von Zumbusch-Museum mit einer Dauerausstellung zum Leben und Werk von Zumbuschs (darunter das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta-Westfalica) und jährlichen Sonderausstellungen. Träger des Museums ist der Heimatverein Herzebrock.
„Blühendes Leben – Alte Meister im Dialog mit zeitgenössischer Kunst aus der SØR Rusche Sammlung Oelde/Berlin“ läuft als Sommerausstellung bis zum 3. Juli 2016 im Caspar Ritter von Zumbusch-Museum, Clarholzer Straße 45 in Herzebrock-Clarholz. Geöffnet ist sonntags von 15 bis 17 Uhr, Führungen und Sonderöffnungen können unter Telefon 05245-922748 vereinbart werden. Der Eintritt ist frei.
Die Ausstellung umfasst Arbeiten von L. C. Armstrong, Daniel van Beke, BEZA, Irene Bisang, Steven Black, Jacques Adolphsz. de Claeuw, Joos van Craesbeek, Jan Dörre, Martin Eder, Wolfgang Ellenrieder, Alexander Kassing, Sala Lieber, Carina Linge, Christoffel Lubieniecky, Justine Otto, Franciszek Smiadecki (Smiadecky).