Kreis zieht Zwischenbilanz
Anfang 2013 startete der Kreis Gütersloh die Umsetzung seines Klimaschutzkonzeptes, nachdem zuvor unter großer Bürgerbeteiligung Schwerpunkte festgelegt worden waren.
Damals sprach Landrat Sven-Georg Adenauer davon, dass Klimaschutz kein Sprint, sondern ein Marathonlauf sei. Dieses Zitat zog sich jetzt, fast drei Jahre später, durch die Veranstaltung, auf der Zwischenbilanz gezogen worden ist. Die große Frage: Bei welchem Kilometer vom Marathonlauf ist der Kreis angekommen?
Knapp 70 (68 Teilnehmer laut Liste) Bürgerinnen und Bürger, Politiker und weitere Unterstützer waren ins Kreishaus gekommen und hatten unterschiedliche Antworten parat. Fünf Kilometer? 200 Meter? „Wir sind vor drei Jahren zusammen aufgebrochen“, sagte Landrat Sven-Georg Adenauer bei seiner Begrüßung, „und schauen heute, wieweit wir sind und tanken Energie für die nächste Etappe.“ Allein die 25 Projekte würden zeigen: „Klimaschutz ist im Kreis Gütersloh mehr als ein bloßes Lippenbekenntnis.“ 2050 soll der Kreis Gütersloh energieautark sein, bis 2030 sollen 30 Prozent weniger CO2 ausgestoßen werden (Basisjahr 2010) – so die lang- und mittelfristigen Ziele. Reiner Tippkötter von der infas enermetric Consulting stellte vor, wo der Kreis in Sachen Energieverbrauch und CO2-Ausstoß liegt und blickte zurück auf 30 Monate Klimaschutzkonzept.
Bei Tippkötters Zwischenbilanz gibt es Licht und Schatten: Die Daten zeigen deutlich, dass sich der Verbrauch von Heizöl reduziert hat. Wärme in den Haushalten und Unternehmen im Kreisgebiet wird nun also vermehrt durch andere Energieträger, wie Gas oder Holz erzeugt. Das hat sich jedoch kaum merklich in der CO2-Bilanz niedergeschlagen, da der Verbrauch von anderen Energieträgern, wie zum Beispiel Strom, Diesel und Benzin, zugenommen hat. Von 11,5 Tonnen CO2e pro Jahr und Einwohner im Jahr 2010 sank der Ausstoß lediglich um 0,1 Tonnen bis 2013. Der Anteil der erneuerbaren Stromgewinnung am Gesamtverbrauch stieg von 2010 bis 2013 von 15 auf 19 Prozent. „Innerhalb der 3 Jahre hat sich die Stromeinspeisung von Photovoltaikanlagen mehr als verdoppelt“, unterstrich Tippkötter. Auch ein Erfolg des Projekts „Sonne sucht Dach“. Bei diesem Projekt, eines von den 25 erwähnten Klimaprojekten, zeigt ein kreisweites Solardachkataster im Internet Hausbesitzern, wo sich Photovoltaik lohnt. Aber auch die Stromeinspeisung aus Windkraft- und Biogasanlagen hat sich erhöht.
Tippkötter hatte viele Zahlen, Daten und Fakten parat: So sind die Top 3 im Kreis bei der Einspeisung erneuerbarer Energien wie erwartet die drei größten Kommunen: Gütersloh, Rheda-Wiedenbrück und Rietberg. Wenn man aber schaut, welche Kommunen prozentual am meisten zugelegt haben zwischen 2010 und 2013 ergibt sich ein anderes Bild: Platz 1 Gemeinde Steinhagen mit plus 411 Prozent (durch Photovoltaik und Biogas), Platz 2 Stadt Harsewinkel mit plus 250 Prozent (durch Photovoltaik, Biogas und Wind) und Platz 3 Stadt Schloß Holte-Stukenbrock mit plus 155 Prozent (durch Photovoltaik). Bei der Photovoltaik sieht Tippkötter einen Wendepunkt erreicht: „2014/2015 gab es eine Delle bei der Einspeisung, das wird wegen des Eigenverbrauchs wieder anziehen“, ist er sich sicher.
Der Experte für erneuerbare Energien sieht den Kreis Gütersloh und seine Klimapolitik auf einen guten Weg: „Sie haben jetzt nach 30 Monaten ein ganz anderes Fundament: Viele Vorzeigeprojekte und viel mehr Mitstreiter.“ Klimaschutzmanagerin Kim Nadine Ortmeier kündigte an, dass bis Mitte November die Ziele und die Schwerpunkte des Klimaschutzkonzepts überprüft werden sollen, um dann die weiteren Schritte festzulegen. Um die CO2-Emissionen im Bereich Verkehr in den nächsten Jahren zu senken, wird aktuell eine kreisweite Mobilitätsstrategie entwickelt. Unter dem Motto „Mobilität stärken – Verkehr optimieren“ wird Anfang 2016 die fertige Strategie der Öffentlichkeit präsentiert.
Dipl. Ing. Jörg Probst war für den unterhaltsamen Teil der Zwischenbilanz zuständig: Er zeigte auf, wie man beim Klimaschutz den roten Faden im Blick behält. Man müsse stets am Ball bleiben, damit sich eine Klimakultur entwickelt und Klima- und Ressourcenschutz selbstverständlich werden. Mit vielen Anekdoten und Beispielen zeigte er, dass nicht immer die rationale Entscheidung die richtige ist, sondern die, die aus Überzeugung gefällt wird. Nicht immer fragen, ob sich etwas rechnet, sondern anfangen!