„Kultur. Entwicklung und Vielfalt. Hier. In Gütersloh.“ so lautete das Thema, zu dem Bürgermeisterkandidat Matthias Trepper mit der Kulturministerin Ute Schäfer (SPD), dem Kulturausschussvorsitzenden Hans-Peter Rosenthal (Grüne), dem Weberei-Geschäftsführer Steffen Böning und Moderator Thorsten Wagner unterschiedliche Akteure aus dem Kulturbereich zur Diskussion in die Weberei eingeladen hatte.
In ihrem Einführungsvortrag erläuterte die Ministerin das Ende 2014 im Landtag verabschiedete Kulturfördergesetz: „Dies ist das erste Gesetz dieser Art in Deutschland und es unterstreicht den Stellenwert von Kunst und Kultur für unser Land.“ In dem Gesetz werden neben Aspekten der kulturellen Bildung und der Digitalisierung von Kultur vor allem Vereinfachungen für Förderungen festgelegt. „Uns ist wichtig, Freiräume zur Entfaltung für Kunst und Kultur ermöglichen, auch für bildende Kunst – unabhängig von der Unterstützung und dem damit verbundenen Einfluss von Mäzenen“, so Ministerin Schäfer. Auch abseits der Ballungsregionen seien in den letzten Jahren kulturelle Leuchttürme entstanden. Formate wie „Wege durch das Land“ oder „Tanz OWL“ seien über die Landesgrenzen hinaus bekannt und bewundert. Hier zeige sich eine „Renaissance der interkommunalen Zusammenarbeit“.
Bürgermeisterkandidat Matthias Trepper wies darauf hin, dass ab Herbst der Prozess zur Aufstellung eines Kulturentwicklungsplanes in Gütersloh anstehe. „Kultur ist ein lebendiges Objekt, über acht Monate soll sie im Mittelpunkt der Diskussionen stehen“, so Trepper. In Gütersloh gebe es zahlreiche Vereine, Initiativen und Künstler, die sich mit großem Engagement in die Kulturlandschaft einbringen. „Der Prozess zum Kulturentwicklungsplan soll auch Leute zusammenbringen, neue Projekte und Ideen entstehen lassen“, erklärt Trepper. Der Vorsitzende des Gütersloher Kulturausschusses Hans-Peter Rosenthal ergänzt: „Der Prozess für sich ist bereits ein Ergebnis. Wir müssen dahin kommen, dass die Kommune nicht mehr nur Bittsteller, sondern
Partner in der Kulturförderung ist.“ Für die Situation in Gütersloh ist Rosenthal dankbar und froh: „Um Kultur bürgerorientiert, aber nicht nur entsprechend der Nachfrage anbieten zu können, sind Freiräume nötig, wir sind aber auch auf Mäzene angewiesen.“ „Hier wird viel Unterstützung geleistet, gleichzeitig halten sich Sponsoren und Förderer inhaltlich sehr stark zurück“, bestätigte Moderator Thorsten Wagner eine im Vergleich zum Landesbild gegenläufige Entwicklung.
Und wie schätzt mit Steffen Böning ein Kulturveranstalter das neue Landesgesetz ein? „Es kommt mir oft vor wie ein zahnloser Tiger, wenn man die Fördersummen des Gesetzes betrachtet. Allerdings ist es immerhin ein Tiger“, so der Weberei-Geschäftsführer. „Wir werben für mehr Verständnis für Soziokultur und leben hier in der Weberei bereits Vielfalt vor“, zeigte Steffen Böning auf, was möglicherweise von seiner Seite aus in den Prozess mit eingebracht werden kann. Matthias Trepper stimmt dem zu: „Es ist wichtig, dass wir einen solchen Plan nicht im stillen Kämmerlein im Kulturausschuss beraten. Wir brauchen die, die von außen draufschauen, genauso wie die, die sich von innen einbringen. Dabei sollen im Vorfeld keine großen Leitplanken aufgebaut werden, gerade am Beginn des Prozesses sind auch mal verrückte Ideen gefragt.“ Und Rosenthal ergänzt: „Wir werden hinterher ein anderes Bild von Kultur in Gütersloh haben. Und vielleicht darf es uns dann auch mehr kosten als es bisher tut.“
Auch Kritik am Gütersloher Theater wurde im Rahmen der Diskussion geäußert. „Nur für Reiche“ und „nicht für alle offen“ hieß es da vereinzelt. Doch dies konnte Intendant Christian Schäfer, der mit im Publikum saß, entkräften: „Für Stadtpassinhaber haben wir eine 50-prozentige Ermäßigung – und bieten an der Abendkasse sogar Karten für 6 Euro an. Für Schülerinnen und Schüler gibt es die Schultheatertage im Theater. Wir öffnen uns sehr stark, das ist uns wichtig.“ Und bezogen auf die Weberei merkte er an: „Hier wird tolle Arbeit geleistet. Eine höhere Förderung wäre nur richtig –ohne dabei die verschiedenen Kulturangebote gegeneinander auszuspielen.“
„Und wie kann man Kultur nun definieren?“ fragte Moderator Thorsten Wagner am Ende der Diskussion. Eine knappe, allumfassende Definition konnte und wollte nicht geliefert werden. Man einigte sich aber auf das Wesentliche: „Kultur ist der Kitt der Gesellschaft.“