Sprosse für Sprosse erklimmt Horst Domass die Leiter, die ihn in schwindelerregende Höhen führt. Sieben Meter über dem Boden, hoch oben im Giebel der Scheune von Gerhard Piepenbrock, öffnet er den Nistkasten und erblickt ein weißes Wollknäuel. Der Aufstieg hat sich gelohnt: „Schleiereulenküken“, ruft er nach unten, wo Hofeigentümer Gerhard Piepenbrock und Projektmitarbeiter Helmut Gierhake die Leiter festhalten. Ein voller Erfolg für das Projekt Schleiereulennistkästen, das die Tierschützer im Jahr 2009 mit Unterstützung der Umweltstiftung durchführten.
„Das ist die Belohnung für unsere Arbeit“, freut sich Helmut Gierhake über den flauschigen Nachwuchs. Wie viele Küken es sind, ist jedoch nicht zu erkennen, da sie so eng beieinander liegen. Wer bis zu den Küken geklettert ist, kann sich vorstellen, wie mühsam die Montage der gut 15 Eulenkästen auf Gütersloher Bauernhöfen war. „Wir haben Gerüste aufgestellt, mit Flaschenzügen gearbeitet und Heuballen umgeschichtet“, erzählt Horst Domass. Insgesamt 250 Arbeitsstunden wendeten die Tierschützer Horst Domass, Helmut Gierhake, Jörg Großjohann sowie Egon und Dorle Henkenjohann auf. Neben der Umweltstiftung unterstützten auch heimische Firmen das Projekt.
Die ideale Umgebung für Eulen sind Dachböden auf Bauernhöfen. Die Eulen nehmen die Nistkästen nur bei passenden Bedingungen an: Es muss ausreichend Nahrung – vorwiegend Mäuse – vorhanden sein, der Kasten muss von außen anfliegbar sein, von innen aber gegen Marder verschlossen. „Sobald ein Kasten da ist und das Umfeld passt, nistet sich etwas ein“, weiß Horst Domass aus Erfahrung. Das muss nicht zwingend eine Eule sein, auch Falken und Eichhörnchen oder Dohlen, wie im zweiten Nistkasten von Gerhard Piepenbrock, finden darin ein Zuhause.
„Eine Eule gehört zum Bauernhaus“, sind sich Horst Domass und Gerhard Piepenbrock einig. Sie mache zwar Dreck, werde aber als Mäusejäger sehr geschätzt. Daher sei die Bereitschaft der Landwirte auch groß gewesen, geeignete Nistplätze zur Verfügung zu stellen. Einige widmen sich sogar den Vögeln und beobachten die Eulenkästen, was die Projektmitarbeiter aus Zeitgründen nicht leisten können. So wie Gerhard Piepenbrock, der bereits mehreren Generationen von Schleiereulen beim Flüggewerden zusehen konnte.
Der Bestand der Schleiereule schwankt beträchtlich. Gerade in den heutigen Zeiten, in denen viele Bauernhöfe nicht mehr bewirtschaftet werden, weniger Futter und weniger Mäuse vorhanden sind, sind die Schleiereulen auf die geeigneten Brutstätten angewiesen. Ohne sie würden die Eulen auf Balken oder frei auf dem Boden nisten und so leichte Beute für Marder abgeben.
Wer sein eigenes Schleiereulenpaar beherbergen möchte, erhält beim städtischen Fachbereich Umweltschutz, Siegfriedstraße 30, bei Bernd Schüre (Telefon 822089) oder Dr. Jürgen Albrecht (Telefon 822086) weitere Informationen sowie eine Bauanleitung für den Nistkasten.