Gütersloh. Die Bürgerstiftung Gütersloh hat sich 2022 einmal mehr als tatkräftige Krisenhelferin und ideenreiche Mutmacherin bewährt. Sie hat nicht nur die aus der Ukraine geflüchteten Menschen, die in Gütersloh Sicherheit und Zuflucht suchen, mit Mitteln aus dem Flüchtlingsfonds unterstützt.
Gemeinsam mit ihren Treuhandstiftungen hat die Bürgerstiftung im abgeschlossenen Geschäftsjahr 528.000 Euro (Vorjahr 531.000 Euro) für rund 60 Projekte und Aktionen in den Schwerpunktbereichen Bildung, Gesundheit, Integration, Soziales, Kultur sowie Natur und Umwelt aufgewendet. Und es liegen weitere 463.000 Euro in der Rücklage für bereits beschlossene, zukünftige Projekte und nicht verbrauchte zweckgebundene Spenden. Die freien Rücklagen sind auf 816.000 Euro (Vorjahr: 759.000 Euro) gestiegen. Das Stiftungskapital beträgt 12,6 Millionen Euro (Stand 31.12. 2022) und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr um 111.000 Euro erhöht.
Zahlen und Fakten, die jetzt - druckfrisch - bei der Vorstellung des Tätigkeitsberichts für das Jahr 2022 präsentiert wurden. „Trotz der 2022 noch spürbaren Einschränkungen durch Corona hat die Bürgerstiftung engagiert und innovativ ihre Zielsetzungen verfolgt. Sie hat in großer Vielfalt Projekte initiiert und gefördert, schnell und unbürokratisch Hilfe geleistet, wo sie dringend Not tat“, waren sich Dr. Reinhard Zinkann als neuer Kuratoriumsvorsitzender und Doris Pieper als Vorstandsmitglied, einig.
„Haupt- und Ehrenamtliche haben dabei Hand in Hand gearbeitet“, ergänzte Geschäftsführerin Nina Spallek. Das galt nicht nur bei den erstmals nach Corona wieder durchgeführten, publikumsträchtigen, von Alt und Jung genossenen Großveranstaltungen wie dem BürgerBrunch und dem Weihnachtsmarkt. Die Bürgerstiftung stehe für die Stärkung solch gesellschaftlichen Miteinanders. „Bürgerstiftungsarbeit ist Netzwerkarbeit“, verwies Spallek auf die Kooperationen unter anderem mit dem Kreissportbund bei Projekten wie „Sport im Park“, mit der Reinhard-Mohn-Stiftung beim „Deutschsommer“ (Ferien-Sprachförderung für Grundschüler) oder mit dem BUND (Pflanzaktion im BürgerWald).
Als Erfolgsgeschichte hat sich das von der Bürgerstiftung mit 380 000 Euro (davon 180 000 Euro aus der Erich und Katharina Zinkann-Stiftung) auf den Weg gebrachte Delir-Pilotprojekt am Sankt Elisabeth Hospital und im Klinikum Gütersloh entpuppt. Bislang haben 600 ausgewählte Delir- Patientinnen und Patienten – betreut von interdisziplinären Teams – die speziell entwickelten, individuell angepassten Maßnahmen durchlaufen. Mit dem Ergebnis, dass die gerade bei Älteren und bei Menschen mit Demenz auftretende Verwirrtheit nach einem Unfall oder einer Operation deutlich reduziert wurde. Ursprünglich auf drei Jahre angelegt, steht jetzt bereits fest, dass das Delir-Projekt von beiden Akut-Krankenhäusern in die Regelversorgung übernommen wird. Und auch das am LWL-Klinikum angesiedelte Recovery-College, das „Fitness-Studio“ für die Seele, macht Schule: Städte wie Osnabrück, Bern oder Marburg schauen nach Gütersloh und übernehmen das von der Bürgerstiftung geförderte Modell zur vielfältigen Stärkung der psychischen Gesundheit.
Nicht von ungefähr ziert ein Bild vom BürgerWald diesmal das Cover des Tätigkeitsberichts: Der von der Bürgerstiftung und dem Fachbereich Grünflächen der Stadt initiierte und organisierte Wald wächst ins vierte Jahr. Die Zahl der vielen Baumpaten belegt die Akzeptanz und Wertschätzung dieses Projekts. Güterslohs Wald der Zukunft an der Holler Straße dürfte beim nächsten Pflanzfest im November komplett bestückt sein. Auch das ein Erfolg, denn Natur- und Umweltprojekte werden für die Stiftung zunehmend bedeutend. Nicht von ungefähr gehört sie zu den Gründungsmitgliedern der Gütersloher Klimaoase, hat den ersten Gütersloher Schüler-Klima-Gipfel oder auch das Grüne Klassenzimmer in Isselhorst unterstützt.
„Wir bleiben am Puls der Zeit und stellen uns bewusst den sich ständig verändernden gesellschaftlichen Herausforderungen“, betont Katrin Meyer. Manchmal ist die Bürgerstiftung dabei sogar der Politik voraus: Denn während jetzt erst Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock auf Fachkräfte-Suche nach Brasilien gefahren sind, hat die Bürgerstiftung Gütersloh gemeinsam mit der Erich und Katharina Zinkann-Stiftung bereits 2022 mit insgesamt 216.000 Euro ein neues Großprojekt des Klinikums Gütersloh zur Integration von gut ausgebildeten, im Ausland rekrutierten Pflegekräften angestoßen. Zielländer sind Indien und die Dominikanische Republik. Das Projekt läuft vielversprechend, berücksichtigt selbstverständlich den globalen Verhaltenskodex „Faire Anwerbung im Ausland“.
All das setzt eine solide Finanzpolitik voraus, was laut des Finanz- und Steuerfachmanns im Vorstand der Bürgerstiftung, Dr. Reinhard Liedl, auch 2022 durch überlegtes Vorgehen und trotz Finanzkrise sowie schwieriger Zinslage gesichert war. Nicht zu vergessen: die Stifterinnen und Stifter, Patinnen und Paten, Spenderinnen und Spender, die durch ihr finanzielles Engagement diese Vielfalt an Projekten ermöglichten. So lagen die Erträge aus Kapitalvermögen, Patenschaften und anderen Spenden sowie sonstigen Einnahmen, inklusive der Aktionen der Bürgerstiftung und ihrer Treuhandstiftungen, bei insgesamt 946.000 Euro (Vorjahr: 814.000 Euro). Weitere Projekte, Zahlen, Daten und Fakten finden sich im Tätigkeitsbericht, der zum Download auf der Homepage der Bürgerstiftung unter Tätigkeitsberichte | Bürgerstiftung Gütersloh (buergerstiftung-guetersloh.de) bereit steht.
Bild: v.l. Reihe vorne: Doris Pieper (Vorstandsmitglied Bürgerstiftung), Dr. Reinhard Zinkann (Kuratoriumsvorsitzender Bürgerstiftung), Nina Spallek (Geschäftsführerin Bürgerstiftung) & Reihe hinten: Prof. Dr. Manfred Varney (Vorstandsmitglied Bürgerstiftung), Dr. Reinhard Liedl (Vorstandsmitglied Bürgerstiftung), Michael Loch (Vorstandsmitglied Bürgerstiftung) (Foto: Bürgerstiftung Gütersloh)