Rietberg. Mit einem Jahresergebnis von 5,9 Millionen Euro hat die Stadt Rietberg das vergangene Jahr mit einem erfreulichen Überschuss abgeschlossen. Kalkuliert hatte der Stadtkämmerer im Vorfeld mit einem Defizit von 2,5 Millionen Euro. Die Hintergründe der positiven Entwicklung erklärt Kämmerer Andreas Göke im Interview.
Wie kam es zu dieser erheblichen Verbesserung von rund 8,3 Millionen Euro?
Andreas Göke: Ein Hauptgrund ist sicher die Mehreinnahme aus der Gewerbesteuer. Die Firmen im Stadtgebiet haben 2022 insgesamt 7,6 Millionen Euro mehr an Steuern gezahlt, als wir anfangs vorausberechnet hatten. Hinzu kommen höhere Anteile aus der Einkommen- und Umsatzsteuer, nämlich 1,1 Millionen Euro, von denen wir profitieren.
Wieviel Gewerbesteuer zahlen die Firmen in Rietberg?
Göke: Das waren im vergangenen Jahr 33,61 Millionen Euro. Das ist der bisher höchste je in Rietberg erreichte Wert. Erwartet hatten wir 26 Millionen Euro – was auch bereits eine hohe Summe ist. Viele Unternehmen haben aufgrund der Pandemie ihre Einnahmen weiterhin verhalten eingeschätzt, und am Ende lief es bei vielen Firmen dann wohl doch recht ordentlich.
Ist es ungewöhnlich, dass sich Planung und tatsächliche Abrechnung so unterscheiden?
Göke: Nein. Insbesondere in den zurückliegenden Jahren ist der Jahresabschluss immer besser ausgefallen, als im Haushaltsplan festgesetzt. Schon das vorvergangene Jahr hatte sich ähnlich gestaltet wie 2022: Wir hatten 2021 mit einem Ergebnis von minus 3,04 Millionen Euro geplant, dann aber ein Plus von 5,97 Millionen Euro erwirtschaftet.
Wir haben unseren Haushalt nun sieben Jahre in Folge mit einem Plus abgeschlossen.
Haben Sie Kenntnis darüber, ob es anderen Kommunen in der Umgebung ähnlich ergeht?
Göke: Ja, vielen anderen Kommunen geht es ähnlich; eine Punktlandung gelingt niemandem. Auch unsere Nachbarkommunen haben jährlich eine erkennbare Abweichung, meist im positiven Sinne. Denn auch in anderen Städten und Gemeinden ist die Entwicklung der Gewerbesteuer die große Unbekannte.
Was passiert mit diesen Überschüssen?
Göke: Der Jahresüberschuss stärkt unser Eigenkapital und wird der Ausgleichsrücklage zugeführt. Diese Rücklage dient dem Ausgleich von Fehlbeträgen in den kommenden Jahren. Sie ist dank der guten Jahresergebnisse aus den Vorjahren inzwischen auf 25,5 Millionen Euro angewachsen.
Heißt das, der Stadt Rietberg geht es finanziell gut?
Göke: Wir haben zumindest in naher Zukunft keine schlimmen Einschränkungen zu befürchten, wie zum Beispiel eine Haushaltssicherung. Falls wir unseren Haushalt einmal nicht mehr ausgleichen könnten, auch weil die Ausgleichsrücklage aufgebraucht wäre, dann würden unsere Finanzen von übergeordneter Ebene verwaltet. Davon gehen wir derzeit nicht aus. Gleichwohl darf der gute Jahresabschluss nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir eine hohe Kreditbelastung haben. Für die großen Investitionen nehmen wir regemäßig Darlehen auf, die wir Stück für Stück zurückzahlen müssen. Durch Investition entsteht allerdings auch Vermögen. Dieses Vermögen können wir aus unseren eigenen Mitteln erhalten. Das ist die gute Nachricht dabei.
Bild: Andreas Göke (Foto: Stadt Rietberg)