Die Martin-Luther-Kirche, die Stadtbibliothek (gegründet als Volksbücherei) und die Freilichtbühne im Mohns Park sind Orte, die in Gütersloh ihren festen Platz gefunden haben. Einen großen Anteil daran hatten die ehemaligen Bürgermeister, die die Stadt Gütersloh im 19. und 20. Jahrhundert – nicht nur äußerlich – wesentlich mitgestaltet haben. Um Hermann Christian Haege, Friedrich Wilhelm Friebe, Louis von Schell, Emil Mangelsdorf und Paul Thöne sowie ihrer Verdienste zu gedenken und ihre Grabmale und Kreuzmonumente zu erhalten, hat die Stadt jetzt ein Lapidarium auf dem Alten Gütersloher Stadtfriedhof, Unter den Ulmen, errichtet.
Bereits im Jahr 1978 hatte die Stadt die Pflege und Instandhaltung mehrerer Bürgermeistergräber übernommen. Nachdem Ende letzten Jahres die Nutzungsrechte endeten, beschloss die Verwaltung in Abstimmung mit dem Kulturausschuss, ein Lapidarium zu errichten. Die jetzt fertig gestellte Stätte fasst die aufgearbeiteten Grabmale, die zuvor auf mehreren Friedhöfen verteilt waren, auf dem Alten Stadtfriedhof zusammen. Die Grabsteine sind mehr als hundert Jahre alt, waren von Moos, Flechten und Rost befallen und teilweise stark eingesunken. Im Auftrag der Verantwortlichen der Stadtverwaltung – Eckhard Sander, Abteilungsleiter des Referates des Rates und der Bürgermeisterin, Stadtarchivar Stephan Grimm und Denkmalschutzbeauftragter Ulrich Paschke – hat sie der Steinmetzbetrieb Hermann Claas professionell aufgearbeitet. „Die Totenruhe wurde dabei natürlich nicht gestört. Wir haben die Grabmale aufarbeiten und anschließend versetzen lassen, um einen zentralen Ort zu errichten“, erklärt Eckhard Sander. Wichtig sei auch gewesen, die Kreuzmonumente und Grabmale auf einem Simultanfriedhof zu errichten, auf dem Menschen mit evangelischem und katholischem Glauben bestattet werden können.
Eine Texttafel am Rande des Lapidariums verzeichnet die geschichtlichen Daten. Ein QR-Code ermöglicht es zudem, per Smartphone auf die entsprechende Internetseite der Stadt zu gelangen, die mehr Informationen über die Bürgermeister enthält. Dort ist unter anderem zu lesen, dass Louis von Schell und Paul Thöne sich vorbildhaft für Kriegsgeschädigte einsetzten und dass Gütersloh in der Amtszeit von Hermann Christian Haege im Jahr 1847 den Bahnanschluss erhielt. Dessen Ururenkel Alex Delius Haege aus Australien wird bei seinem nächsten Besuch in Gütersloh sicherlich die neue Grabstätte besichtigen.
Auf der Internetseite sind auch Erläuterungen über das Leben und Wirken weiterer Bürgermeister zu finden, unter anderem von Fritz Detmer und Gustav Tummes. Deren Grabmale befinden sich aus unterschiedlichen Gründen nicht im Lapidarium. Etwa, weil sie nicht in Gütersloh bestattet wurden oder ihre Gräber sich im Familienbesitz befinden.