100.000 Euro für Flüchtlinge
Gütersloh/Halle/Westf.. Draußen scheint die Sonne, die Rollos des Klassenraums sind heruntergezogen. Im Berufskolleg Halle/Westf. müsste eigentlich gähnende Leere herrschen. Außer Sekretärin, Hausmeister und Schulleitung, die die Stellung halten, trifft man den Sommerferien eigentlich niemanden an. Doch in einem Klassenraum unweit des Haupteingangs wird fleißig gelernt. Eine Klasse, 15 Schülerinnen und Schüler, neun Nationen: Fertig ist das Pilotprojekt des Kommunalen Integrationszentrums ‚Feriensprachkurs für jugendliche Flüchtlinge‘.
Wobei der Begriff Flüchtlinge in die Irre führt, im Berufskolleg Halle sitzen Syrer neben Türken und auch eine junge Frau aus der Slowakei ist dabei. Die anderen kommen aus Algerien, Tadschikistan, Eritrea, Ghana, Pakistan und Afghanistan. „In der Klasse lernt auch ein junger Mann aus der Türkei und eine junge Frau aus Slowenien“, relativiert auch Cem Özel vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Gütersloh. Er hat die Feriensprachkurse organisiert und es geschafft, innerhalb kürzester Zeit in allen fünf Berufskollegs in Kreisträgerschaft solch ein Angebot zu machen. Sechs der Ferienkurs-Teilnehmer besuchen die Internationale Klasse, andere sind beispielsweise über die Flüchtlingsberatungsstellen auf den Kursus aufmerksam gemacht worden. Die internationalen Klassen sind – ebenfalls mit Özels Unterstützung – inzwischen an allen Berufskollegs gebildet worden. In den internationalen Klassen unterrichten Lehrerinnen wie beispielsweise Katharina Ebach in Halle/Westf. die Schüler, in den Ferienangeboten kommen die Lehrkräfte von den Volkshochschulen. Die hatten die Ausschreibung der Sprachkurse für sich entscheiden können.
Finanziert werden die zweiwöchigen Feriensprachkurse durch Gelder aus dem 100.000-Euro-Topf, den der Kreistag für zusätzliche Flüchtlings-Projekte zur Verfügung gestellt hatte. „Wir wollten einen Sprachkursus für alle schaffen, die kein anderes Angebot haben“, erläutert Özel. Um ein halbwegs einheitliches Lernstandsniveau zu haben, mussten alle Kandidaten einen Einstufungstest absolvieren. „Drei sind dabei rausgefallen“, berichtet Hartmut Heinze, Leiter der Volkshochschule Ravensberg. „Zwei von ihnen sprachen viel zu gut Deutsch und einer müsste erst zu einem Alphabetisierungskursus.“ Noch sammeln alle Beteiligten Erfahrungen, im Herbst soll es wieder ein Ferienangebot geben. Gemein ist den Teilnehmern des Sprachkurses und den Schülern der Internationalen Klasse ein Merkmal, das Dietmar Hampel, stellvertretender Leiter des Berufskollegs so beschreibt: „Mich hat beeindruckt, wie groß die Bereitschaft ist, etwas lernen zu wollen.“