Gütersloh. Sie bringen den Sommer mit nach Deutschland - wenn Mauersegler wieder weit hoch über den Dächern der Stadt fliegen, wird es sonnig und warm in der Heimat.
Jedes Jahr pünktlich Ende April kommen die ersten Tiere ihrer Art zum Brüten in den Norden. Begleitet von ihren typischen „srriiii“- Rufen, jagen sie um Häuserecken. Ihr ganzes Leben verbringen sie in der Luft. Sie schlafen segelnd in über 3.000 Metern Höhe, suchen sich Nahrung in der Luft und zeugen sogar Nachwuchs während des Fluges. Nur zum Brüten und zur Aufzucht ihrer Jungen zwingt es die Mauersegler zur Erde. Dort sind ihre Nistplätze allerdings aufgrund der modernisierten Bauweisen bedroht. Thomas Bierbaum, Abteilung Umwelt des Kreises Gütersloh, stellt eine Möglichkeit zur Neuansiedlung vor: Spezielle Nistkästen.
Ihre Nester bauen die Mauersegler nah am Menschen. Möglichst hoch, unter den Dächern von Gebäuden, finden sie Schlupflöcher in Wänden und brüten dahinter in Hohlräumen, geschützt vor äußerlichen Einwirkungen und Wetterumschwüngen. Durch Sanierungen und Neubauten verschwinden allerdings die Nistplätze der Mauersegler und die Bestandsprognose ist stark negativ. „Klimagerechte, moderne Bauweise blendet zu oft Artenschutzbelange an Gebäuden aus“, äußert sich Bierbaum zu der Entwicklung des Mauersegler-Bestandes. Die Lösung: Artgerechte Nistkästen, um zusätzliche Brutstandorte an neuen Gebäuden zu ermöglichen.
Extra angefertigt für die Bedürfnisse des Mauerseglers: Mit Napfnest/Nistmulde und einem Lüftungssystem, um die heiße Luft im Innenraum abzuleiten. Solche Nistkästen können an Hauswänden unter Dachüberständen angebracht werden – idealerweise an Nordseiten mit freiem Anflug ab sechs Meter Höhe. Es ist sogar sinnvoll, direkt mehrere Nistkästen anzubringen, dann sollten sie jedoch ausreichend Abstand zueinander haben, um Fehleinflüge und Konkurrenzkämpfe zu vermeiden. Bürgerinnen und Bürger können auch im eigenen Zuhause schauen, ob es an Hausecken oder zwischen Dachrinne und Fassade schon bestehende Nistmöglichkeiten gibt. Dazu wird kontrolliert, ob bereits Einflugmöglichkeiten von mindestens 6x3 Zentimeter in einen Brutraum vorzufinden sind oder welche geschaffen werden können. Die Gebäudebrüter sind sehr leise, verursachen kaum Schmutz und sind sehr gesellig. „Wirkliche Sympathieträger“ sagt Thomas Bierbaum im Gespräch.
Mauersegler haben einen ausgefeilten Navigationssinn. Sie sind Gewohnheitstiere - Generationennister. Jedes Jahr finden sie millimetergenau ihren Weg zur Niststelle des Vorjahres. Auch die Jungtiere haben die Angewohnheit nah an ihrer Geburtsstelle zu nisten. Ähnlich wie ein Autopilot kommen die Flugkünstler zu ihrem Ziel. Werden die Nester der Tiere entfernt oder Einflüge verschlossen, kann es vorkommen, dass Mauersegler mehrere Jahre nicht nisten. Zur Unterstützung der Ansiedlung an neuen Niststandorten können Abbildungen eines Mauerseglers angebracht oder Tonaufnahmen von Kontaktrufen seinesgleichen abgespielt werden.
Hat der Mauersegler den Nistkasten angenommen und seine Jungen aufgezogen, geht es für ihn und seine Artgenossen ab Mitte Juli/ Anfang August den Winter über Richtung Süden, bis sie im kommenden Jahr wieder die Sonne mitbringen.
Bild: Thomas Bierbaum, Abteilung Umwelt des Kreises Gütersloh, präsentiert einen artgerechten Nistkasten, angepasst auf die Brutbedürfnisse des Mauerseglers. (Foto: Kreis Gütersloh)