Gütersloh. Rund 20 Zeitarbeitsfirmen aus dem Kreis haben beim jährlichen ‚Speed-Dating‘ des Jobcenters Kreis Gütersloh teilgenommen. Rund 500 Bewerbungsgespräche mit Arbeitslosengeld II-Beziehern wurden so an einem Nachmittag im Kreishaus Gütersloh geführt.
„Der arbeitslose Bewerber ist gegenüber den beschäftigten Mitbewerbern benachteiligt“, erklärt Melanie Yazici vom Jobcenter, Organisatorin des Speed-Datings. Aus der gesellschaftlichen Annahme „Wer arbeiten will, der findet auch Arbeit“ folgt bei vielen Arbeitgebern der Umkehrschluss „Wer nicht arbeitet, der will auch nicht arbeiten“. „Zeitarbeitsfirmen sind den arbeitslosen Bewerbern gegenüber häufig aufgeschlossener“, weiß Yazici. So profitieren die Arbeitslosengeld II-Bezieher von einer höheren Wahrscheinlichkeit in der Zeitarbeitsbranche Beschäftigung zu finden. Damit steigern sie ihre generellen Chancen auf dem Arbeitsmarkt, da sie sich aus dieser Beschäftigung heraus weiter bewerben können ohne dem Vorurteil gegenüber Arbeitslosen zu erliegen.
„Alles ist besser, als ein weiteres Jahr der Arbeitslosigkeit. Und die Ansprüche und Vorstellungen der Arbeitslosen gehen häufig an der Realität vorbei“, weiß Yazici. „Dem Arbeitsberater vom Jobcenter wird das vielleicht nicht geglaubt – dem möglichen Arbeitgeber schon eher.“ Aus Erfahrung, so Yazici weiter, schwindet mit fortschreitender Dauer der Arbeitslosigkeit bei den Betroffenen eine realistische Einschätzung der Arbeitsmarktanforderungen einerseits und andererseits der Bedingungen, die sie selbst an einen Arbeitsplatz stellen können. Das ‚Speed-Dating‘ unterstützt die Bewerber dabei, die aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarkts richtig einzuschätzen und sich entsprechend passend bewerben zu können.
Im Kreis Gütersloh sind viele Zeitarbeitsfirmen ansässig, weil der Kreis viel produzierendes Gewerbe hat: „Während der Produktionsspitzen braucht ein Unternehmen je nach Auftragslage mehrere 100 Mitarbeiter mehr – der Bedarf ist also stark schwankend“, weiß Dominik Richard, Sachgebietsleiter Arbeit im Jobcenter Kreis Gütersloh. Nicht zuletzt soll das ‚Speed-Dating‘ den Langzeitarbeitslosen, denen häufig individuelle Probleme auf dem Weg zu einer neuen Beschäftigung im Wege stehen, den Glauben daran zurückgeben, dass es für sie einen Bedarf auf dem Arbeitsmarkt gibt. Dafür haben die Zeitarbeitsunternehmen auch ganz konkrete Stellenangebote zum ‚Speed-Dating‘ mitgebracht:
„Das Speed-Dating lohnt sich für alle drei: Arbeitgeber, Jobcenter und Bewerber“, resümiert Waldemar Schütz, Personal- und Vertriebsdisponent der Runtime Services GmbH. Es ist das dritte Jahr in Folge, dass die Niederlassung Gütersloh des bundesweit tätigen Personaldienstleisters beim Speed-Dating mit dabei ist. „Wir haben viele Kunden im Lager- und Logistikbereich und suchen entsprechendes Personal im Kreis. Die Resonanz auf das Speed-Dating ist positiv: rund 70 Prozent der Bewerber kommen in Frage.“
Pavel Strelzov von der Manpower GmbH & Co. KG ist zum ersten Mal beim Speed-Dating des Jobcenters. „Wir leben und arbeiten in einer digitalen Welt“, erläutert er, „deshalb finde ich es sehr wichtig, sinnvoll und interessant, die Bewerbervielfalt persönlich kennen zu lernen. Wer sich bei 30 Grad Außentemperatur auf den Weg hier hin macht, zeigt nochmal, dass er ein motivierter Bewerber ist.“