Die Moden und musikalischen Vorlieben wandelten sich in den letzten 70 Jahren sehr stark, erläuterte SPD-Bürgermeisterkandidat Matthias Trepper: „Aber das Ziel, die Lebensbedingungen der Menschen gerechter zu gestalten, teilen alle unserer Jubilare, die wir hier für ihre Verdienste auszeichnen.“ Unter den 13 Jubilaren und gut 70 Gästen des SPD-Ortsvereins Gütersloh hat der 90-jährige Erwin Eberlein der SPD am längsten die Treue gehalten.
Als Arbeiter bei Miele ist er 1950 in die Partei eingetreten. Seitdem sind Gewerkschaft und SPD immer ein Stück Heimat für ihn gewesen. Auch die Stadt Gütersloh ist nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Eberleins Heimat geworden, in der er sich lange sozial engagierte, nicht nur als Vertreter der SPD, zuletzt auch als Schulbusbegleiter. „Erwin Eberlein ist ein Beispiel dafür, dass wir eigentlich keine passiven Mitglieder haben. Die meisten sind vielfältig engagiert, sind die Nervenenden unserer Partei“, sagte SPD-Ortsvereinsvorsitzende Jael Rachel Räker. Gemeinsam mit dem Ortsvereinshistoriker Manfred Brinker ehrte sie zwölf weitere Mitglieder. Eva Meinerts, Gustav Lohmann und Siegfried Klösel wurden für jeweils 50 Jahre Mitgliedschaft ausgezeichnet. Die 84-jährige Meinerts, die vielen heute noch als „rote Eva“ bekannt ist, sei nicht nur Bundestags- und Landtagskandidatin gewesen, sondern auch eine inhaltliche Vorkämpferin in der Partei. Lohmann, 89 Jahre alt, hat sich sein Leben lang sozial engagiert und der SPD die Treue gehalten – obwohl sein Sohn heute CDU-Bürgermeister von Herzebrock-Clarholz ist. Klösel, 75, war erst Juso-Unterbezirksvorsitzender, später Unterbezirksgeschäftsführer und Kreistagsmitglied. Sieben weitere Mitglieder wurden für je 40 Jahre Mitgliedschaft ausgezeichnet: Hildegard Fiebig, Elisabeth Jentsch, Bärbel Mayer, Waltraud Subryan, Maria Schlüpmann, Ingrid Tiedtke-Strandt und Ingrid Schrader. Für 25 Jahre SPD-Mitgliedschaft wurden Renate Horsmann und Charlotte Kleßmann geehrt.
Um diese insgesamt 545 Jahre Mitgliedschaft zu würdigen und allen Jubilaren persönlich zu gratulieren, war der frühere SPD-Vorsitzende und Vizekanzler Franz Müntefering eigens nach Gütersloh gekommen. In seiner kurzen Rede wagte er einen Blick auf die Zukunft, in der die SPD weiterhin gebraucht werde: Die Partei müsse einerseits die Globalisierung gerecht gestalten. Andererseits sei es lebenswichtig „für unsere Demokratie, dass die Kommunen vor Ort finanziell handlungsfähig bleiben.“
Bürgermeisterin Maria Unger hob in ihrem Grußwort hervor, dass sich die Gütersloher SPD und ihre Mitglieder durch ihren „kritischen Diskurs“ und ihre Suche nach den richtigen Antworten verdient gemacht haben.