Sie springen über Mauern und durch Traktorreifen, balancieren auf dünnen Stahlrohren und trotzen mit ihren Bewegungen nicht nur der Schwerkraft, sondern vor allem der Hitze. Das siebte Parkour-Camp auf dem Gelände der Janusz-Korczak-Schule war am vergangenen Wochenende ein voller Erfolg.
Von Freitag bis Sonntag trafen sich 200 Parkour-Sportler aus ganz Deutschland und der Schweiz, um unter dem Motto „try, try again!“ ihre Fähigkeiten zu verbessern, sich auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Bei bis zu 40 Grad in der Sonne bekam das Ziel der Sportart – das Überwinden tatsächlicher sowie eigener mentaler und physischer Grenzen – eine weitere Bedeutung. „Es ist absolutes Kreislaufwetter, geht in den Schatten, macht Pausen, trinkt viel“, appellierte Claus-Peter Mosner, Verantwortlicher beim ausrichtenden Fachbereich Jugend und Bildung der Stadt, an die zumeist jungen Sportler. Dafür standen ein Pool sowie eine Obst- und Wasserflatrate bereit, die auch gerne genutzt wurden: Gut 170 Kästen Wasser, also knapp 2.000 Liter, wurden verbraucht. Weil die Traceure zudem ihre Leistungsgrenzen richtig einschätzen konnten, mussten die Sanitäter lediglich zwei Zuschauer wegen Kreislaufproblemen behandeln. Für Claus-Peter Mosner keine Überraschung: „Parkour ist anders als beispielsweise Fußball. Hier muss niemand auf den Platz gehen und funktionieren. Bei uns herrscht kein Leistungsdruck, sondern eine Wohlfühlatmosphäre, da lernt man, auch mit der Hitze umzugehen.“
An zahlreichen Hindernissen verfeinerten die Sportler ihre Techniken wie Tic Tac, Mauerüberwindungen, Landungen, Balancieren, Loslassen oder Durchbruch und beeindruckten damit die zuschauenden Gäste um Bürgermeisterin Maria Unger, die die Traceure längst ins Herz geschlossen hat. „Dieses Camp ist und bleibt einzigartig. Es ermöglicht, etwas Entscheidendes zu lernen – nämlich, sich selbst und anderen Menschen zu vertrauen, seine innere Stärke zu finden und stabile Brücken der Freundschaft in der Welt zu bauen“, lobte die Bürgermeisterin. Seit 2008 sei Parkour ein positiver, fester und sichtbarer Bestandteil Güterslohs, betonte sie. Umso mehr freuten sich beide Seiten über die Botschaft vom Bau eines fest installierten Parkour-Parks, der Dank einer großzügigen Spende von Werner Gehring bis 2016 umgesetzt werden soll. „Ich werde Parkour auch weiter mit dem Herzen verfolgen und euch unterstützen, wo ich kann", versprach Maria Unger zum Abschied und nahm ein T-Shirt mit allen Unterschriften sowie einen Strauß Rosen von den Traceuren entgegen.
Vor allem diese herzliche Atmosphäre mache das Camp aus, sagte Organisator Claus-Peter Mosner. Dazu trugen auch mehr als 40 ehrenamtliche Helfer sowie das attraktive Rahmenprogramm bei: Capoeira, Tricking, Massagekurse, mentales Coaching, ein Auftritt der Band Bartosz und vieles mehr ergänzten den sportlichen Teil des Parkour-Camps und machten Lust auf die nächste Ausgabe.