Zwei Jahrzehnte aktive kommunale Teilhabe
Begonnen hatte es 1984, als der Rat sich für die Bildung eines Seniorenbeirates entschied, um so die ständig wachsende ältere Bevölkerung an der kommunalen Entwicklung zu beteiligen. Allerdings durften die 13 Mitglieder (7 in Direktwahl, 5 von den Wohlfahrtsverbänden und ein vom Ausländerbeirat entsandtes Mitglied) wohl Anträge und Stellungnahmen abgeben, aber das Rederecht in den Ratsausschüssen blieb ihnen bis heute quasi versagt, bzw. ist vom Verhalten des jeweiligen Ausschussvorsitzenden abhängig. Auch die in jeder Wahlperiode vom Rat entsandten 4 Mitglieder änderten daran nichts und in den Fraktionsgesprächen reagierte man mehr abwartend.
Dabei waren die 20 Jahre geprägt von intensiver Arbeit als das Interessenorgan der älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger. Das wurde auch in den vielen Stellungnahmen deutlich. Und diese zogen sich wie ein roter Faden durch die beiden Jahrzehnte. Da war es vor allem der ÖPNV, der ja als Bindeglied, die vielen Streusiedlungen mit der Stadtmitte verband und so die Quartiersentwicklung beeinflusste. Dazu kamen die Forderungen nach mehr Barrierefreiheit, nach mehr Sicherheit und Beweglichkeit, um so die Mobilität jüngerer wie älterer Menschen auszubauen.
Von Anfang an setzte sich der Seniorenbeirat für mehr Sicherheit in den Bussen, barrierefreie und überdachte Haltestellen und entsprechende Quartiersanbindungen ein. So wurde das zeitlich befristete Projekt „Ältere als Busbetreuer“ installiert, um die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler zu erhöhen.
Natürlich wurde an den ständig neuen ÖPNV – Planungen mitgearbeitet. Leider fehlt eine wetterfeste Unterstellmöglichkeit am ZOB. Experimentierfreude, um andere Bus- oder Fahrkartensysteme zu testen, ist nicht erkennbar. Dazu kommt, dass die eingesetzten Niederflurbusse in der Regel nicht abgesenkt werden, damit bleibt das Ein- und Aussteigen beschwerlich.
Der Seniorenbeirat hat sich immer für kleine Wohninseln, mit Tages- Kurzzeitpflege aber auch überschaubare Pflegeplätze ausgesprochen. Gerade Wohngemeinschaften schaffen die Atmosphäre die es ermöglicht am Leben weiter teilzunehmen. Inzwischen hat hier ein Umdenken stattgefunden. Natürlich ist man regelmäßiger Gast in den Senioreneinrichtungen und nimmt so aktiv an den Weiterentwicklungen teil.
Dies gilt auch für die Wohnsituation älterer Menschen. Hier galt und gilt es entsprechenden barrierefreien, vor allem preiswerten Wohnraum zu schaffen, der gleichzeitig auch die Anforderung nach mehr Mobilität entspricht. Die geforderte und inzwischen etablierte Wohnraumberatung berät und fördert bei Maßnahmen, die ein möglichst langes Leben in der eigenen Wohnung ermöglichen.
Das alles hat aber auch etwas mit einer entsprechenden Quartiersentwicklung zu tun. Avenwedde Mitte ist da erst der Anfang. Menschen brauchen in ihren Wohnquartieren nicht nur entsprechende Versorgungsbereiche, sondern auch eine Anlaufstelle, um gemeinsam das Zusammenleben zu gestalten. Der Seniorenbeirat hat hier für die nächste Quartiersentwicklung Blankenhagen vorgeschlagen.
Damit die Sicherheits- und Mobilitätskonzepte auch bei den Älteren ankommen konnten inzwischen alle Bereiche weiter ausgebaut werden. So finden regelmäßige Veranstaltungen mit der Polizei statt, um über die unterschiedlichen Kriminalitätsbewegungen zu informieren und um entsprechende Schutzhinweise zu geben. Das fängt beim immer noch aktuellen Enkeltrick an, geht über die überteuerten Kaffeefahrten bis hin zur Eigensicherung.
Um wirklich mobil zu bleiben helfen Rollatoren, die als Fortbewegungsmittel inzwischen nicht nur eine Selbstverständlichkeit sind, sondern auch das Stadtbild positiv bereichern. Bei den Schulungen mit der Verkehrswacht geht es um mehr Sicherheit und um das Einstellen der Geräte. Daneben werden in Informationsveranstaltungen mit der Verkehrswacht und der Sparkassen-Stiftung gerade ältere Verkehrsteilnehmer auf sichtbare Erkennungsmerkmale in den Dämmerungsstunden hingewiesen. In den E-Bike Schulungen werden durch die rasante Ausbreitung der Pedelecs notwendige Informationen und Ratschläge der Experten gegeben. Und auch das PKW Sicherheitsseminar auf dem ehemaligen Flughafen findet immer mehr Zuspruch.
Diese vom Seniorenbeirat initiierten Bereiche sind inzwischen vom Landespräventionsrat als besondere Modellvorhaben herausgestellt worden.
Wir wissen, dass Sicherheit in den städtischen Innenbereichen nur dann angstfrei funktioniert wenn sich alle an die Verkehrsregeln halten. Nicht umsonst fordert der Seniorenbeirat Radfahrer aus den sogenannten Fußgängerzonen herauszuhalten. Denn immer wieder kommt es zu lebensbedrohlichen Situationen nicht nur für Kinder, sondern auch für ältere Menschen.
Um auch ältere Menschen in Bewegung zu halten, denn dies ist die einzige Möglichkeit fit zu bleiben, arbeitet der Seniorenbeirat ganz eng mit dem Kreissportbund und den Sportvereinen zusammen, um so entsprechende Übungsprogramme zu entwickeln. Die Arbeitsgruppe SIBA (Sport im besten Alter) ist inzwischen ein landesweites Vorzeigeobjekt geworden.
Aber auch die Unterhaltung kommt nicht zu kurz. Inzwischen hat der Seniorenbeirat gemeinsam mit dem Bambi/Löwenherz-Kino eine Filmreihe entwickelt, die an jedem ersten Mittwoch im Monat viele Ältere in ihren Bann zieht.
Natürlich war der Seniorenbeirat nicht nur Befürworter des Theaterneubaus, sondern hat immer wieder die Stimme nach mehr kultureller Vielfalt erhoben.
Der Beirat aber erhob auch dann immer seine Stimme, wenn es darum ging Fehlplanungen aufzuzeigen. Da war die Kampagne um die Einführung von Dial4light, in denen in einigen im Außenbereich liegende Siedlungen abends die Beleuchtung abgestellt wurde und da war es der Neubau des nicht barrierefreien Rathauseinganges.
Die Probleme beim Betrieb des Wasserbandes auf dem Berliner Platz und die nicht vorhandenen Geländer an der Freilichtbühne Mohnspark und das fehlende mittlere Geländer an der Treppe zur Kegelbahn und der sehr breiten Treppe an der Stadthalle sorgen für Unsicherheit.
Gesellschaftspolitisch nehmen die Sorgen vor der zu erwartenden Altersarmut erheblich zu. Die Politik sollte endlich bereit sein hier umzusteuern, sonst werden große Teile der älteren Bevölkerung unter das Existenzminimum abstürzen und in eine noch nie dagewesene Altersarmut fallen. Die Teilhabe am Leben wird es für diese Menschen nicht mehr geben. Deswegen werden die Seniorenbeiräte immer wieder auf diese Entwicklung hinweisen.
Am Herzen liegt auch künftig der Austausch zwischen den europäischen Partnerstädten.
Die bisherigen Vorsitzenden:
1995 bis 1999 Eva Meinerts
1995 bis 2004 Wilhelm Krümpelmann +
2004 bis 2009 Wilhelm Krümpelmann +
2009 bis 2015 Dr. Frieder Großkraumbach / Jürgen Jentsch
2015 Jürgen Jentsch