Gütersloh/Rietberg. Vor lauter Grün ist kein Wasser mehr zu sehen. Ein dichter Pflanzenteppich bedeckt die Oberfläche des Schwarzen Grabens in Mastholte (Rietberg). Zumindest da, wo ‚Berky‘ noch nicht war. Berky ist ein Mähboot, das die Pflanzen da abmäht, wo sie wachsen, nämlich im Wasser. Zum ersten Mal hat sich die Gewässerunterhaltung des Kreises Gütersloh ein solches Boot ausgeliehen. „Wir wären hier mit unseren Baggern nicht weiter gekommen“, berichtet Heinz Brenke, für Kultur- und Wasserbau sowie die Gewässerunterhaltung zuständig.
Bagger, und sei der Arm noch so lang, hätten derzeit keine Chance, den ganzen Abschnitt der Gewässer zu bearbeiten. „Mit einem Bagger kommen wir häufig nur von einer Seite an das Gewässer, weil die andere Seite bepflanzt ist. Und derzeit steht an vielen Stellen noch Getreide oder Mais auf den Feldern.“ Der Schwarze Graben und die Glenne sind aber derart verkrautet, dass Brenke nicht warten wollte. Hier fließt nichts, der grüne Teppich ist so dicht, dass das Teichhuhn fast trocken ans andere Ufer kommen könnte. „Das haben wir noch nie erlebt, dass wir eine so starke Verkrautung haben“, meint Brenke und kann sich das eigentlich nur mit zwei milden Wintern in Folge erklären. Durch die Verkrautung sei der Hochwasserabfluss nicht mehr gegeben. Zudem gäbe es nicht mehr genügend Sauerstoff im Wasser. Klaus Horstkötter fährt ‚Berky‘ mal mit Mähaufsatz, mal mit Front-Sammelharke – am Ufer nimmt ihm Kollege Klaus Toppmöller mit dem Bagger die grüne Fracht ab. Ein benachbarter Landwirt verteilt die großen Mengen dann auf seinen Äckern.
Lediglich fünf Mitarbeiter zählt die Gewässerunterhaltung, die sich um 380 Kilometer Wasserläufe im ganzen Kreisgebiet kümmert. Mit einem Boot unterwegs zu sein, ist für Horstkötter Neuland: „Doch, das macht Spaß. Ich habe mich aber vorsichtshalber gut mit Mückenschutz eingesprüht.“ Und einen Gehörschutz braucht er, denn die 49-Diesel-PS der ‚Berky‘ machen einen ganz schönen Lärm, der Motor befindet sich direkt hinter Horstkötters Sitzplatz. Trotz der Premiere hat Horstkötter sich schnell an den Umgang mit dem Boot gewöhnt, auch wenn es gelegentlich zu leichten Schieflagen kommt, manövriert er den ‚Berky‘ sicher vor und zurück, schneidet und schiebt die Pflanzenmassen zusammen. Die Schiffsschraube wühlt sich durch das braune, undurchsichtige Wasser − durch die Arbeiten wurde der Grund hoch gespült und es riecht leicht streng. Kentern ist also nicht zu empfehlen, auch wenn der Graben nur gut einen bis anderthalb Meter tief ist. „Wir haben in der kommenden Woche noch viel zu tun“, erklärt Horstkötter mit Blick auf den langen grünen vor ihm liegenden Teppich. Circa 4,5 Kilometer ist die Strecke, die gemäht werden muss.
Der Mähaufsatz ist in Form eines umgedrehten Ts und kann über dem Grund die Wasserpflanzen abschneiden. Durch die senkrechten Messer zerschneidet das Mähwerk die Pflanzen so, dass das Mähgut an Steuer- und Backbord vorbei schwimmen kann. „Würden wir das vor dem Boot herschieben, dann würden wir nach ein paar Metern stehen bleiben. Die haben sich schon was gedacht bei der Konstruktion“, meint Brenke anerkennend. Brunnenkresse, Teichrosen und der Sumpfwasserstern sind verantwortlich für den grünen Teppich – vor allem letztere wachse wie ein Vorhang im Wasser, erläutert Brenke.
Zwei Wochen hat der Kreis Gütersloh das Boot geliehen, das fabrikneu rund 60.000 Euro kostet. Weit und breit gibt es nur eine einzige Firma – in Haren an der Ems –, die solche Boote im Angebot hat.