Kommunale Gesundheitskonferenz unterstützt Stiftung
Gütersloh. Die erfolgreiche Arbeit der Schlaganfall-Lotsen in Ostwestfalen-Lippe soll ausgeweitet werden. Breite Unterstützung erhält die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe von der Kommunalen Gesundheitskonferenz des Kreises Gütersloh, die vom Leiter des Fachbereichs Gesundheit, Ordnung und Recht geleitet wird. Dieses Gremium, dem insbesondere Vertreter von Kranken- und Pflegekassen, der kassenärztlichen Vereinigung, der Ärztekammer, der Krankenhäuser und Träger ambulanter nichtärztlicher pflegerischer sozialer Leistungen angehören, hat Mitte Juni einstimmig beschlossen, dass das Versorgungsnetz für Schlaganfallpatienten im Kreis Gütersloh gesichert und ausgebaut werden soll. Die Etablierung des Schlaganfall-Lotsen Projektes soll insoweit unterstützt, das Netzwerk von ehrenamtlichen Helfern ausgebaut und die Versorgungslücken geschlossen werden.
Positive Erfahrungen mit den Schlaganfall-Lotsen gibt es: Gestartet war das Projekt mit Geldern der Bürgerstiftung Gütersloh, die Schlaganfall-Hilfe hatte das Konzept erarbeitet. 2013 nahm die erste Schlaganfall-Lotsin amSt. Elisabeth-Hospital ihre Arbeit auf. Kurze Zeit später wurde das Modellprojekt dank Förderung des Landes auf Ostwestfalen ausgeweitet: Fünf Lotsen arbeiteten in Gütersloh, Bielefeld, Herford und Bad Oeynhausen.
Was die Schlaganfall-Lotsen machen, beschreibt Dr. Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, kurz und knapp: „Du kommst als Patient und bist plötzlich auf dich allein gestellt!“ Es habe sich gezeigt, dass die Verzahnung zwischen Behandlung, Reha und Nachsorge nicht ausreichend vorhanden ist. Der Lotse, als Träger der Patientendaten, vermittelt etwa Reha-Maßnahmen, strickt ein Netz von Hilfeangeboten um den Patienten herum. Brinkmeier: „Sie begleiten die Betroffenen, denn ein Schlaganfall führt häufig zu einer sofortigen Hilflosigkeit.“ Die Unterstützung des Lotsen reicht von der Aufklärung über die Information und Vermittlung von medizinisch-therapeutischen Maßnahmen, Antragsmodalitäten bis hin zur Beratung bei Lebensstil-Änderungen. „Mit ihrem Fachwissen unterstützen die Lotsen auch die Angehörigen. Und der Ansatz ist sektorenübergreifend, sie sind Manager an den Schnittstellen der Erkrankung.“
Zur Umsetzung des Beschlusses der Kommunalen Gesundheitskonferenz unterzeichneten Landrat Sven-Georg Adenauer und Brinkmeier nun einen entsprechenden Letter of Intent. „Wir wollen zeigen, dass das eine gute Sache ist und wir das politisch unterstützen“, erklärte der Landrat seine Unterschrift.
„Wir wollen allerdings nicht nur Im Kreis Gütersloh, sondern in ganz OWL bei einer der wohl verbreitetsten Krankheiten überhaupt zeigen, dass man die Patienten besser versorgen kann“, erklärte Brinkmeier. Neben dieser Unterstützung der Gesundheitskonferenz hat Dr. Michael Brinkmeier einen Förderantrag beim Bund gestellt, um dieses Projekt finanzieren zu können. Der Gesetzgeber hatte die Krankenkassen zu einem Innovationsfonds verpflichtet: 300 Millionen Euro sollen sie jährlich vier Jahre lang in einen Fonds einzahlen, aus dem sektorenübergreifende Projekte finanziert werden. Der Letter of Intent kann der Bewerbung in Berlin zusätzliches Gewicht geben, freut sich Brinkmeier. Geplant sind ähnliche Unterstützerschreiben aus den anderen Kreisen und der Stadt Bielefeld. „Wir könnten OWL zu einer Musterregion bei der besseren Versorgung von Patienten machen.“
Das OWL-weite Lotsen-Projekt würde rund 8 Millionen Euro jährlich aus dem neuen Fördertopf benötigen. Den Antrag hat Brinkmeier gemeinsam mit Partnern in OWL für drei Jahre gestellt. Zwei Lotsen pro Kreis sollen eingesetzt werden, insgesamt rund 2.000 Patienten versorgt werden. Das wäre noch keine Vollversorgung, gibt Brinkmeier zu bedenken. Dennoch denkt er bereits weiter. „Wenn wir zeigen, dass die Lotsen bei Schlaganfall-Patienten erfolgreich sind, könnte das System Vorbildcharakter für die Versorgung anderer Krankheitsbilder haben.“
Brinkmeier geht es in erster Linie um die bessere Versorgung von Erkrankten, doch auch volkswirtschaftlich hat er relevante Argumente: Die lebenslangen Kosten eines Schlaganfalls lägen durchschnittlich bei 45.000 Euro. Wenn man verhindere, dass sich ein Schlaganfall wiederholt und den Patienten wieder zu einem gesunden Leben verhilft, in dem er wieder einer Arbeit nachgehen kann, rechne sich der Einsatz von Schlaganfall-Lotsen auch volkswirtschaftlich.