Wilfried Kochs Glasfenster in Entwurf und Ausführung
Rietberg. Klingt erstmal merkwürdig, ist aber so: »Kartons für Glasfenster« heißt die neue Ausstellung im Kunsthaus Rietberg – Museum Wilfried Koch, die das Museum gegenwärtig in allen leuchtenden Farben erhellt. Ab Samstag, 6. Februar, werden Glasmalereien des Varenseller Künstlers Wilfried Koch gezeigt, die traditionell sakrale Themen in den Vordergrund stellen. Aktuell ist das Museum wegen Umbauarbeiten geschlossen. Ab Samstag kann die neue Ausstellung dienstags bis sonntags in der Zeit von 14.30 bis 18 Uhr besucht werden.
Die Glasmalerei hat einen besonderen Stellenwert in der bildenden Kunst, denn keine andere Malart bewirkt eine so hohe Farbleuchtkraft und so große Helligkeitsunterschiede wie ein durchsichtiges Glasbild. Die Farbenpracht erzeugt eine feierliche Stimmung und wird deshalb überwiegend im sakralen Bereich verwendet. In der Ausstellung werden Vorlagen im Maßstab 1:1, aber auch Beispiele ausgeführter Arbeiten gezeigt. Die räumlichen Möglichkeiten der Museums-Deele führen das Auge des Betrachters noch näher und damit intensiver an das malerisch-künstlerische Handwerk des Glasmalers heran.
Es werden zum Beispiel sieben Entwürfe von musizierenden Engeln gezeigt, die als Fenster einen Gang im Garten des Privathauses Koch zieren. Eines der Bildnisse wurde im Original aus der Gartenmauer genommen und eigens in die Ausstellung gegeben. Bemerkenswert sind zudem zwei Glaskartons, deren Motive Wilfried Koch auch als Ölbilder malte und auf diese Weise in ganz neue Versionen überführte.
Ein erst 2010 nach einem Karton von 1970 gefertigtes Glasbild in moderner Fusing-Technik (Farbglas-Verschmelzung) mit allegorischen Gestalten und Motiven schwebt im freien Raum der Deele. Als die Hauptstücke der Ausstellung sind Kartons für einen kreuzförmigen Kirchen-Altar anzusehen, die ebenfalls in französischem Betonglas verwirklicht wurden. Das Mittelstück des Altars mit Cherubim und Seraphim kann zu Marienfesten gegen ein anderes gleichgroßes Glasbildmotiv ausgewechselt werden. Die Kreuzarme des Wechselaltares zeigen die Allegorien der vier Evangelisten in großzügiger Flächigkeit. Zur Ausstattung der Kirche gehören auch der Tabernakel und das Ambo, die als Gemälde gezeigt werden.
Die Galerie des Museums zeigt die begleitende Ausstellung »Wege zur Porträtmalerei II«. Frühe Porträtgraphiken Kochs bezeugen die erstaunliche technische und menschliche Reife des noch sehr jungen Mannes auf der Suche nach Sinn und Form. Der Künstler erinnert sich an diese Zeit wie folgt: „In der Rückschau sehe ich schon bei den sehr frühen Bildnissen, die ich 1946 als 17-Jähriger anfertigte, Zugänge zu den Charakteren und Befindlichkeiten der Menschen. Die zu erkennen war von Anfang an mein heißer Wunsch. Aber nie wollte ich etwas ‚ins Gesicht hineinlegen‘. Mir genügte es, zu zeichnen und zu malen, was mein Gegenüber-Mensch mir in seinem Gesicht darbot und ich als gewachsene Formen zu erkennen imstande war.“
Weitere Informationen zur Ausstellung im Internet unter www.museum.rietberg.de oder per Telefon: (05244) 986-373.