Osteuropa im Fokus des 8. Unternehmertreffens der Wirtschaftsinitiative
Kreis Gütersloh. Auch in diesem Jahr lud die Wirtschaftsinitiative des Kreises Gütersloh Unternehmen zur offenen Mitgliederversammlung und zum 8. Unternehmertreffen ein. Rund 90 Interessierte, davon 40 Mitglieder, folgten der Einladung ins Gütersloher Kreishaus. Landrat Sven-Georg Adenauer und Volker Ervens, Vorsitzender der Wirtschaftsinitiative Kreis Gütersloh e. V., begrüßten die Unternehmerinnen und Unternehmer herzlich und leiteten die offene Mitgliederversammlung ein. In dieser wurde u. a. die Arbeit der pro Wirtschaft GT vorgestellt. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Gütersloh wurde im vergangenen Jahr durch die 120 Mitglieder der Initiative mit 60.000 Euro unterstützt. Aufgabe der pro Wirtschaft GT ist es unter anderem, den Standort für Fachkräfte attraktiv zu gestalten und Unternehmen bei der Fachkräftesicherung zu unterstützen. Dafür bietet die pro Wirtschaft GT viele kostenlose Beratungsmöglichkeiten sowie Veranstaltungen und Angebote für Nachwuchs-, Fach- und Führungskräfte an.
Nach der offenen Mitgliederversammlung wurde der Abend durch Gabriele Schöler, Senior Project Manager der Bertelsmann-Stiftung und Jan-Hendrik Mohr, Vertriebsvorstand und Mitglied der Konzernleitung der Claas KGaA mit zwei Impulsvorträgen zum Thema Russland fortgesetzt.
„Russland – Freund oder Feind?“ war die Frage, mit der sich Gabriele Schöler beschäftigte. Sie beleuchtete, wie es zu den derzeitigen massiven Differenzen mit der einst befreundeten Nation kam und betrachtete die Argumente für und gegen Russland. Anhand der Argumente zwischen „Russland-Verstehern“ und „Russland-Kritikern“ zeigte sie, warum sich die deutsche Öffentlichkeit so schwer mit dem veränderten Verhältnis Russlands zu Deutschland bzw. Europa tut. Abschließend betrachtete sie die aktuellen Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft in NRW. „Das größte Land der Erde scheint für NRW zum Außenhandelszwerg zu werden“, so Schöler. In den letzten zwei Jahren seien die Exportquoten um 20,3% gesunken, der Abwärtstrend verschärfe sich weiter, davon sind auch der Maschinenbau und die Landwirtschaftstechnik betroffen.
Für die Firma Claas konnte Jan-Hendrik Mohr eine andere Entwicklung aufzeigen. Das Konzernleitungsmitglied stellte den russischen Markt aus Sicht der Firma Claas vor und blickt positiv in die Zukunft. Das Harsewinkeler Unternehmen führt seit 1991 erfolgreiche Handelsbeziehungen und hat als erster westlicher Hersteller im Jahr 2003 ein eigenes Werk in Krasnodar im Süden Russlands errichtet. Diese Produktion wird aktuell gerade weiter ausgebaut. Die neue Fabrik wird bei ihrer Eröffnung im Oktober die modernste Landtechnik-Produktion in Europa sein. Nach Einschätzung von Mohr besitzt Russland das gleiche Potenzial wie Westeuropa; rund 8.500 Mähdrescher kann der Markt in einem normalen Jahr aufnehmen. Der multilokal agierende Konzern strebt in Russland den Ausbau des Händlernetzes und die Anerkennung als sog. "vaterländisches Unternehmen" an, um u.a. einen Zugang zu staatlichen Finanzierungsmöglichkeiten zu erhalten. „Der russische Markt ist von großer Bedeutung. Die Chancen und Potentiale müssen genutzt werden, daher muss der Dialog weiter fortgeführt werden“, so Mohr. „Die politische Situation ist zwar schwierig, aber die riesige Landmasse und damit das Potenzial bleiben“.
Nach den Vorträgen nutzten die Besucher die Möglichkeit, direkt Fragen zu stellen und beim anschließenden get together eigene Erfahrungen und Meinungen auszutauschen. Volker Ervens ist mit dem Verlauf des Abends zufrieden: „Wir freuen uns über das uns und der pro Wirtschaft GT entgegengebrachte Vertrauen unserer heimischen Unternehmen und darüber, dass unsere Ideen für den Kreis Gütersloh durch sie mitgetragen werden.“ Die pro Wirtschaft GT ist der zentrale Ansprechpartner und Lotse für alle Wirtschafts- und Standortfragen im Kreis Gütersloh. Bei Bedarf vermittelt sie Kontakte zu passenden Experten und Praktikern.